26.09.2022

"Wegen der Übertretung..."

 




Galater 3:17-19

"Das aber sage ich: Ein von Gott auf Christus hin zuvor bestätigtes Testament wird durch das 430 Jahre danach entstandene Gesetz nicht ungültig gemacht, sodaß die Verheißung aufgehoben würde. Denn wenn das Erbe durchs Gesetz käme, so käme es nicht mehr durch Verheißung; dem Abraham aber hat es Gott durch Verheißung geschenkt."

Wozu nun das Gesetz? Der Übertretungen wegen wurde es hinzugefügt, bis der Same käme, dem die Verheißung gilt, und es ist durch Engel übermittelt worden in die Hand eines Mittlers.

  • Die Formulierung "wegen der Übertretung" beweist, daß das Gesetz bereits existierte, bevor es hinzugefügt wurde, und daß es hinzugefügt wurde, weil die Übertretung bereits existierte.

  • Dieser Vers beweist, daß es bereits vor dem Berg Sinai ein Gesetz gab.

  • Wir wissen das, weil Paulus auch schrieb: "Das Gesetz bewirkt nämlich Zorn; denn wo kein Gesetz ist, da ist auch keine Übertretung." (Römer 4:15). Da, wo kein Gesetz ist, gibt es auch keine Übertretung, das bedeutet im Umkehrschluß, daß es dort, wo ein Gesetz ist, auch eine Übertretung geben muß. Anders ausgedrückt: Paulus schreibt, daß dort, wo es Übertretungen gab, auch ein Gesetz war, das übertreten wurde!

  • Daher beweist dieser Text, daß es ein Gesetz vor der Gesetzgebung am Berg Sinai gab, denn es gab schon Übertretungen des Gesetzes bevor das Gesetz am Berg Sinai hinzugefügt wurde. Schauen wir uns ein paar Beispiele für Gesetzesübertretungen an:

2. Mose 16:28

"Da sprach der HERR zu Mose: Wie lange weigert Ihr Euch, zu halten Meine Gebote und Gesetze?"

Hier wird deutlich, daß die Gebote, insbesondere der Sabbat, mindestens einen Monat vor der Verkündigung des Gesetzes auf dem Gipfel des Berges Sinai übertreten wurden (vgl. 2. Mose 16:1, 19:1).

2. Petrus 2:8

"Denn dieweil er gerecht war und unter ihnen wohnte, daß er es sehen und hören mußte, quälten sie die gerechte Seele von Tag zu Tage mit ihren ungerechten Werken."

Hier schreibt Petrus, daß die Sodomiter "gesetzlose (gr. anomia) Werke" begingen. Daher können wir sagen, daß die Einwohner von Sodom Übertreter des Gesetzes waren. Tatsächlich heißt es, daß sie "Sünder" waren (1. Mose 13:13), und "durch das Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde" (Römer 3:20). Wenn Mose, der Verfasser vom buch 1. Mose, sagt, daß die Sodomiter Sünder waren, bedeutet das im Wesentlichen, daß sie Übertreter des Gesetzes waren. Auf die Frage, um welches Gesetz es sich handelt, zitiert Paulus das 10. Gebot, während er die Sünde erklärt, um zu verdeutlichen, um welches Gesetz es sich handelt (vgl. Römer 7:7).

1. Mose 39:7-9

"Und es begab sich nach dieser Geschichte, daß seines Herrn Weib ihre Augen auf Joseph warf und sprach: Schlafe bei mir! Er weigerte sich aber und sprach zu ihr: Siehe, mein Herr nimmt sich keines Dinges an vor mir, was im Hause ist, und alles, was er hat, das hat er unter meine Hände getan, und hat nichts so Großes in dem Hause, das er mir verhohlen habe, außer Dir, indem Du sein Weib bist. Wie sollte ich denn nun ein solch groß Übel tun und wider Gott sündigen?"

Hier verstand der Patriarch Joseph, daß es Sünde war, Ehebruch zu begehen und damit seinen Herrn und seinen Gott zu beleidigen. Mit der Frau von Potiphar zu schlafen, hielt er für eine "Sünde gegen Gott" (Vers 9). Da Sünde die Übertretung des Gesetzes ist (Römer 7:7 und 1. Johannes 3:4), weigerte sich Joseph im Grunde, gegen das Gesetz Gottes zu verstoßen.

1. Mose 4:6-9

"Da sprach der HERR zu Kain: Warum ergrimmst Du? und warum verstellt sich Deine Gebärde? Ist es nicht also? Wenn Du fromm bist, so bist Du angenehm; bist Du aber nicht fromm, so ruht die Sünde vor der Tür, und nach Dir hat sie Verlangen; Du aber herrsche über sie. Da redete Kain mit seinem Bruder Abel. Und es begab sich, da sie auf dem Felde waren, erhob sich Kain wider seinen Bruder Abel und schlug ihn tot. Da sprach der HERR zu Kain: Wo ist Dein Bruder Abel? Er sprach: Ich weiß nicht; soll ich meines Bruders Hüter sein?"

Hier warnt Gott Kain, daß sein ungerechtfertigter Zorn auf seinen Bruder zur Sünde führt (Vers 7). Zorn ohne Grund ist laut Jesus ein Verstoß gegen das 6. Gebot: "Du sollst nicht töten" (Matthäus 5:21+22). So bricht Kain das 6. Gebot in seinem Herzen, bevor er es nach außen hin bricht, indem er seinen Bruder tatsächlich tötet (1. Mose 4:8). Später lügt er darüber (Vers 9).

1. Mose 3:6

"Und das Weib schaute an, daß von dem Baum gut zu essen wäre und daß er lieblich anzusehen und ein lustiger Baum wäre, weil er klug machte; und sie nahm von der Frucht und aß und gab ihrem Mann auch davon, und er aß."

Hier verführt die Schlange Eva dazu, die Frucht zu begehren und dann zu stehlen. Für sie war die Frucht "begehrenswert". Dann "nahm sie von der Frucht und aß...". Man beachte, daß sie sie zuerst begehrte (ḥāmaḏ). Hamad ist dasselbe hebräische Wort, das im zehnten Gebot (2. Mose 20:17) verwendet wird. Damit verstößt Eva gegen zwei Gebote, die Stehlen und Begehren verbieten.

Johannes 8:44

"Ihr seid von dem Vater, dem Teufel, und nach Eures Vaters Lust wollt ihr tun. Der ist ein Mörder von Anfang und ist nicht bestanden in der Wahrheit; denn die Wahrheit ist nicht in ihm. Wenn er die Lüge redet, so redet er von seinem Eigenen; denn er ist ein Lügner und ein Vater derselben."

Dieser Text führt die Übertretung des Gesetzes sogar noch weiter zurück zu Luzifers Rebellion und Fall. Von Anfang an war er ein Lügner und Mörder. Daher sind die Gebote, die diese Taten verbieten, ewige Grundsätze, die schon vor der Erschaffung der Erde verletzt wurden.

Römer 5:12-14

"Derhalben, wie durch einen Menschen die Sünde ist gekommen in die Welt und der Tod durch die Sünde, und ist also der Tod zu allen Menschen durchgedrungen, dieweil sie alle gesündigt haben; denn die Sünde war wohl in der Welt bis auf das Gesetz; aber wo kein Gesetz ist, da achtet man der Sünde nicht. Doch herrschte der Tod von Adam an bis auf Moses auch über die, die nicht gesündigt haben mit gleicher Übertretung wie Adam, welcher ist ein Bild des, der zukünftig war."

Diese Texte beweisen, daß überall dort, wo es Sünde und Tod gibt, ein Gesetz übertreten wurde, und da Sünde und Tod seit Adams Sünde herrschen, wurde das Gesetz seit Adams Sünde übertreten (siehe Abschnitt 4 zur Widerlegung eines möglichen Einwandes unter Berufung auf Vers 13).

ABSCHNITT 2

Das Wort "hinzugefügt".

  • Das Wort "hinzugefügt" kann, muß aber nicht immer beweisen, daß das, was hinzugefügt wurde, ganz neu ist.

  • Das griechische Wort für "hinzugefügt" lautet προστίθημι - prostithēmi und kommt im Neuen Testament 18 Mal vor.

  • In Versen wie Johannes 6:17 und Lukas 17:5 kann es eine neue Sache andeuten.

  • Doch in Versen wie Matthäus 6:33, Apostelgeschichte 2:41+47, 5:14, 11:24 werden Dinge und Menschen "hinzugefügt", die bereits vorher existierten.

  • Definition von προστίθημι - prostithēmi: 1. hinstellen. 2. hinzufügen.

  • Es kann also einfach bedeuten, daß man etwas "hinzufügt".

  • Aber auch "hinzufügen" bedeutet nicht unbedingt eine neue Sache. Beispiel: Wenn man Salz zum Essen hinzufügt, bedeutet das nicht, daß das Salz vorher nicht vorhanden war.

ABSCHNITT 3:

Wie andere Teile der Schrift diesen Moment kommentieren.

Es ist hilfreich, nach anderen Stellen zu suchen, die sich mit dem Zeitpunkt der Übergabe des Gesetzes auf dem Berg Sinai befassen.

ERSTER PARALLELTEXT

Hebräer 12:18+19

"Denn Ihr seid nicht zu dem Berg gekommen, den man anrühren konnte, und zu dem glühenden Feuer, noch zu dem Dunkel, der Finsternis und dem Gewittersturm, noch zu dem Klang der Posaune und dem Donnerschall der Worte, bei dem die Zuhörer baten, daß das Wort (προστίθημι - prostithēmi ) nicht weiter zu ihnen geredet werde.“

  • Da Galater 3:17-19 und Hebräer 12;18+19 beide auf denselben Zeitpunkt verweisen, an dem das Gesetz gegeben wurde, und da beide denselben griechischen Begriff prostithēmi verwenden, können beide verglichen werden.

  • In Hebräer 12:19 wird prostithēmi mit "reden" übersetzt.

  • In Anbetracht der Tatsache, daß das Gesetz schon vorher übertreten wurde, kann davon ausgegangen werden, daß es 430 Jahre nach den Verheißungen an Abraham auf dem Berg Sinai durch reden verkündet wurde.

ZWEITER PARALLELTEXT

Römer 5:20

"Das Gesetz aber ist daneben hereingekommen, damit das Maß der Übertretung voll würde. Wo aber das Maß der Sünde voll geworden ist, da ist die Gnade überströmend geworden,"

  • Dieser Text spricht auch, wenn auch kurz, über den Moment, in dem das Gesetz hineingekommen ist. Es "trat ein". Wir können diesen Text also auch mit Galater 3:17-19 vergleichen.

  • Das griechische Wort παρεισέρχομαι "pareiserchomai" bedeutet "eintreten". Es bedeutet: Erstens, heimlich oder heimtückisch eindringen, sich einschleichen oder hineinstehlen. Zweitens, eintreten, nebenbei hineinkommen.

  • In Galater 3:19 heißt es, daß das Gesetz "wegen der Übertretung" hinzugefügt wurde, aber Römer 5:20 fügt einen anderen Grund hinzu, damit "das Maß der Übertretung voll würde" (griechisch: "überhandnehmen", "zunehmen").

  • Das Vergehen war die Sünde Adams, die eine Übertretung war, die zu vielen Vergehen oder Sündern führte (vgl. Verse 14-19).

  • Deshalb kam das Gesetz hinzu oder wurde hinzugefügt oder wurde gesprochen, "damit das Maß der Übertretung voll würde." Um die Sünde so abscheulich wie möglich aussehen zu lassen, oder um die Ungeheuerlichkeit der Sünde und ihrer Folgen zu zeigen, verkündigte Gott vom Berg aus alle Seine Grundsätze oder Gesetze in Form der Zehn Gebote, damit alle sehen, wie tief sie gefallen sind, und damit alle das noch größere Geschenk der Gnade Gottes erhalten, um sie von ihren Übertretungen zu erlösen.

  • Paulus schrieb: "Ich hätte die Sünde nicht erkannt, außer durch das Gesetz; denn von der Begierde hätte ich nichts gewußt, wenn das Gesetz nicht gesagt hätte: Du sollst nicht begehren!"(Römer 7:7).

  • Deshalb wurden die Zehn Gebote gegeben, um allen zu offenbaren, daß sie gebrochen wurden, damit alle ihre Sünde erkennen und Buße tun können.

DRITTER PARALLELTEXT

Nehemia 9:13+14

  • In diesen Versen geht es auch um den Moment, in dem Gott vom Berg Sinai aus sprach, so daß auch hier ein Vergleich möglich ist.

  • In Vers 13 heißt es, daß Gott vom Himmel sprach und Verordnungen, Gesetze, Satzungen und Gebote gab.

  • Der Sabbat, der Teil des Dekalogs ist, wurde "verkündet" - ein Ausdruck, der zeigt, daß er schon vorher existierte. Zum Beispiel: In Hesekiel 20:5 wurde Gott den Israeliten "verkündet", und doch hat Gott immer existiert. Die Formulierung "verkündet" beweist also nicht, daß etwas zu existieren begann, sondern daß es schon vorher existierte, aber erst offenbart werden mußte.

  • Daher hat der Sabbat des vierten Gebots schon immer existiert (vgl. 1. Mose 2:2+3 und Markus 2:27).

  • Aus Nehemia 9:13+14 können wir entnehmen, daß das Gesetz zwar 430 Jahre nach der Verheißung an Abraham am Berg Sinai "verkündet" wurde, daß es aber bereits existierte. Es wurde lediglich später "offenbart" oder "verkündet".

ABSCHNITT 4:

Möglicher Einwand:

Römer 5:13 beweist, daß das Gesetzt vorher nicht existierte!

Der erste Satz dieses Verses lautet: "Denn schon vor dem Gesetz war die Sünde in der Welt." Das Argument ist also, daß die Sünde vor dem Gesetz existierte und somit die Sünde zu einem früheren Zeitpunkt begann, während das Gesetz zu einem späteren Zeitpunkt eingesetzt wurde.


  • Wir wissen, daß die Sünde in der Welt war, bevor das Gesetz "gegeben" wurde. Wenn wir davon ausgehen, daß "gegeben" eine korrekte Übersetzung ist, bedeutet "geben" nicht notwendigerweise, daß es vorher nicht existierte. In Johannes 7:22 sagt Jesus zum Beispiel, daß die Beschneidung den Juden von Mose gegeben wurde, doch im selben Text heißt es: "Nicht von Mose, sondern von den Vätern." Etwas kann also "gegeben" werden und doch schon vorher existieren.

  • Das Wort "gegeben" muß im Zusammenhang und mit sorgfältiger Eisegese * verstanden werden. Der zweite Satz von Vers 13 lautet: "wo aber kein Gesetz ist, da wird die Sünde nicht in Rechnung gestellt". Zurechnen bedeutet "anrechnen, verrechnen, zurechnen...".

  • Wurde den Menschen die Sünde zugerechnet, bevor das Gesetz auf dem Berg Sinai gesprochen wurde? Ja, siehe Abschnitt 1 oben. Es muß also ein Gesetz gegeben haben, damit die Sünde den Menschen zugerechnet werden konnte.

  • Was bedeutet es dann, wenn es im ersten Satz heißt: "denn schon vor dem Gesetz war die Sünde in der Welt"? Ganz einfach, daß das Gesetz, obwohl es bereits existierte, ist es "daneben hereingekommen, damit das Maß der Übertretung voll würde." (Vers 20).

  • Die Sünde gab es also schon immer, und das Gesetz auch, damit die Sünde zugerechnet werden konnte, aber das Gesetz wurde in einem besonderen Sinn vom Berg Sinai aus gegeben, um die Sünde so schrecklich aussehen zu lassen, wie sie tatsächlich ist, damit die Sünder ihre Erlösungsbedürftigkeit und ihre Abhängigkeit von Gott erkennen und sich bekehren können (vgl. 1. Timotheus 1:8-11).

SCHLUSSFOLGERUNG

Der Kritiker fragt: "Wann wurde das Gesetz eingeführt?" und zitiert Galater 3:17, um später zu schreiben: "Das Gesetz begann NACH der Verheißung an Abraham..." Aber derselbe Text sagt, daß die Übertretung bereits stattfand. In Römer 4:15 wird erklärt, daß dort, wo es Übertretungen gibt, auch Gesetze sind, und es werden verschiedene Beispiele angeführt. Schließlich haben wir gelernt, daß Ausdrücke wie "hinzugefügt", "gesprochen", "eingetreten" oder "gegeben" beweisen, daß das Gesetz auf dem Berg Sinai erschien, wenn auch in einem besonderen Sinn; zu dem Zweck, die Sünde besonders schlimm aussehen zu lassen, damit die Sünder ihre Notwendigkeit erkennen und durch die überreichlich vorhandene Gnade umkehren. So wirken Gesetz und Gnade zusammen zur Rettung der Seelen, wobei ersteres die Sünde aufdeckt (Römer 7:7, 1. Johannes 3:4, 1. Timotheus 8+9), letzteres von der Sünde errettet (Epheser 2:8).


© Übersetzung - Alex Janzen - September 2022

*

Eisegese bezeichnet eine Textauslegung, bei der etwas in den Text hineininterpretiert wird, das nicht darin steht oder gemeint war. Im Deutschen spricht man auch vom "Hineinlesen", "Hineindeuten" oder "Hineininterpretieren". Wikipedia

Römer 6 bis 8

 



Römer 7:21-25

"Ich finde also das Gesetz vor, wonach mir, der ich das Gute tun will, das Böse anhängt. Denn ich habe Lust an dem Gesetz Gottes nach dem inneren Menschen; ich sehe aber ein anderes Gesetz in meinen Gliedern, das gegen das Gesetz meiner Gesinnung streitet und mich gefangen nimmt unter das Gesetz der Sünde, das in meinen Gliedern ist. Ich elender Mensch! Wer wird mich erlösen von diesem Todesleib? Ich danke Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn! So diene ich selbst nun mit der Gesinnung dem Gesetz Gottes, mit dem Fleisch aber dem Gesetz der Sünde."

Wenn wir Römer Kapitel 7 studieren, vergessen wir oft, daß Paulus seine Argumentation schon in Kapitel 6 beginnt. In diesem ganzen Abschnitt, Kapitel 6-8, geht es Paulus hauptsächlich um die Rechtfertigung durch den Glauben. Oder wie man Freiheit von der Sünde erfährt.

Hier in Kapitel 7, Verse 1 bis 6, verwendet Paulus ein Gleichnis von einer Frau, die mit einem Mann verheiratet ist.

Römer 7:2+3

"Denn die verheiratete Frau ist durchs Gesetz an ihren Mann gebunden, solange er lebt; wenn aber der Mann stirbt, so ist sie von dem Gesetz des Mannes befreit. So wird sie nun bei Lebzeiten des Mannes eine Ehebrecherin genannt, wenn sie einem anderen Mann zu eigen wird; stirbt aber der Mann, so ist sie vom Gesetz frei, sodaß sie keine Ehebrecherin ist, wenn sie einem anderen Mann zu eigen wird."

In diesem Gleichnis steht die Frau für jeden von uns, so steht es hier in den Versen vier und fünf.

Römer 7:4+5

"Also seid auch Ihr, meine Brüder, dem Gesetz getötet worden durch den Leib des Christus, damit Ihr einem anderen zu eigen seid, nämlich dem, der aus den Toten auferweckt worden ist, damit wir Gott Frucht bringen. Denn als wir im Fleisch waren, da wirkten in unseren Gliedern die Leidenschaften der Sünden, die durch das Gesetz sind, um dem Tod Frucht zu bringen."

Der erste Mann oder der erste Ehemann stellt den alten Menschen dar, wie in Kapitel 6 beschrieben. Der zweite Mann repräsentiert Jesus Christus.

Was geschah hier also? In Römer 7:1 steht.

"Oder wißt Ihr nicht, Brüder — denn ich rede ja mit Gesetzeskundigen —, daß das Gesetz [nur] so lange über den Menschen herrscht, wie er lebt?"

Paulus schrieb an diejenigen, die das Gesetz kannten. Er schrieb an die Juden.

Einige versuchten, Jesus zu "heiraten", während der "alte Mann" noch lebte, und Paulus sagt, daß dies ein geistlicher Ehebruch ist. Das ist die Beschreibung der Situation in der sich der Mann aus Römer 7 befand. Er versucht mit seinem Verstand, Gott zu dienen, aber er hat ein Problem: Er hat nicht die moralische Kraft dazu. Wieso? Weil er nicht bekehrt ist. In Vers 14 heißt es nämlich:

Römer 7:14

"Denn wir wissen, daß das Gesetz geistlich ist; ich aber bin fleischlich, unter die Sünde verkauft."

Das kann kein wiedergeborener Mensch sein. Es geht also darum, den alten Menschen dazu zu bringen, wie ein neuer Mensch zu leben ohne die neue Geburt erlebt zu haben.

Jesus sagte in Matthäus 6:24, daß wir nicht zwei Herren dienen können.

Es handelt sich also um jemanden, der zwar den Willen Gottes tun will, aber in Wirklichkeit der Sünde dient. Aber in Römer Kapitel 8 sehen wir ein anderes Bild, denn jetzt sehen wir einen Mann, der nicht nur Gutes tun will, sondern es auch tut.

Römer 8:1

"So gibt es jetzt keine Verdammnis mehr für die, welche in Christus Jesus sind, die nicht gemäß dem Fleisch wandeln, sondern gemäß dem Geist."

Wenn wir in Christus Jesus sind, dann ist er unser Herr. Dann sind wir Menschen, die nicht nach dem Fleisch wandeln, das ist Römer 7, sondern nach dem Geist, das ist Römer 8, denn die Liebe des Geistes des Lebens in Christus Jesus hat mich frei gemacht von der Liebe zur Sünde und des Todes. Aber der andere Mann, der Mann in Römer 7, ist nicht frei von diesem Gesetz, er ist unter die Sünde verkauft, er ist fleischlich, und er erklärt, daß es das Gesetz der Sünde ist, das in ihm wirkt. Dieser Zustand zwingt ihn dazu, Dinge zu tun, die er nicht tun will.

Römer 8:3

"Denn was dem Gesetz unmöglich war — weil es durch das Fleisch kraftlos war —, das tat Gott, indem Er Seinen Sohn sandte in der gleichen Gestalt wie das Fleisch der Sünde und um der Sünde willen und die Sünde im Fleisch verurteilte,"

Römer 7:25 ist nun die Zusammenfassung des ganzen siebten Kapitels.

"Ich danke Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn! So diene ich selbst nun mit der Gesinnung dem Gesetz Gottes, mit dem Fleisch aber dem Gesetz der Sünde."

Ich denke, daß einer der Schlüsselaspekte, um dies zu erklären, tatsächlich Römer Kapitel 6 ist, denn dort heißt es in den ersten Versen:

Römer 6:1-3

"Was wollen wir nun sagen? Sollen wir in der Sünde verharren, damit das Maß der Gnade voll werde? Das sei ferne! Wie sollten wir, die wir der Sünde gestorben sind, noch in ihr leben? Oder wißt Ihr nicht, daß wir alle, die wir in Christus Jesus hinein getauft sind, in Seinen Tod getauft sind?"

Mit anderen Worten: Ihr habt den alten Menschen begraben, wir sind mit Ihm begraben durch die Taufe in den Tod. Wie Christus von den Toten auferweckt wurde durch die Herrlichkeit des Vaters, so sollen auch wir in einem neuen Leben wandeln, was in Kapitel 8 aufgegriffen wird.

Im Grunde sagt Paulus also: Wenn Ihr mit Christus begraben und zu einem neuen Leben geboren worden seid, dann habt Ihr nicht mehr diesen Kampf zwischen dem Fleisch und dem Geist, denn laut Kapitel 8 wird das Leben vom Geist geleitet.

Gehen wir nochmal zu Römer 7:25.

"Ich danke Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn! So diene ich selbst nun mit der Gesinnung dem Gesetz Gottes, mit dem Fleisch aber dem Gesetz der Sünde."

Paulus sagt, daß es für eine fleischliche Person unmöglich ist, das Gesetz Gottes zu halten und der Liebe Gottes unterworfen zu sein, ohne die Erfahrung der neuen Geburt zu machen.

Also können diejenigen, die im Fleisch sind, Gott nicht gefallen. Der Mann in Römer 7 befindet sich eindeutig im fleischlichem Zustand, deshalb kann er Gott nicht gefallen.


© Übersetzung - Alex Janzen - September 2022


24.09.2022

Hebräer 1:3 Ist Jesus nach Seiner Himmelfahrt in das Allerheilige eingegangen?

 



"Dieser ist die Ausstrahlung Seiner Herrlichkeit und der Ausdruck Seines Wesens und trägt alle Dinge durch das Wort Seiner Kraft. Er hat sich, nachdem Er die Reinigung von unseren Sünden durch Sich selbst vollbracht hat, zur Rechten der Majestät in der Höhe gesetzt."  Hebräer 1:3

BEHAUPTUNG


Wenn Jesus 1844 in das Allerheilige ging, um das himmlische Heiligtum gemäß Daniel 8:14 zu reinigen, warum steht dann in Hebräer 1:3, daß Jesus nach Seiner Himmelfahrt direkt zur "Rechten des Vaters" saß?


DIE KURZE ANTWORT


Diese Argumentation beruht auf mehreren Annahmen und einer Mißachtung der Reihenfolge, in der die Priester im irdischen Heiligtum ihre Arbeit verrichteten. Die folgenden Punkte sind zwar kurz, sollten aber ausreichen, um zu zeigen, daß Jesus zwar zur Rechten des Vaters aufgestiegen ist, der sich aber zum Zeitpunkt im Heiligen befand, um dort Sein Werk nach dem irdischen Vorbild (Typus) zu beginnen:


  1. Ja, Jesus ging nach Seiner Himmelfahrt zur Rechten des Vaters, aber es ist eine Vermutung, daß dies im Allerheiligen geschah. Offenbarung 4+5 beschreibt das Heilige, und wir sehen dort ein "Lamm" in seinem Blut erscheinen.

  1. Wir wissen, daß es sich in Offenbarung 4+5 um das Heilige handelt, weil dort die sieben Leuchter (Kapitel 4:5) und das Räucherwerk (Kapitel 5:8) beschrieben werden, die sich im Heiligen befanden.

  1. Dort, im Heiligen, steht ein Thron (Vers 5)

  1. Jesus erscheint dort im Heiligen, "in der Mitte des Thrones" (Kapitel 5:6)

  1. Dort, an diesem Thron im Heiligen, nimmt Jesus eine Schriftrolle aus der "rechten" Hand des Vaters (Offenbarung 5:1+7)

  1. Außerdem hat der Thron Räder. Man kann davon ausgehen, daß der Thron Gottes beweglich ist (Daniel 7:9, Hesekiel 1-10). Dies wird noch deutlicher, wenn man den Thron Gottes an verschiedenen Orten sieht, z. B. in der "Neuen Stadt" (Offenbarung 22:1), im Heiligen (Offenbarung 4+5) und, wie allgemein anerkannt, im Allerheiligen auf der Bundeslade. Zu behaupten, daß der Thron sich nur an einer Stelle befindet, ist biblisch nicht zu beweisen.

Außerdem muß Jesus die Reihenfolge des alten zeremoniellen Typus einhalten. Im Heiligtumsdienst wirkten die Priester zuerst im Heiligen, dann im Allerheiligen genau in dieser Reihenfolge. Wenn Jesus das Allerheilige überspringen würde, würde Er dem Typus widersprechen.

Und noch etwas: Jesus hat tatsächlich zuerst das gesamte Heiligtum gesalbt (oder geweiht), wie es auch im Typus geschah (siehe Hebräer 9:6, 18, 22 und 23). Dazu mußte das ganze Heiligtum betreten werden, denn "alle" Gefäße des Dienstes mußten gesalbt werden, auch die Bundeslade (Hebräer 9:21). Gemäß dem Typus begann das "Werk" der Priester zuerst im "Heiligen" und danach im "Allerheiligen".

Die Reihenfolge im Typus sah folgendermaßen aus: Zuerst die Einweihung, dann das Werk im Heiligen und schließlich das Werk im Allerheiligen. Da dies die Reihenfolge ist, die für das irdische Heiligtum galt, folgt daraus, daß Jesus diese Reihenfolge auch für das himmlische Heiligtum einhalten sollte.

DIE LANGE ANTWORT

Beachtet folgende Parallele:


ZUR RECHTEN DES VATERS

DAS HEILIGE

Hebräer 1:3, 12:1        

Offenbarung 4+5

Majestät in der Höhe (der Vater)

Gott der Allmächtige (der Vater)
Offenbarung 4:2+3:8

Zur Rechten

Rechte Hand Offenbarung 5:1

Throne

Throne Offenbarung 4:1 und Kapitel 5:1

Jesus

Jesus Offenbarung 5:6

Reinigung von unseren Sünden durch Seinen Tod.

Lamm wie geschlachtet (Sein Tod) Offenbarung 5:6

Zweifellos ist Jesus zur Rechten des Vaters aufgestiegen, allerdings ins Heilige.

Außerdem wird der Thron Gottes als mit Rädern versehen beschrieben (Daniel 7:9, Hesekiel 1-10). Es ist eine nicht belegbare Annahme, daß Gottes Thron nicht bewegbar ist. Tatsächlich sehen wir den Thron Gottes ständig an verschiedenen Orten. Wir sehen Ihn im neuen Jerusalem (Offenbarung 22:1), im himmlischen Heiligtum (Offenbarung 4+5) und, wie wir bereits wissen, im Allerheiligen über der Lade, wie im Alten Testament beschrieben. Außerdem muß Jesus die Reihenfolge der Zeremonie befolgen, wie sie im irdischen Heiligtumsdienst durchgeführt wurde. Die Priester wirkten zuerst im Heiligen, dann im Allerheiligen und genau in dieser Reihenfolge. Wenn Jesus das Allerheiligste überspringen würde, würde er dem Typus widersprechen.

Kommen wir zur nächsten Frage:

Wenn in Offenbarung 4+5 ein Thron im himmlischen Heiligtum beschrieben wird, warum gibt es dann keinen Thron im irdischen Heiligtum? Die Antwort ist, daß es gute Beweise dafür gibt, daß der Tisch der Schaubrote auch Gottes Thron darstellt. Beachtet diese Parallelen:


Wenn in Offenbarung 4+5 ein Thron im himmlischen Heiligtum beschrieben wird, warum gibt es dann keinen Thron im irdischen Heiligtum? Die Antwort ist, daß es gute Beweise dafür gibt, daß der Tisch der Schaubrote auch Gottes Thron darstellt. Beachtet diese Parallelen:


SCHAUBROTTISCH

GOTTES THRON

Im Norden (2. Mose 26:35, 40:22+23)

Im Norden (Jesaja 14:12-14)

Hebräisch lahem panim =
"Brot der Gegenwart"

Gottes Gegenwart auf dem Thron

Von 2 Kronen umgeben
(2. Mose 37:10-12)

Der Vater teilt Seinen Thron mit dem Sohn (Offenbarung 3:21)

Zwei Stapel Brot auf dem Tisch

Zwei göttliche Wesen auf dem Thron

Ich möchte noch eine letzte Einzelheit hinzufügen. Die Bibel beschreibt, daß Mose, der Christus darstellt, das gesamte irdische Heiligtum betrat, um alle Gefäße einzuweihen, bevor der offizielle Gottesdienst begann, einschließlich der Bundeslade im Allerheiligen. Siehe dazu Hebräer 9:8 und Verse 18-23 (beachtet das Wort "alle" in Vers 21). Laut Hebräer 9:23+24 mußte auch das himmlische Heiligtum von Christus eingeweiht werden. Er ist also gewissermaßen in das gesamte Heiligtum eingetreten, um es zu salben, aber Er begann Seinen himmlischen priesterlichen Dienst zuerst im Heiligen, gemäß dem irdischen Typus und gemäß Offenbarung 4+5, wo Er dort in seinem eigenen Blut bekleidet vor dem Vater erscheint. Dies erklärt Hebräer 6:19+20, ein Text, der von den Kritikern oft benutzt wird, um zu behaupten, daß Jesus das Allerheilige übersprungen habe, um Sein Werk "innerhalb des Vorhangs", dem Allerheiligen, zu beginnen. Sie vergessen diesen ersten Teil des Gottesdienstes. Das gesamte Heiligtum, einschließlich des Allerheiligen, mußte zuerst von Christus eingeweiht werden.

© Übersetzung - Alex Janzen - September 2022


Hat Saul den Herrn befragt oder hat er es nicht getan? 1. Samuel 28:6 "Und Saul befragte (šā'al) den Herrn; aber der Herr antwor...