14.04.2021

Der Sabbat ein Schatten? - Welcher Sabbat?




Unter den Versen, mit denen versucht wird, den Sabbat zu widerlegen, gibt es keine bekannteren als die in Kolosser 2:14-16. Wenn wir die Bibel lesen, dann muß uns als erstes bewußt sein, daß wir es dabei mit dem heiligen Wort Gottes zu tun haben. Weiterhin ist es wichtig zu wissen, daß die Bibel sich niemals widerspricht. In diesem Artikel wollen wir versuchen, auf alle Einzelheiten in diesem Bibeltext Stück für Stück einzugehen um zu erfahren, was der Abschnitt uns wirklich zu sagen hat.

Beachtung des Zusammenhangs

Wenn wir die Bibel lesen, dann sollten wir uns auch immer die "Umgebung" des einzelnen Bibelverses anschauen. Vor allem, wenn es sich um schwierige Bibelstellen handelt. Aus diesem Grund werden wir unsere Untersuchung in Vers 14 beginnen.

Kolosser 2:14

"Und ausgetilgt die Handschrift, *(1) so wider uns war, welche durch Satzungen entstand und uns entgegen war, und hat sie aus dem Mittel getan und an das Kreuz geheftet."

Wir werden hier gleich am Anfang mit einem Gesichtspunkt des Gesetzes vertraut gemacht, den "Satzungen". Nun müssen wir uns die folgende Frage stellen: Sind die hier erwähnten "Satzungen" dasselbe wie die Zehn Gebote? Sehen wir nach was die Bibel dazu sagt:

Hebräer 9:1

"Es hatte nun zwar auch der erste Bund gottesdienstliche Ordnungen und ein Heiligtum, das von dieser Welt war. "

Dem ersten Bund wurden "Ordnungen" hinzugefügt, d.h. Zeremonien, die von den Israeliten und den Priestern durchgeführt werden mußten. Diese Ordnungen und Satzungen werden das "Zeremonialgesetz" genannt. Paulus, der sich im Alten Testament sehr gut auskannte, wußte das natürlich allzugut. So beginnt Paulus seine Ausführungen, indem er gleich festlegt auf welches Gesetz er sich im Folgenden bezieht. Er bezieht sich in diesem Abschnitt auf die Verordnungen/Satzungen des Gesetzes, und nicht auf das gesamte Gesetz. In Hebräer 9:1-9 *(2) wird dann weiter erklärt, was diese Ordnungen waren. Diese Ordnungen nennt er dann abschließend "fleischliche Verordnungen" - Vers 10. Das Gesetz Gottes nennt Paulus jedoch "geistlich" und nicht "fleischlich".

Römer 7:14

"Denn wir wissen, daß das Gesetz geistlich ist…"

Er spricht daher nicht vom geistlichen Gesetz der 10 Gebote, sondern von den "Verordnungen fürs Fleisch", die dem Gesetz "wegen der Übertretungen" hinzugefügt wurden - Galater 3:19. Es ist nicht verwunderlich, daß Paulus dann in Vers 20 und 21 diese Satzungen beschreibt und fragt:

"Weshalb laßt Ihr Euch Satzungen auferlegen, als ob Ihr noch in der Welt lebtet? »Rühre das nicht an, koste jenes nicht, betaste dies nicht!«..."

Diese Satzungen werden von Paulus dann auch noch einmal in Hebräer 9 aufgegriffen:

Hebräer 9:10

"Da er sich nur auf Speisen und Getränke und verschiedene Waschungen bezieht, auf fleischliche Verordnungen, welche bis zur Zeit der Zurechtbringung auferlegt sind."

Oder wie es in einer anderen Übersetzung heißt:

"... bis zu der Zeit auferlegt sind, da eine bessere Ordnung eingeführt wird. "

Ein weiterer Beweis dafür ist das hier verwendete Worte "Handschrift". Das griechische Wort, das mit "Handschrift" übersetzt wird, ist χειρόγραφον, [cheirographon] und bedeutet wörtlich übersetzt "etwas von Hand Geschriebenes". Manche Bibelübersetzungen haben dieses Wort mit "Schuldschrift" übersetzt. Nun hat Gott aber die 10 Gebote nicht mit der Hand geschrieben, sondern mit dem Finger:

2. Mose 31:18

"Und als Er mit Mose auf dem Berg Sinai zu Ende geredet hatte, gab Er ihm die beiden Tafeln des Zeugnisses, Tafeln aus Stein, beschrieben mit dem Finger Gottes."

Im Gegensatz zu den 10 Geboten wurden die Verordnungen, die Gott Mose gegeben hatte, mit der "Hand" geschrieben:

2. Mose 24:4

"Da schrieb Mose alle Worte des Herrn nieder. Und er stand früh am Morgen auf und errichtete einen Altar unten am Berg und zwölf Gedenksteine für die zwölf Stämme Israels."

5. Mose 31:24-26

"Als nun Mose damit fertig war, die Worte dieses Gesetzes vollständig in ein Buch zu schreiben, da gebot er den Leviten, welche die Bundeslade des Herrn trugen, und sprach: Nehmt das Buch dieses Gesetzes und legt es neben die Bundeslade des Herrn, Eures Gottes, damit es dort ein Zeuge gegen Euch sei."

Beachtet auch, daß er sagte, daß diese "Satzungen oder Verordnungen gegen uns" seien. Die Bibel sagt jedoch nirgendwo, daß die 10 Gebote gegen jemanden gerichtet waren, im Gegenteil die 10 Gebote sind "vollkommen" (Psalm 19:8). Wenn wir jedoch auf das "Buch des Gesetzes" zurückkommen, das Verordnungen und Flüche enthielt, dann stellen wir fest, daß Mose befahl, es "nicht" zusammen mit den 10 Geboten in die Bundeslade zu legen, sondern außerhalb der Bundeslade zu platzieren. Die Gründe dafür sind einfach: Sie sind nicht gleichzusetzen mit den 10 Geboten, denn das eine war vollkommen, das andere nicht. Deshalb war das "Buch des Gesetzes" "gegen uns". Wir wollen uns nun die beiden Verse parallel anschauen:

Kolosser 2:14

"Und ausgetilgt die Handschrift, so wider uns war, welche durch Satzungen entstand und uns entgegen war, und hat sie aus dem Mittel getan und an das Kreuz geheftet."

5. Mose 31:26

"Nehmt das Buch dieses Gesetzes und legt es neben die Bundeslade des Herrn, Eures Gottes, damit es dort ein Zeuge gegen Euch sei. "

Bevor wir fortfahren wollen wir kurz die Ergebnisse unserer Erkenntnisse zusammenfassen:

  • 1. Die Gesetze, über die Paulus sprach, sind die "Ordnungen/Satzungen", die "fleischlich" waren. Er sprach nicht vom Sittengesetz der 10 Gebote, das "geistlich" ist.

  • 2. Die Gesetze, die er nannte, wurden mit der Hand geschrieben. Allerdings wurde das Gesetz der Zehn Gebote nicht mit der Hand, sondern mit dem Finger Gottes geschrieben.

  • 3. Die Gesetze, auf die Paulus sich bezieht, waren immer "gegen" das Volk gerichtet. In der Gegenüberstellung von Kolosser 2:14 und 5. Mose 31:26 haben wir gesehen, daß es das "Buch des Gesetzes" war, das Flüche und Verordnungen enthielt, die gegen das Volk gerichtet waren. Das kann niemals von den 10 Geboten behauptet werden.

  • 4. Wir wollen hier einen vierten Grund hinzufügen. David schrieb folgende vom heiligen Geist inspirierten Worte über das Gesetz Gottes:

Psalm 119:172

"Meine Zunge soll reden von Deinem Wort, denn alle Deine Gebote sind gerecht."

David sagte, daß die Gebote Gottes "gerecht" sind. Vergleichen wir nun die Aussage Davids mit den Worten Jesajas:

Jesaja 51:6

"Mein Heil wird ewig bleiben und Meine Gerechtigkeit nicht zugrunde gehen."

Wenn man weiter zu Vers 7 geht, dann sieht man, daß diese Gerechtigkeit "das Gesetz Gottes" ist, und Vers 8 bekräftigt erneut, daß sie "ewig" bleibt. Das Gesetz Gottes kann niemals abgeschafft werden, weil es die Gerechtigkeit Gottes verkörpert. Dieses Gesetz Gottes enthält natürlich auch das Sabbatgebot. Es wäre also höchst unbiblisch zu behaupten, daß Paulus, als er in Kolosser 2:16 den Sabbat erwähnte, damit meinte, daß das Gesetz abgeschafft sei. Als Pharisäer wußte Paulus jedoch ganz genau wovon er schrieb.

Mit den obigen Beweisen können wir mit Sicherheit sagen, daß Paulus hier ganz besonders das Zeremonialgesetz im Sinn hatte, als er diese Worte in Vers 14 schrieb, zumal sein

Schwerpunkt in den vorigen Versen, 11-13 auf der Beschneidung lag, einem weiteren Zeremonialgesetz. Das ist der Zusammenhang, den man im Auge behalten sollte, wenn man diese Verse liest.

Spricht Paulus von dem Sabbat aus der Schöpfungswoche?

Kommen wir jetzt zu Vers 16.

Kolosser 2:16

"So laßt Euch von niemand richten wegen Speise oder Trank, oder wegen bestimmter Feiertage oder Neumondfeste oder Sabbate."

Bevor wir untersuchen, was Paulus meinte, als er in Vers 16 den "Sabbat" erwähnte, wollen wir zunächst feststellen, warum dies nicht der Siebenten-Tags-Sabbat des Sittengesetzes der 10 Gebote sein kann, auf den er sich hier bezieht. Es gibt zwei Gründe, warum die Erwähnung des "Sabbats" hier in Vers 16 kein Hinweis auf den Siebenten-Tags-Sabbat der Schöpfung ist:

Grund 1: Der Zusammenhang unterstützt diese Auslegung nicht.

Wir haben gesehen, das Paulus in diesem Abschnitt vom Zeremonialgesetz spricht und nicht von dem Sittengesetz der 10 Gebote. Daß es einen Unterschied zwischen diesen beiden Geboten gibt, haben wir bereits in Hebräer 9:1 gesehen, wo Paulus durch den Gebrauch der Worte "hatte auch", darauf hinweist, daß sie zu trennen sind und nicht dasselbe darstellen.

Grund 2: Der siebente Tag, der Sabbat, ist kein Schatten.

Wir lesen in Kolosser 2:17, daß die in Vers 16 erwähnten Satzungen.

"Die nur ein Schatten der Dinge sind, die kommen sollen, was in Christus leibhaftige Wirklichkeit geworden ist."

Ein Schatten zeigt auf etwas, sei es vorwärts oder rückwärts. In welche Richtung hat der Siebenten-Tags-Sabbat gedeutet? Sehen wir nach:

2. Mose 20:11

"Denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles, was darin ist, und Er ruhte am siebten Tag; darum hat der Herr den Sabbattag gesegnet und geheiligt."

Der Sabbat "wirft seinen Schatten" nach hinten und nicht nach vorne. Er wurde in der Schöpfungswoche als Gedächtnis an die Schöpfung geschaffen, um allen lebenden Bewohnern der Erde zu zeigen, daß Gott es war, der alle Dinge schuf, und daß Er der wahre Gott ist. Dieser Sabbat war kein Schatten... "der Dinge, die kommen sollen", wie Vers 17 sagt, sondern eher von Dingen, die schon geschehen sind, die in der Schöpfungswoche vollendet wurden.

Weitere zu berücksichtigenden Sabbate

Wenn also der in Kolosser 2:16 erwähnte Sabbat logischerweise nicht der Siebenten-Tags-Sabbat der 10 Gebote sein kann, von welchem "Sabbat" hat Paulus dann gesprochen? Um das herauszufinden müssen wir zu 3. Mose 23 gehen.

3. Mose 23:1-4

"Und der Herr redete zu Mose und sprach: Rede zu den Kindern Israels und sage ihnen: Das sind die Feste des Herrn, zu denen Ihr heilige Festversammlungen einberufen sollt; dies sind meine Feste: Sechs Tage lang soll man arbeiten, aber am siebten Tag ist ein Sabbat der Ruhe, eine heilige Versammlung; da sollt Ihr kein Werk tun; denn es ist der Sabbat des Herrn, in allen Euren Wohnorten. Das sind aber die Feste des Herrn, die heiligen Versammlungen, die Ihr zu festgesetzten Zeiten einberufen sollt."

Gott erklärt Mose, daß er einige Feiertage einführen möchte. Und ab Vers 4 beginnt Er dann mit der Erwähnung der Festtage... "Das sind die Feste des Herrn..." Sechs nationale Feiertage werden erwähnt, und einige davon werden ausdrücklich als "Sabbate" bezeichnet. Seht selbst:

Festtage in 3. Mose 23

  • 1. Pessach/Passah (Vers 5) = kein Sabbat

  • 2. Fest der ungesäuerten Brote (Vers 6) = kein Sabbat

  • 3. Shavuot /Fest der Erstlingsfrüchte (Vers 10.11) = kein Sabbat

  • 4. Rosh Ha-shanah/Posaunenfest (Vers 23-25) = war ein Sabbat

  • 5. Yom Kippur/Versöhnungstag (Vers 28-32) = war ein Sabbat

  • 6. Sukkoth/Laubhüttenfest (Vers 39-42) = war ein Sabbat

Es gab also Festtage, die gemäß 3. Mose 23 ausdrücklich als "Sabbate" bezeichnet wurden, aber diese durften in keiner Weise mit dem siebten Tag der Schöpfungswoche vermischt werden. Vers 3 und 4 machen es sehr deutlich, daß es zwischen dem Siebenten-Tags-Sabbat und den "Sabbaten", also den Festtagen, eine Abgrenzung und Trennung gab. Angesichts der obigen Beweise, die sich sowohl aus dem Zusammenhang von Kolosser 2 ergeben, als auch aus der ausdrücklichen Erwähnung von "Zeremonialsabbaten" in 3. Mose 23, muß es sich also in Kolosser 2:16 um die zeremoniellen Sabbate handeln.

Eine kleine Übersicht über die Formulierung
"Feiertag" und "Sabbate"

Hosea 2:13

"Und Ich will aller ihrer Freude ein Ende machen, ihren Festen, ihren Neumondfeiern und ihren Sabbaten und allen ihren Feiertagen."

Hesekiel 45:17

"Dem Fürsten dagegen obliegen die Brandopfer, Speisopfer und Trankopfer für die Feste und die Neumonde und die Sabbate, an allen Festzeiten des Hauses Israel. Er soll das Sündopfer, das Speisopfer, das Brandopfer und die Friedensopfer darbringen, um für das Haus Israel Sühnung zu erwirken."

2. Chronik 8:13

"Was an jedem Tag zu opfern war nach dem Gesetz Moses, an den Sabbaten und Neumonden und an den Festzeiten, dreimal im Jahr, nämlich am Fest der ungesäuerten Brote, am Wochenfest und am Laubhüttenfest."

Interessante Gegenüberstellung und weitere Beweise,
daß sich Paulus auf das Zeremonialgesetz bezog

Kolosser 2:16

"So laßt euch von niemand richten wegen Speise oder Trank, oder wegen bestimmter Feiertage oder Neumondfeste oder Sabbate."

Hesekiel 45:17

"Dem Fürsten dagegen obliegen die Brandopfer, Speisopfer und Trankopfer für die Feste und die Neumonde und die Sabbate, an allen Festzeiten des Hauses Israel. Er soll das Sündopfer, das Speisopfer, das Brandopfer und die Friedensopfer darbringen, um für das Haus Israel Sühnung zu erwirken."

In diesen beiden Abschnitten gibt es 5 Parallelen.

  • 1. Speise -> Speisopfer

  • 2. Trank -> Trankopfer

  • 3. Feiertage -> Feste oder Festzeiten

  • 4. Neumondfeste -> Neumonde

  • 5. Sabbate –> Sabbate

Paulus der ein Pharisäer von Pharisäern und ein Hebräer von Hebräern war, wußte ganz genau wovon er sprach. Wir sehen, daß Paulus sich in Kolosser 2:16 wohl kaum von dem Siebenten-Tags-Sabbat sprach.

Das Wort "Sabbat", steht es in der Einzahl oder Mehrzahl?

Das griechische Wort "Sabbaton" σάββατον wurde in Kolosser 2:16 richtigerweise mit "Sabbate" (Mehrzahl) übersetzt. Die Übersetzer haben die Mehrzahlform des Wortes "Sabbaton" erkannt. Damit haben die Übersetzer dem Leser die Möglichkeit gelassen, die ursprünglichen Worte zum besseren Verständnis zu studieren. Würde man "Sabbaton" mit "Sabbat" (Einzahl) übersetzen, dann könnte man daraus schließen, daß Paulus über den wöchentlichen Sabbat sprach. Aber das Wort "Sabbat" ist hier in der Tat in der Mehrzahlform zu finden:

Die Begriffserklärung in der hebräisch/griechischen Strong's Konkordanz lautet wie folgt:

σάββατον sab'-bat-on: שַׁבָּת hebräischen Ursprungs; der Sabbat (d.h. Schabbat), oder wöchentlicher Ruhetag von weltlicher Beschäftigung (auch die Einhaltung oder Einrichtung selbst); in der Erweiterung ein "se'nnight", d.h. der Intervall zwischen zwei Sabbaten; ebenso die Mehrzahlform in allen oben genannten Verwendungen: - Sabbat (Tag), Woche.

Daher ist die Übersetzung dieses Wortes z.B. in der Schlachter-Version Mehrzahl: "Sabbatte" gerechtfertigt. Warum einige Übersetzungen dieses Wort, das in der Mehrzahl steht in die Einzahlform, also in "Sabbat", statt in "Sabbatte" übersetzt haben, ist uns unbegreiflich, aber der ehrliche Forscher wird sehen, daß dies angesichts des Zusammenhanges und des Zeugnisses der übrigen Schriften nicht auf einen Sabbat beschränkt ist, sondern eine Vielzahl von "Sabbaten" bedeutet.*(2)

Das wichtigste Argument:
Paulus hielt selber den Sabbat

Der vielleicht zwingendste Beweis dafür, daß Paulus in Kolosser 2:6 nicht über den

"Siebenten-Tags-Sabbat" sprach, liegt in der Tatsache, daß Paulus selber den Sabbat hielt. Gelehrten zufolge muß das Buch der Kolosser ca. um das Jahr 60 n. Chr. geschrieben worden sein, da Paulus im Jahr 64 n. Chr. starb.

Nun lesen wir in Apostelgeschichte 16:13 daß Paulus und seine Gefährten den Sabbattag "an einem Flußufer hielten, wo man zu beten pflegte". Bei dieser Gelegenheit trafen sie sich am Sabbat außerhalb der Synagoge und erfüllten Aufgaben, die normalerweise im Rahmen einer Gemeindeversammlung, eines Gebets und einer Predigt erfüllt werden (Vers 14). Wir lesen, daß sogar Taufen an diesem besonderen Tag stattfanden (Vers 15). Die Anwesenheit des Wortes "wir" in Vers 13 zeigt, daß sogar Lukas anwesend war, da er der Autor dieses Buches ist.

Nun hat die Forschung gezeigt, daß die Apostelgeschichte spätestens 62 n. Chr.

geschrieben wurde. Das bedeutet, daß mindestens zwei Jahre vor der Abfassung des Kolosserbriefes Paulus den Siebenten-Tags-Sabbat hielt. Würde Paulus nun einerseits ein Sabbathalter sein und dann andererseits lehren, daß der Sabbattag abgeschafft wurde? Warum hat er denn den Sabbat überhaupt eingehalten, wenn er abgeschafft wurde?

Einige Leute argumentieren, daß Paulus nur an Heidenchristen schrieb. Diese These wird von Paulus im selben Buch widerlegt. Kolosser 3:11

"Wo nicht Grieche noch Jude ist, weder Beschneidung noch Unbeschnittenheit, noch Barbar, Skythe, Knecht, Freier — sondern alles und in allen Christus."

In den Augen von Paulus gab es keinen Unterschied zwischen Heiden und Juden, solange sie in Christus waren. Sicher, es gab einige, die "von der Beschneidung" waren, bevor sie zu Christus kamen, aber nun sollten alle in Christus wie eine einzige Gemeinde behandelt werden, denn für Gott sind alle Menschen gleich (1. Korinther 10:17 und 12:12+13; Galater 3:28).

Ein weiteres Argument von Leuten ist, daß Paulus den Sabbat vielleicht eingehalten hätte, dann aber später glaubte, er sei abgeschafft worden, und deshalb lehrt er in Kolosser 2:16, daß er abgeschafft worden sei. Aber bei diesem Argument gibt es ein paar Probleme. Erstens spricht Paulus im Zusammenhang von Kolosser 2:16 von dem, was zu der Zeit geschah, als Jesus am Kreuz starb (siehe Vers 14; beachtet die Worte "an das Kreuz geheftet"). Zu diesem Zeitpunkt wurden für ihn die Verordnungen "ausgelöscht". Warum sagt er dann, daß der Sabbat ausgelöscht wurde, als Jesus am Kreuz starb und hält dennoch den Sabbat in der Apostelgeschichte 16, viele Jahre nach Christi Tod, obwohl das Gesetz angeblich abgeschafft wurde? Warum einen abgeschafften Sabbat halten?

Dieses Argument ignoriert auch den oben angeführten Beweis, daß die Bibel lehrt, daß der Sabbat niemals abgeschafft werden würde (Jesaja 51:6 und 66:23).

Deshalb hätte Paulus einige Zeit nach Apostelgeschichte 16, nicht lehren können, daß der Sabbat nicht mehr Teil des Bundes ist und nun abgeschafft wird. Stattdessen lehrte Jesus vor Seinem Tod, daß Er nicht gekommen sei, um das Gesetz zu zerstören, sondern um das Gesetz zu erfüllen (griechisch: "zu erhöhen") (Matthäus 5:17).

Daher haben wir das Offensichtliche. Paulus kann unmöglich lehren, daß der Sabbat abgeschafft wird, denn er würde nicht nur den Schriften widersprechen, die lehren, daß Gottes Gerechtigkeit (Seine Gebote) niemals abgeschafft wird (Jesaja 51:6 und 66:23), sondern er würde auch seinem eigenen Handeln als jemand widersprechen, der selbst den Siebenten-Tags-Sabbat einhielt (Apostelgeschichte 13:14 und 16:13-14).

Hinzu kommt, daß diese Einhaltung des Sabbats durch Paulus viele Jahre nach der Auferstehung und Himmelfahrt Christi in Apostelgeschichte 1:9 erfolgte. Paulus empfing das Evangelium einige Zeit nach der Himmelfahrt (in Apostelgeschichte 9), und dennoch hält er den Sabbat sein ganzes Leben lang ein. Deshalb wurde die Sabbateinhaltung nicht abgeschafft; weder von Christus noch von Seinen Aposteln.

Schlußfolgerung

Wir wollen nun alles zusammenfügen:

1. Im unmittelbaren Zusammenhang finden wir Paulus, der speziell über das Zeremonialgesetz spricht, nicht über das Sittengesetz.

2. Es hat sich gezeigt, daß das Zeremonialgesetz und das Sittengesetz nicht als dasselbe zu vermischen sind. Paulus legt im Hebräerbrief eine Trennung zwischen den beiden fest, und Gott selbst tut dies auch in 3. Mose 23:38.

3. Paulus kann sich nicht auf den Siebenten-Tag-Sabbat der Schöpfungswoche bezogen haben, weil Vers 17 sagt, daß diese Sabbate ein "Schatten der Dinge, die kommen sollten" waren, aber der Siebenten-Tag-Sabbat war nach dem 4. Gebot ein Gedenken der Dinge, die "vergangen" waren.

4. Es gibt noch andere Sabbate, die zu berücksichtigen sind, wie die Feiersabbate in 3. Mose 23, die nicht ausdrücklich als Sabbate angesprochen wurden, die jährlichen Sabbate und die zusätzlichen Sabbate, die die Juden selbst hinzufügten, wie das Purimfest und das Fest der Weihe.

5. Dies wird durch die Verwendung des Plurals "Sabbate" belegt, der in der Schlachter Version korrekt mit "Sabbate" übersetzt wurde.

6. Paulus kann nicht über den wöchentlichen Sabbat sprechen, weil die Bibel erklärt, daß Gottes Gerechtigkeit niemals abgeschafft wird, und wir haben gelernt, daß Seine Gerechtigkeit Sein Gesetz ist, das den wöchentlichen Sabbat enthält.

7. Schließlich war Paulus selbst ein Sabbathalter. Zu behaupten, daß er lehrte, der Sabbat sei abgeschafft worden, würde bedeuten, Paulus als Heuchler darzustellen.

Wir beten, daß dieses Studium bei Eurer Suche nach der Wahrheit hilfreich war.

- © Bearbeitung- Alex Janzen und Manuela Sahm - April 2020 -

*(1)

"Und ausgetilgt die Handschrift, so wider uns war, welche durch Satzungen entstand und uns entgegen war, und hat sie aus dem Mittel getan und an das Kreuz geheftet."

Handschrift, griechisch χειρόγραφον, [cheirographon]

Viele Christen setzen dieses "an das Kreuz geheftet" damit gleich, daß .... (Fortsetzung)

*(2)

Hebräer 9:1-9

Der levitische Priester- und Opferdienst, Abbild des himmlischen aber unzureichend

1 Es hatte nun zwar auch der erste Bund gottesdienstliche Ordnungen und das irdische Heiligtum.

2 Denn es war ein Zelt aufgerichtet, das vordere, in welchem sich der Leuchter und der Tisch und die Schaubrote befanden; dieses wird das Heilige genannt.

3 Hinter dem zweiten Vorhang aber befand sich das Zelt, welches das Allerheiligste heißt;

4 zu diesem gehört der goldene Räucheraltar und die Bundeslade, allenthalben mit Gold überzogen, und in dieser war der goldene Krug mit dem Manna und die Rute Aarons, die geblüht hatte, und die Tafeln des Bundes;

5 oben über ihr aber die Cherubim der Herrlichkeit, die den Sühndeckel überschatteten, worüber jetzt nicht im einzelnen zu reden ist.

6 Da nun dieses so eingerichtet ist, betreten zwar die Priester allezeit das vordere Zelt zur Verrichtung des Gottesdienstes;

7 in das zweite Zelt aber geht einmal im Jahr nur der Hohepriester, nicht ohne Blut, das er für sich selbst und für die Versehen des Volkes darbringt.

8 Damit zeigt der heilige Geist deutlich, daß der Weg zum Heiligtum noch nicht geoffenbart sei, solange das vordere Zelt Bestand habe.

9 Dieses ist ein Gleichnis für die gegenwärtige Zeit, da noch Gaben und Opfer dargebracht werden, welche, was das Gewissen anbelangt, den nicht vollkommen machen können, der den Gottesdienst verrichtet,

10 da er sich nur auf Speisen und Getränke und verschiedene Waschungen bezieht, auf fleischliche Verordnungen, welche bis zur Zeit der Zurechtbringung auferlegt sind.

*(3)

Nichts ist vollkommen und so auch nicht die Sprache der Menschen. Griechisch und Hebräisch sind eigentlich Sprachen mit vielen Wörtern, ganz besonders Griechisch. Man nehme zum Beispiel das Wort "Liebe". In der Bibel wird es oftmals verwendet. Auf Griechisch gibt es für die verschiedenen Arten von Liebe die dementsprechenden Worte, die wir auf deutsch gar nicht haben. Um dies zu erklären, müssen wir das Wort umschreiben. Ähnlich ist es mit dem Wort für "Sabbat". Es ist ein Wort, das "Ruhe" bedeutet. Abschalten, ausknipsen, Ende, Arbeit zur Seite legen, Pause machen.

Es beinhaltet auch, daß man sich an diesem Tag auf Gott konzentriert und die Ereignisse der Woche und die Taten und Beschäftigungen für diesen einen Tag ganz und gar ruhen läßt. Dafür hat Gott uns den Siebten-Tags-Sabbat überhaupt gegeben. Abschalten und uns auf Ihn konzentrieren. Dem Volk Israel hat Er das gleiche vorgelegt und sie aufgefordert genau das zu tun. Nicht um Seinetwillen, denn Er braucht nicht zu ruhen, sondern um ihretwillen und um der Beziehung willen, die zwischen Ihm und Seinem Volk bestehen sollte. Aber der Siebte-Tags-Sabbat war nicht das Einzige, was Gott seinem Volk gegeben hat, sondern auch noch Festtage, die sie einhalten sollten. Warum? Einfach nur um zu feiern und Party zu machen und fröhlich zu sein? Nein, keineswegs. Was war der Grund dahinter? Alle diese Festtage sollten sie stets daran erinnern auf wen sie hinzeigen würden und aus was für ein Ereignis, nämlich auf den kommenden Messias.

Leider gibt es offensichtlich auf Griechisch kein eigenes Wort für "Fest" oder "Festtage" und so ist das Wort "Sabbat" verwendet worden. Im Zusammenhang mit den Festen und es waren ja verschiedene, ist keineswegs der Siebte-Tags-Sabbat gemeint, sondern diese besonders verordneten festlichen Tage. Und wenn von ihnen die Rede ist, werden sie entweder direkt mit Namen genannt, wie z.B. "Laubhüttenfest" usw. oder sie werden "Sabbatte" genannt.

Die Anlehnung ist offenbar an die gleiche Wortwurzel, nämlich "Ruhe, Pause machen, sich auf das Ereignis konzentrieren", eben genauso wie am Siebten-Tags-Sabbat. An diesen Festtagen durften die Menschen keinerlei Arbeit verrichten, diese Tage waren abgesondert von der alltäglichen Woche, sie waren mit Ehrfurcht zu begehen, weil sie auf Jesus den Messias hingewiesen haben, aber sie waren nicht gleichgesetzt mit dem wöchentlich wiederkehrenden Siebten-Tags-Sabbat.

Da der Begriff für diese besonderen Festtage mit "Sabbate" umschrieben ist, bedeutet das noch längst nicht, daß der Sabbat, also der siebte Tag, der jede Woche wiederkehrt und 52 mal im Jahr begangen wird, daß es deswegen "Sabbate" heißt. Das ist keinesfalls richtig so. In 2. Mose 20:8 heißt das Gebot "Gedenke des Sabbattages". Des, das ist Einzahl, ...tages, das ist auch Einzahl. Hätte Gott in den 10 Geboten festgelegt, daß die Festtage gehalten werden sollten, so hätte Er gewiß geschrieben "Gedenke der Sabbattage", aber es heißt unmißverständlich "des Sabbattages". Und es geht weiter, "daß Du ihn heiligest.", Einzahl. Es heißt nicht, daß Du "sie" heiligest, also Mehrzahl, oder? Nein, hier ist die Rede von einem Tag, nicht mehreren Tagen oder Festen, das geht alleine schon aus dem ganzen Zusammenhang hervor.

Bearbeitung Alex Janzen - April 2021


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