02.03.2021

In der Tat, reine und unreine Speisen?

 



Es gibt viele Menschen, die behaupten, daß die Verse in Apostelgeschichte Kapitel 10 von reinen und unreinen Speisen sprechen und daß Gott erlaubt hat auch diese von Ihm vorher untersagten Speisen zu essen. Ist das tatsächlich so? Hat die Begebenheit in diesem Kapitel was mit veränderter Erlaubnis im Essen zu tun, oder handelt es sich da viel mehr um ganz etwas anderes? Wir wollen das mal untersuchen. So heißt es nun wie folgt in

Apostelgeschichte 10:11-14 

"Und er sieht den Himmel geöffnet und ein Gefäß wie ein großes, leinenes Tuch herabkommen, das an vier Enden gebunden auf die Erde niedergelassen wurde; darin waren allerlei vierfüßige und wilde und kriechende Tiere der Erde und Vögel des Himmels. Und es sprach eine Stimme zu ihm: Steh auf, Petrus, schlachte und iß! Petrus aber sprach: Keineswegs, Herr; denn ich habe noch nie etwas Gemeines oder Unreines gegessen!"

Nun, sollte Petrus tatsächlich etwas von dem essen was sich in diesem Tuch befand? Er mag wohl hungrig gewesen sein, zweifelsohne, denn der vorangehende Vers berichtet darüber, daß geduldig wartete während unten im Haus das Essen zubereitet wurde, aber ein ganzes Tuch voller Tiere wäre wohl doch etwas zu viel für ihn gewesen. In diesem Kapitel dreht es sich um eine "Vision", die Petrus hatte. Das geht ganz deutlich aus Vers 17 hervor, hier mit "Gesicht" beschrieben:

"Als aber Petrus sich in sich selbst bekümmerte, was das Gesicht wäre, das er gesehen hatte..."

Wir wollen nun diesen Abschnitt etwas genauer studieren. Vor allem müssen wir als erstes verstehen, was eine Vision tatsächlich ist und was dieser Begriff bedeutet. Wenn wir diesen Punkt nicht verstehen, dann werden wir auf zahlreiche Probleme in der Bibel stoßen, denn es gab mehrere Menschen in der Bibel die Visionen gehabt haben. Zum Beispiel hatte Johannes Visionen von einem gewaltigen Tier mit zehn Hörnern und sieben Köpfen (Offenbarung 17:3). Daniel hatte eine Vision von einem Löwen mit Flügeln (Daniel 7:4). Doch was sind Visionen? Sollte man sie tatsächlich wörtlich nehmen oder stecken Symbole, also eine Bildersprache dahinter die jeweils eine eigene Bedeutung haben? Nun, Symbole in Visionen stellen immer etwas anderes dar, als das Bild das in der Vision gegeben worden ist. Man muß also bei dieser Bildersprache "hinter die Kulissen" schauen, um die Botschaft die darin enthalten ist, verstehen zu können. Ich möchte es nicht zu sehr ausführen, aber nur ein kleines Beispiel geben. Das erwähnte "Tier" mit zehn Hörnern ist kein richtiges Tier und es stellt auch in der Auslegung kein Tier dar, sondern eine Macht, eine Weltmacht. Ebenso wie der Löwe mit den Flügeln. Eine Frau zum Beispiel stellt eine Kirche dar. Die unreine Frau, dargestellt durch eine Hure auf einem Tier, steht für eine abgefallene Kirche.

Nun aber zurück zu Petrus und dem was er gesehen hat. Er sah also wie sich ihm vom Himmel herab ein Tuch näherte in dem allerlei Tiere drin waren. Das waren alles Tiere, von denen Gott selber gesagt hatte, daß sie nicht zum menschlichen Verzehr gedacht waren und doch heißt es, daß Petrus sie essen sollte. Petrus war von dem diesem Gedanken äußerst entsetzt und rief in Vers 14 aus:

"Keineswegs, Herr; denn ich habe noch nie etwas Gemeines oder Unreines gegessen!"

Im nächsten Vers spricht die gleiche Stimme noch einmal zu ihm und ermahnt ihn mit folgenden Worten:

"Was Gott für rein erklärt hat, halte Du nicht für unrein."

Dies wiederholte sich noch zweimal. Petrus aber weigerte sich standhaft überhaupt eines dieser unreinen Tiere zu essen. Es gibt Menschen die behaupten, daß Jesus die Speisegesetze und somit den Verzehr von unreinen Tieren abgeschafft hätte und man alles essen dürfe was man wolle. Dies geht aber nicht aus diesem Text hervor. Petrus war gebürtiger Jude und den Juden war es untersagt Fleisch von unreinen Tieren zu essen und so war es für Petrus ganz selbstverständlich, weil er dies immer eingehalten hat, nichts Unreines zu sich zu nehmen. Diese Begebenheit auf dem Dach geschah nach Jesu Himmelfahrt und obwohl Petrus nun zu der Gruppe der Nachfolger Jesu gehörte, die man später "Christen" nannte (Apostelgeschichte 11:26) glaubte er dennoch nicht, wie viele Christen heutzutage, daß die Gesundheitsgesetze am Kreuz abgeschafft wurden. 

Das Tuch mit den Tieren wurde also dreimal hinabgelassen und dreimal wurde er aufgefordert zu essen und dreimal weigerte er sich. Warum aber ausgerechnet dreimal? Wäre einmal nicht genug gewesen, um Petrus die Botschaft die darin enthalten war zu vermitteln? Drehte es sich wirklich um das Verzehren von unreinen Tieren? Wollte Gott ihm dies etwa aufdrängeln und ließ geduldig das Tuch noch zweimal herab mit der gleichen Aufforderung sich doch dafür zu entscheiden, oder stellt dies etwas ganz anderes dar, was auf den ersten Blick nicht sofort zu erkennen ist?

Nachdem sich also diese Begebenheit dreimal wiederholt hatte, wurde das Tuch dorthin wieder hinaufgehoben, wo es herkam und Petrus rührte die unreinen Tiere nicht an. Doch warum geschah es dreimal? Beachte, daß sobald die Vision zu Ende war, drei Männer kamen, um Petrus zu sehen. (Vers 19). Diese drei Männer brachten Petrus dann zu einem Hauptmann namens Kornelius. (Verse 22+23), der nicht von jüdischer Abstammung, sondern Italiener war. (Vers 1). Als Petrus im Haus des Kornelius ankommt, findet er dort viele Menschen vor. (Vers 27). Offenbar waren diese Leute keine Juden, denn Petrus sagt dann in Vers 28, daß es nicht üblich wäre, daß sich Juden mit Menschen anderer Nationen treffen würden. Die drei Männer, die Kornelius zu Petrus schickte, müssen also auch Nichtjuden gewesen sein. Wir wollen die Worte von Petrus einmal ganz genau lesen: 

Apostelgeschichte 10:28 

 

"Und er sprach zu ihnen: Ihr wißt, daß es einem jüdischen Mann nicht erlaubt ist, mit einem Angehörigen eines anderen Volkes zu verkehren oder sich ihm zu nahen; …"

 

Aber nun war er mit diesen Menschen mitgegangen, war sogar im Haus dieses Heiden, wie die Juden sie betrachteten und sprach mit ihnen. Redete er vom Essen? War das seine Botschaft? Nein. Er ließ sie wissen, daß sie als Menschen immer dachten und meinten, ihre Lehre wäre richtig, daß aber Gott ganz andere Gedanken hat und Petrus durch diese Vision eindeutig zeigen wollte, daß er ….

 

"… keinen Menschen gemein oder unrein nennen soll."

 

Petrus hatte die Vision erst verstanden, als er diese drei Nichtjuden sah und er begriff, daß Gott wollte, daß auch sie die gute Botschaft von Jesu Auferstehung kennenlernen sollten und daß er der Offenbarung Gottes, solche Menschen nicht zu meiden, mehr gehorchen sollte, als den Lehren der Menschen, sie zu meiden und als unrein anzusehen. Petrus hatte schlagartig gelernt, daß Gott keinen Unterschied zwischen Menschen macht. Dies hatten die Obersten und Priester schon längst erkannt, denn sie wollten Jesus eine Falle stellen, indem sie Männer, die vorgaben fromm zu sein mit folgenden Worten aussandten.

 

"Und sie fragten Ihn und sprachen: Meister, wir wissen, daß Du aufrichtig redest und lehrest und achtest keines Menschen Ansehen, sondern Du lehrest den Weg Gottes recht."

(Lukas 20:21)


Eine wichtige Einzelheit in dieser Vision dürfen wir nicht übersehen. Die Tiere, die er sah, waren alles nur "unreine" Tiere. Es waren keinerlei reine Tiere dabei. Wir brauchen auch nicht zu raten, was die Vision zu bedeuten hatte, weil Petrus sie selber erklärte, wie wir gelesen haben. Gott wollte ihm zeigen, daß er "Menschen" nicht "unrein" nennen darf, nur weil sie keine Juden sind, wie es in Vers 28 heißt. Es handelte sich dabei um Menschen außerhalb des Lagers Israel. In Vers 35 von Apostelgeschichte 10 erklärt Petrus dann ganz unmißverständlich:


"Er nimmt aus jedem Volk alle an, die in Ehrfurcht vor Ihm leben und Seinen Willen tun."

Nach der kraftvollen Predigt von Petrus fiel der Heilige Geist, der anfangs nur auf die jüdischen Jünger fiel (Apostelgeschichte 2:4), nun auch auf die Heiden: 

Apostelgeschichte 10:45

"Und die Gläubigen aus der Beschneidung, so viele ihrer mit Petrus gekommen waren, erstaunten, daß die Gabe des heiligen Geistes auch über die Heiden ausgegossen wurde."

Es ist ganz deutlich, daß der ganze Sinn der Vision, die Petrus hatte, nicht darin bestand, Fleisch oder unreines Fleisch zu essen, sondern vielmehr darin, die Botschaft des Evangeliums "der ganzen Welt" und "jeder Kreatur" (Markus 16:15) zu bringen, sogar den Nichtjuden. 

Schlußfolgerung: 

Dieses Kapitel lehrt, wie das Evangelium, das Petrus zuerst den Juden gepredigt hat, die für ihn, genmäß der menschlichen, jüdischen Lehre "rein" waren, nun auch unter den Heiden gepredigt werden mußte, die für ihn gemäß dieser gleichen Lehre "unrein" waren. Es gibt keinen Hinweis darauf, daß Gott versuchte, Petrus zu lehren, daß er nun alles essen durfte, was er wollte. Wenn man einfach weiter unten im Kapitel liest, kann man sehen, daß dies überhaupt nicht der Fall ist. Petrus, der nun Christ war, glaubte auch nach der Himmelfahrt Christi noch an die Gesundheitsgesetze und hatte gelernt, daß Gott ihm zeigen wollte, daß er keinen Menschen als "unrein" ansehen sollte, sondern daß Gott wollte, daß jeder Mensch, egal ob er zum jüdischen Glauben gehören würde oder nicht, die frohe Botschaft der Erlösung und der einstigen Wiederkunft Jesu hören sollte.

- © Bearbeitung  - Alex Janzen und Manuela Sahm - 2020 -


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