02.04.2021

Die Kraft des Evangeliums



 Römer 1:16

"Denn ich schäme mich des Evangeliums von Christus nicht; denn es ist Gottes Kraft zur Errettung für jeden, der glaubt, zuerst für den Juden, dann auch für den Griechen."

 Es scheint sehr passend, daß das Wort "Dynamit" eine buchstabengetreue Übertragung des griechischen Wortes δύναμις [dunamis] ist, das "Kraft" bedeutet. Das Wort ist denjenigen, die die Heilige Schrift studieren, nicht fremd. Es ist eines der farbenfrohen Adjektive, die in der Bibel verwendet werden, um das Evangelium von Jesus Christus zu beschreiben. Paulus schrieb:

"Denn ich schäme mich des Evangeliums von Christus nicht; denn es ist Gottes Kraft δύναμις [dunamis] zur Errettung für jeden, der glaubt, zuerst für den Juden, dann auch für den Griechen." Römer 1:16

Wie wenige Christen haben ein wahres Verständnis von der explosiven Kraft, die sie so leichtfertig bekennen! Wenn die Worte des Paulus wahr sind, dann sollte jeder, der das Evangelium besitzt, auch mit enormer Kraft erfüllt sein. Aber ist das der Fall? Leider ist das Leben zahlloser Gemeindeglieder schlaff, fade und kläglich verkümmert. Anstelle von lebendiger Kraft scheint es Entmutigung und Niederlagen zu geben. Was ist da los? Glauben diese Menschen wirklich an das Evangelium oder nicht? Und warum fehlt das "Dynamit" so offensichtlich in ihrem Leben?

 Die Antwort darauf ist wohl, daß viele nicht wirklich glauben, was sie bekennen. Oder aber sie haben ein gefälschtes Evangelium gelehrt bekommen. Einige der größten geistlichen Probleme von heute haben ihre Wurzeln in einem falschen Verständnis des Evangeliums. Die traurige Tatsache ist, daß Millionen von Menschen nicht wirklich verstehen, was durch das Evangelium geboten wird und was es für sie tun soll. In Unkenntnis seiner vollständigen Versorgung stolpern sie dahin und beanspruchen nur das, was ihr schwacher Glaube zu umfassen vermag. Anstatt sich an der "Festtafel des Herrn" zu laben, sammeln diese Menschen Krümel unter dem Tisch, die kaum genug Kraft zum Überleben bieten.

 Sie sind den "verlorenen Erben" sehr ähnlich, von denen wir schon so viel gehört haben. Überall stapeln sich Millionen in Banken und warten darauf, daß die wahren Besitzer das Geld in Besitz nehmen. In den meisten Fällen wissen die Erben nichts von dem Reichtum, der ihnen rechtmäßig gehört und der nur darauf wartet, daß sie ihn einfordern und in Empfang nehmen. Aber diese Millionen sind nichts im Vergleich zu den geistlichen Reichtümern, die noch immer ungenutzt bei jenen Christen liegen, die ihren eigenen unbegrenzten Reichtum nicht erkennen. Aus keinem anderen Grund als ihrem eigenen abgrundtiefen Versagen, ihren wahren Besitz einzufordern, leben die meisten bekennenden Christen in erbärmlicher Armut und Schwäche.

 Wißt Ihr, warum diese "Millionäre" wie "Bettler" leben? Weil sie es dem Teufel erlaubt haben, sie einzuschüchtern. Er hat sie über eines ihrer grundlegendsten Vorrechte belogen. Wir müssen den Bösen entlarven und die falschen Behauptungen aufdecken, die er bezüglich seiner angeblichen Vollmacht aufstellt. Satan möchte, daß wir glauben, daß er unbegrenzte Kontrolle über diese Welt und alle ihre Menschen hat. Das ist aber nicht wahr. Er ist nicht der Herr über die Kinder Gottes und hat überhaupt keine Macht über die Gläubigen. Wo Christus lebt und regiert, zittert Satan und flieht um sein Leben. Gott ist stärker als Satan. Diese herrliche Wahrheit muß unser Gemüt mit ständiger Gewißheit erfüllen.

Versteht mich nicht falsch. Satan ist mächtig, zweifelsohne. Aber er ist nur so mächtig, wie wir es ihm erlauben dies zu sein. Ohne unsere Einwilligung ist er machtlos. Wir sind seine Werkzeuge. Doch, wenn wir nicht wollen, kann er durch uns nichts ausrichten. Wir haben aber alle den unglaublichen, versklavenden Einfluß gesehen, den er im Leben eines Sünders ausübt. Aber wenn Christus den Teufel aus diesem Sünder verbannt und sein Leben kontrolliert, dann ist die Macht zum Guten viel größer als die zum Bösen. Wenn es mehr Macht in Christus gibt als in Satan, dann gibt es mehr Macht in der Gnade als in der Sünde. Der Teufel ist nicht genauso stark wie Jesus, sonst würde der Kampf zwischen ihnen vielleicht mit einem Unentschieden oder einem Gleichstand enden. Aber, Gott sei es gedankt, Christus hat den Kampf bereits gewonnen und Satan ist jetzt ein besiegter Feind.

 Das führt uns zu der freudigen Schlußfolgerung, daß der Christ jemanden hat, der stärker ist und ihm hilft, Jesus zu folgen. Daraus können wir auch schließen, daß es leichter ist, gerettet zu werden als verloren zu gehen! Vielleicht ist das ein schockierender Gedanke für einige, die von Kindheit an das Gegenteil gelehrt bekommen haben. Die gängige Ansicht ist, daß das christliche Leben ein harter Weg der Aufopferung und Selbstverleugnung ist. Das alte Lied "Es ist kein einfacher Weg" drückt das Volksempfinden von Millionen aus, die darum kämpfen, das Richtige zu tun. Trauen wir uns, die akzeptierte traditionelle Sichtweise herauszufordern? Wir wagen es nicht, im Licht der klaren Lehre Christi zu diesem Thema etwas anderes zu tun. Wie konnten so viele Menschen die Worte des Meisters übersehen? Matthäus 11:28-30

"Kommt her zu Mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid, so will Ich Euch erquicken. Nehmt mein Joch auf Euch und lernt von Mir ... und Ihr werdet Ruhe finden für Eure Seelen. Denn Mein Joch ist sanft, und Meine Last ist leicht."

Jesus erklärte ausdrücklich, daß es leicht sei, Ihm zu folgen. Er deutete nicht an, daß die Menschen wegen der schweren Last der Einschränkungen, die mit dem christlichen Leben verbunden sind, unglücklich sein würden. Im Gegenteil, Er versprach, daß der Weg einfach und leicht sein würde. Als Jesus Saulus auf der Straße nach Damaskus traf, sagte Er:

"Es wird Dir schwer werden, wider den Stachel zu löcken." {Apostelgeschichte 9:5} *(1)

Die Bedeutung dieser Worte ist offensichtlich. Er sagte Saulus, daß es schwer wird, dem Heiligen Geist zu widerstehen. Das Elend und der Kampf lagen auf dem Weg des Ungehorsams. Der Weg des Übertreters ist schwer; nicht der Weg des Gehorsamen.

Wir müssen aufhören, Satan zu erlauben, uns mit den übertriebenen Ansprüchen seiner Autorität eine Gehirnwäsche zu verpassen. Es ist wahr, daß es unter der Herrschaft der Sünde leichter ist, Unrecht zu tun als Recht zu tun, aber es ist auch wahr, daß es unter der Herrschaft der Gnade leichter ist, Recht zu tun als Unrecht zu tun. Warum sollten wir nicht die Vorrechte in Anspruch nehmen, die uns als Kindern Gottes zustehen? Die Schreiber der Bibel zögerten nicht, die begrenzte Autorität Satans in Frage zu stellen, und das sollten wir auch nicht. Paulus schrieb:

 Römer 5:20+21

"Das Gesetz aber ist daneben hereingekommen, damit das Maß der Übertretung voll würde. Wo aber das Maß der Sünde voll geworden ist, da ist die Gnade überströmend geworden, damit, wie die Sünde geherrscht hat im Tod, so auch die Gnade herrsche durch Gerechtigkeit zu ewigem Leben durch Jesus Christus, unseren Herrn."

Beachtet den Ausdruck: "wie die Sünde geherrscht hat". Wie hat die Sünde geherrscht? Als eine kontrollierende Macht, nicht wahr? Indem sie jeden geistlichen Impuls zurückdrängte, überwältigte die fleischliche Natur alle Bemühungen der Gnade, in das Herz einzudringen. Aber beachtet, daß die Gnade "überströmend" ist, sie überwiegt die Sünde, und "wie die Sünde geherrscht hat... so soll auch die Gnade herrschen"! Offensichtlich wird die Gnade auch eine kontrollierende Macht sein, die alle Bemühungen der Sünde, in das Leben einzudringen, überwältigen kann. Ist das nicht eine wunderbare Zusicherung? Der Teufel hat kein "Dynamit", das sich mit dem zerschmetternden "Dynamit" des Evangeliums in einem hingegebenen Leben vergleichen läßt.

Damit sind wir wieder bei der Frage angelangt:

"Ist es schwieriger, Jesus oder Satan zu dienen?"

Es ist unbestreitbar, daß wir Zugang zu guter und schlechter Macht haben und daß es leichter erscheint, daß die schlechte Macht die Oberhand hat. Die Neigung zum Bösen ist in uns verankert, weil wir in eine sündige Welt geboren worden sind und diese "Natur" nicht abschütteln können. Wir können sie genau so wenig abschütteln, wie die Tatsache, daß wir als Menschen und nicht als Tiere geboren worden sind. Wir können nichts dagegen tun. Doch wir können etwas dagegen tun uns dieser sündigen Neigung hinzugeben. Wir haben diesen Zugang zur guten Macht, zur Kraft Gottes, die uns verheißen ist.

"Wenn Gott für uns ist, wer kann dann gegen uns sein?"

Jemand könnte antworten:

"Satan."

Und ich sage:

"Und wenn schon? Er flieht wenn wir den Namen Jesus erhöhen."

Natürlich will er, daß wir verloren gehen, aber Gott will, daß wir gerettet werden. Wir können nur gewinnen, wenn wir auf der Seite des Stärkeren stehen. Jesus bezog sich mit diesen Worten auf Seine Herrschaft über den Teufel. Lukas 11:21+22

"Wenn der Starke bewaffnet seinen Hof bewacht, so bleibt sein Besitztum in Frieden. Wenn aber der, welcher stärker ist als er, über ihn kommt und ihn überwindet, so nimmt er ihm seine Waffenrüstung, auf die er sich verließ, und verteilt seine Beute."

Der starke Mann, der gemeint ist, ist natürlich Satan. Er ist stärker als der weiseste Mann, der je gelebt hat (Salomo), und der stärkste Mann, der je gelebt hat (Simson), und der gottesfürchtigste Mann, der je gelebt hat (Henoch). Aber er ist nicht stärker als Jesus. Christus. Er ist der Stärkere, der ihn überwunden und die Gefangenen aus seinen Händen befreit hat. Was für eine aufregende Wirklichkeit!

"Denn der in Euch ist, ist größer, als der in der Welt ist." {1. Johannes 4:4}

 Gott hat nicht nur die Macht, uns zu retten, sondern auch den Wunsch, es zu tun. Es ist Sein Wille, daß alle zur Umkehr kommen und gerettet werden. Was bewirkt die Umkehr im Leben? Paulus versichert uns, daß

 "Dich Gottes Güte zur Buße leitet." Römer 2:4.

Wie viele führt Er zur Umkehr? Natürlich alle, denn es ist Sein Wille, alle zu retten. Christus sagte:

 Johannes 12:32

"Wenn Ich von der Erde erhöht werde, werde Ich alle zu Mir ziehen."

 Seine Liebe wendet sich nicht nur an einige wenige, sondern an alle Menschen. Seine Güte führt jede Seele zur Umkehr, und Seine Liebe zieht alle Menschen zum Kreuz. Wenn das wahr ist, warum werden dann nicht alle Menschen gerettet? Weil sie dagegen ankämpfen gerettet zu werden. Niemand kann verlorengehen, wenn er nicht dem süßen, anziehenden Einfluß des Heiligen Geistes widersteht. Das ist der Grund, warum Jesus zu Saulus sagte:

"Es wird Dir schwer werden, wider den Stachel zu löcken."

 Was für ein Gedanke! Das Schwierigste ist, gegen die Errettung zu kämpfen. Wenn wir nicht widerstehen, wird Gott Seinen Weg gehen und uns zu sich ziehen.

 "Denn die Gnade Gottes, die das Heil bringt, ist allen Menschen erschienen." Titus 2:11

 Wie vielen Menschen? Allen Menschen! In Hebräer 2:9 steht, daß Jesus "für alle Menschen" den Tod geschmeckt hat. Und weiter:

"Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selbst." 2. Korinther 5:19

Der einzige Grund, warum nicht die ganze Welt gerettet ist, ist einfach der, daß die große Mehrheit Gottes Bereitstellung der rettenden, heiligenden Gnade widersteht.

 Die Bibel lehrt in Römer 5:18

"Wie nun durch die Übertretung des einen die Verurteilung für alle Menschen kam, so kommt auch durch die Gerechtigkeit des Einen für alle Menschen die Rechtfertigung, die Leben gibt."

 Wie bedeutsam sind diese Worte: "für alle gekommen". Durch Christus wurde für die Rechtfertigung jeder Seele, die jemals in diese Welt hineingeboren wurde, Vorsorge getroffen. Sein Tod war ausreichend, um eine Million Welten zu erlösen. Durch das Kreuz kam eine legale, rechtsgültige Rechtfertigung "über alle" als eine herrliche Erlösungsbestimmung.

 Aber es gibt einen Unterschied zwischen dieser Rechtfertigung durch das Kreuz und der "Rechtfertigung durch den Glauben". Die Rechtfertigung durch das Kreuz ist eine allgemeine Bestimmung der rettenden Kraft, die persönlich wahrgenommen und durch den Glauben angenommen werden muß, bevor sie zur Rechtfertigung durch den Glauben wird. Mit anderen Worten: Es muß ein Glaube auf Seiten der Person vorhanden sein, die gerechtfertigt wird. Die Bibel spricht davon in Römer 3:24-26.

"Daß wir ohne Verdienst gerechtfertigt werden durch seine Gnade aufgrund der Erlösung, die in Christus Jesus ist. Ihn hat Gott zum Sühnopfer bestimmt, das wirksam wird durch den Glauben an Sein Blut, um Seine Gerechtigkeit zu erweisen, weil Er die Sünden ungestraft ließ, die zuvor geschehen waren, als Gott Zurückhaltung übte, um Seine Gerechtigkeit in der jetzigen Zeit zu erweisen, damit Er selbst gerecht sei und zugleich den rechtfertige, der aus dem Glauben an Jesus ist."

Bitte beachtet, daß nur diejenigen, die "an Jesus glauben", gerechtfertigt werden, obwohl das Kreuz es für jeden bereitstellt. Der Text sagt, daß es einen "Glauben an Sein Blut" geben muß. Das Elektrizitätswerk versorgt mein Haus mit Strom und Licht im Überfluß, aber ich erhalte keinerlei Nutzen, wenn ich nicht die Schalter in meinem Haus betätige. Die ganze rettende, reinigende und rechtfertigende Kraft Gottes nützt mir nichts, wenn ich sie nicht auf persönliche Weise annehme.

Wie entscheidest Du Dich?

*(1)

Wider den Stachel löcken

Adolf Josef Storfer hat auf etymologischem Gebiet noch den Band «Im Dickicht der Sprache» (1937) publiziert. In seinen Betrachtungen erfahren wir zum Beispiel, woher die lutherische Wendung «wider den Stachel löcken» (Apostelgeschichte 9:5) kommt: Sie ist als «pros kentra laktizein» bzw. «contra stimulum calcitare» schon im klassischen Altertum bekannt.

Das mittelhochdeutsche Verb «löcken» bedeutet «springen» oder «mit den Füssen ausschlagen», wider den Stachel löcken also Zugtiere, vor allem Ochsen, die sich dagegen wehren, die Pflugschar zu ziehen. Diese ist mit einem Knüppel verbunden, an dessen einem Ende ein scharfes Eisen angebracht ist. An diesem verletzt sich das Tier, wenn es aufbegehrt. Im übertragenen Sinn heißt das nun: Wer wider den Stachel löckt, richtet nichts aus und schadet nur sich selber. Wenn Saulus sich gegen das Evangelium verhärtet, dann wehrt er sich vergeblich und zum eigenen Nachteil.

Quelle: Neue Züricher Zeitung vom 21.08.2011 (online)

https://www.nzz.ch/wider_den_stachel-1.11990110

 

 - ©  Übersetzung - Alex Janzen - April 2021 -

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