25.10.2021

Die Natur Jesu



Die Katholiken und viele Protestanten lehren die Lehre von der Erbsünde. Der Grundgedanke ist, daß wir als Sünder geboren werden, weil Adam uns die Schuld seiner Sünde vererbt hat. Mit anderen Worten, wir sind einfach deshalb schuldig, weil wir als Nachkommen Adams sündiges Fleisch erben. Wäre Jesus mit der gleichen sündigen Natur wie der Rest der Menschheit geboren worden, wäre er nach dieser Auffassung von Geburt an sündig gewesen. In einem solchen Fall hätte Jesus einen Retter gebraucht.

Es besteht kein Zweifel, daß jeder Mensch auf dieser Welt mit einer sündigen menschlichen Natur geboren wurde. Das heißt, der Sog der Sünde (Einzahl) wohnt in jedem Nachkommen Adams und die Macht der Sünde verleitet uns dazu, Sünden (Mehrzahl) zu begehen.

Der Apostel Paulus beschreibt diese sündige Natur mit Ausdrücken wie "Begierden des Fleisches", Kampf zwischen "dem Gesetz Gottes, und dem Fleisch das dem Gesetz der Sünde", dienen will oder "die Begierden unserer sündigen Natur".

Diese Ausdrücke beziehen sich nicht auf konkrete sündige Handlungen, sondern vielmehr auf unsere inneren sündigen Neigungen und Tendenzen, die uns dazu verleiten, Sünden zu begehen. Diese inneren Neigungen zum Ungehorsam werden jedoch erst dann sündig, wenn wir den Begierden unserer sündigen Natur nachgeben.

Jakobus 1:13-15 erklärt, wie unsere sündige Natur uns dazu verleitet, echte Sünden zu begehen.

"Niemand sage, wenn er versucht wird: Ich werde von Gott versucht. Denn Gott kann nicht versucht werden zum Bösen, und er selbst versucht auch niemand; sondern jeder Einzelne wird versucht, wenn er von seiner eigenen Begierde gereizt und gelockt wird. Danach, wenn die Begierde empfangen hat, gebiert sie die Sünde; die Sünde aber, wenn sie vollendet ist, gebiert den Tod."

Jesus ließ sich nie von seinen eigenen Begierden verführen. Er hatte wohl Begierden und Verlockungen, aber in dem Moment, als die Versuchung kam, diesen Begierden und Verlockungen nachzugeben, wies er sie zurück. Jesus hat die Versuchung überwunden, bevor sie überhaupt entstanden war!

Was ist Sünde?

Wir sündigen, wenn wir uns entscheiden, entgegen dem offenbarten Willen Gottes zu handeln, zu sprechen oder zu denken. Sünde ist, wenn wir unserer gefallenen menschlichen Natur erlauben, gegen den Willen Gottes zu handeln. Wenn Sünde nicht eine Frage der Natur, sondern der Wahl ist, dann hätte Jesus unsere sündige menschliche Natur erben können, ohne ein Sünder zu werden.

Jesus blieb sündlos, weil er in dem Moment, als die Versuchung kam, beschloss, Gott zu gehorchen, und niemals zuließ, daß Seine sündige menschliche Natur sein Handeln bestimmte. Sein Erbe war wie unseres, aber seine Entscheidungen waren anders.

‭‭5. Mose‬ ‭24:16‬ ‭

"Die Väter sollen nicht für die Kinder getötet werden und die Kinder sollen nicht für die Väter getötet werden, sondern jeder soll für seine Sünde getötet werden."

Hesekiel‬ ‭18:20

"Die Seele, welche sündigt, die soll sterben! Der Sohn soll nicht die Missetat des Vaters mittragen, und der Vater soll nicht die Missetat des Sohnes mittragen. Auf dem Gerechten sei seine Gerechtigkeit, und auf dem Gottlosen sei seine Gottlosigkeit!"

Hebräer‬ ‭2:17

"Daher musste er in jeder Hinsicht den Brüdern ähnlich werden, damit er ein barmherziger und treuer Hoherpriester würde in dem, was Gott betrifft, um die Sünden des Volkes zu sühnen;‬"

In seinem Menschsein hatte Christus Anteil an unserer sündigen, gefallenen Natur. Wenn nicht, dann wurde er nicht "seinen Brüdern gleich gemacht", wurde nicht "in allen Stücken versucht wie wir", hat nicht überwunden, was wir überwinden müssen, und ist daher nicht der vollständige und vollkommene Erlöser, den der Mensch braucht und haben muss, um gerettet zu werden.

Die Vorstellung, Christus sei von einer unbefleckten oder sündlosen Mutter geboren worden, habe dadurch keine Neigung zur Sünde geerbt und konnte aus diesem Grund nicht sündigen, entfernt ihn aus dem Bereich einer gefallenen Welt und von dem Ort, an dem Hilfe benötigt wird. Auf seiner menschlichen Seite hat Christus genau das geerbt, was jedes Kind Adams erbt - eine sündige Natur. Was die göttliche Seite betrifft, so wurde er von seiner Empfängnis an aus dem Geist gezeugt und geboren. Und all das geschah, um die Menschheit auf eine gute Ausgangsbasis zu stellen und zu zeigen, daß jeder, der "aus dem Geist geboren" ist, auf dieselbe Weise Siege über die Sünde in seinem eigenen sündigen Fleisch erringen kann. So soll ein jeder überwinden, wie Christus überwunden hat. Offenbarung 3:21. Ohne diese Geburt kann es keinen Sieg über die Versuchung und keine Erlösung von der Sünde geben. Johannes 3:3-7.

Wo hat Gott in Christus die Sünde verurteilt und für uns den Sieg über Versuchung und Sünde errungen?

Römer‬ ‭8:3‬

"Denn was dem Gesetz unmöglich war — weil es durch das Fleisch kraftlos war —, das tat Gott, indem Er Seinen Sohn sandte in der gleichen Gestalt wie das Fleisch der Sünde und um der Sünde willen und die Sünde im Fleisch verurteilte.‭"

‭‭Gott hat in Christus die Sünde verurteilt, nicht indem er sie lediglich als Richter auf dem Richterstuhl verurteilte, sondern indem er im Fleisch kam und in der Gestalt des sündigen Fleisches lebte, ohne jedoch zu sündigen. In Christus hat er gezeigt, daß es durch seine Gnade und Macht möglich ist, der Versuchung zu widerstehen, die Sünde zu überwinden und ein sündloses Leben im Fleisch zu führen.

Nach der römisch-katholischen Theologie werden Babys mit der Erbsünde geboren und müssen daher als Säuglinge getauft werden, um den Makel so schnell wie möglich zu beseitigen.

Die biblische geprägte Sichtweise ist anders. Wir glauben, daß wir die Folgen von Adams Sünde, d.h. seine sündige menschliche Natur, geerbt haben, daß Gott uns aber nicht für schuldig hält, solange wir uns nicht für die Sünde entscheiden. Die biblische Theologie lehrt, daß wir eine sündige menschliche Natur erben, die zur Sünde neigt, und daß Gott uns aus diesem Grund an der göttlichen Natur teilhaben lässt, um die Sünde im sündigen Fleisch zu überwinden. Leider wird die sündige Natur umso stärker, je mehr wir dem Sog unserer sündigen menschlichen Natur nachgeben. Mit anderen Worten: Die Natur, die wir nähren, wird stark, während die Natur, die wir aushungern, schwach wird. Die sündige Natur Jesu wurde zu Tode gehungert.

Die Bibel über die menschliche Natur von Christus

Römer‬ ‭1:3-4‬ ‭(Jesus hat das Wesen seiner Vorfahren geerbt)

"Nämlich das Evangelium von Sseinem Sohn, der hervorgegangen ist aus dem Samen Davids nach dem Fleisch und erwiesen ist als Sohn Gottes in Kraft nach dem Geist der Heiligkeit durch die Auferstehung von den Toten, Jesus Christus, unseren Herrn,"

Johannes‬ ‭1:14 (Jesus hat unser Fleisch angenommen)

"Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns; und wir sahen Seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit."

‭‭Römer‬ ‭8:1-3‬ ‭

"So gibt es jetzt keine Verdammnis mehr für die, welche in Christus Jesus sind, die nicht gemäß dem Fleisch wandeln, sondern gemäß dem Geist. Denn das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus hat mich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes. Denn was dem Gesetz unmöglich war — weil es durch das Fleisch kraftlos war —, das tat Gott, indem Er Seinen Sohn sandte in der gleichen Gestalt wie das Fleisch der Sünde und um der Sünde willen und die Sünde im Fleisch verurteilte."

Das Wort homoiomati ("gleichen") kommt im Neuen Testament dreimal vor (Römer 8,3; Hebräer 2,17; Philipper 2,7), und jedes Mal hat die Bedeutung mit Ähnlichkeit zu tun, nicht mit Unterschied. Es ist klar, daß Jesus nicht mit uns identisch war. Auf welche Weise war er anders? War Er anders, weil Er Adams Natur vor dem Sündenfall annahm und nicht danach?

Der Hebräerbrief sagt uns, daß Jesus in allem seinen Brüdern gleich war, bis auf die Sünde (das heißt die Übertretung des Gesetzes). Mit anderen Worten: Jesus hatte sündiges Fleisch wie wir, aber Er war nicht ganz so wie wir, denn Er hatte nie eine Neigung oder einen bösen Hang zur Sünde. Er stand so sehr unter der Kontrolle des Heiligen Geistes, daß Er vor dem Bösen zurückschreckte. Seine menschliche Natur war sicherlich nicht wie die Adams vor dem Sündenfall, denn dann wäre Er nicht ähnlich, sondern anders gewesen.

Hebräer 2:11-18 Ist jeder Mensch, der auf die Welt kommt, ein "Bruder" Jesu?

"Denn sowohl der, welcher heiligt, als auch die, welche geheiligt werden, sind alle von einem. Aus diesem Grund schämt Er sich auch nicht, sie Brüder zu nennen, sondern spricht: »Ich will Meinen Brüdern Deinen Namen verkündigen; inmitten der Gemeinde will Ich Dir lobsingen!« Und wiederum: »Ich will Mein Vertrauen auf Ihn setzen«; und wiederum: »Siehe, Ich und die Kinder, die mir Gott gegeben hat«. Da nun die Kinder an Fleisch und Blut Anteil haben, ist Er gleichermaßen dessen teilhaftig geworden, damit Er durch den Tod den außer Wirksamkeit setzte, der die Macht des Todes hatte, nämlich den Teufel, und alle diejenigen befreite, die durch Todesfurcht ihr ganzes Leben hindurch in Knechtschaft gehalten wurden. Denn Er nimmt sich ja nicht der Engel an, sondern des Samens Abrahams nimmt Er sich an. Daher mußte Er in jeder Hinsicht den Brüdern ähnlich werden, damit Er ein barmherziger und treuer Hoherpriester würde in dem, was Gott betrifft, um die Sünden des Volkes zu sühnen; denn worin Er selbst gelitten hat, als Er versucht wurde, kann Er denen helfen, die versucht werden."

Jesus wurde in allen Punkten versucht, wie wir, nicht nur wie Adam.

Hebräer‬ ‭4:15‬ ‭

"Denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der kein Mitleid haben könnte mit unseren Schwachheiten, sondern einen, der in allem versucht worden ist in ähnlicher Weise wie wir, doch ohne Sünde."

Jesus wurde von einer Frau geboren, genau wie wir auch.

Galater‬ ‭4:4+5‬ ‭

"Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und unter das Gesetz getan, damit er die, welche unter dem Gesetz waren, loskaufte, damit wir die Sohnschaft empfingen."

Paulus sagt uns, daß Jesus "wie" die Menschen wurde. Beschreibt das Wort "wie" eine Ähnlichkeit oder einen Unterschied? Aus dem Zusammenhang geht eindeutig hervor, daß das Wort "ähnlich" bedeutet:

Philipper‬ ‭2:6-8‬ ‭

"Der, als Er in der Gestalt Gottes war, es nicht wie einen Raub festhielt, Gott gleich zu sein; sondern Er entäußerte sich selbst, nahm die Gestalt eines Knechtes an und wurde wie die Menschen; und in Seiner äußeren Erscheinung als ein Mensch erfunden, erniedrigte Er sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tod, ja bis zum Tod am Kreuz."

Wurde Jesus von innen heraus versucht, wie wir es werden? Ja, aber Er hat Seiner sündigen menschlichen Natur nie erlaubt, Ihn zu kontrollieren. Jesus ließ nicht zu, daß die Sünde in Seinem Leben Platz hatte.

Jakobus‬ ‭1:13-15

"Niemand sage, wenn er versucht wird: Ich werde von Gott versucht. Denn Gott kann nicht versucht werden zum Bösen, und Er selbst versucht auch niemand; sondern jeder Einzelne wird versucht, wenn er von seiner eigenen Begierde gereizt und gelockt wird. Danach, wenn die Begierde empfangen hat, gebiert sie die Sünde; die Sünde aber, wenn sie vollendet ist, gebiert den Tod.‬‭"

Psalm 51:7

"Siehe, in Schuld bin ich geboren, und in Sünde hat mich meine Mutter empfangen."

Hesekiel‬ ‭18:20

"Die Seele, welche sündigt, die soll sterben! Der Sohn soll nicht die Missetat des Vaters mittragen, und der Vater soll nicht die Missetat des Sohnes mittragen. Auf dem Gerechten sei seine Gerechtigkeit, und auf dem Gottlosen sei seine Gottlosigkeit!"

Sünde ist die Übertretung des Gesetzes. Wir sündigen, wenn wir unserer sündigen menschlichen Natur erlauben, sich in sündigen Handlungen auszudrücken.

1. Johannes 3:4

"Wer Sünde tut, der übertritt auch das Gesetz; denn Sünde ist die Übertretung des Gesetzes."

Böse Neigungen?

Was sind "böse Neigungen"? Es handelt sich um Neigungen zur Sünde, die durch sündigen Genuß verstärkt worden sind. Die Neigung selbst ist nicht sündhaft, solange wir ihr nicht nachgeben, und wenn wir ihr nachgeben, wird sie immer stärker.

Eine Neigung ist eine Neigung zur Sünde. Wenn die Neigung unter der Kontrolle des Heiligen Geistes steht, ist die Neigung nicht sündhaft. Die angeborenen Neigungen zur Sünde werden erst dann zu "bösen Neigungen", wenn wir der Versuchung nachgeben, und je mehr wir nachgeben, desto stärker wird die sündige Neigung.

Übersetzung Alex Janzen, Oktober 2021©




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