12.10.2021

(04) Der Galaterbrief - Dem Gesetz gestorben

 


Letztes mal haben wir uns mit dem, wie ich glaube, wichtigsten Abschnitt des Galaterbriefs befaßt, und zwar mit Galater 2:16, wo Paulus dreimal mit Nachdruck betont, daß wir nicht durch die Werke des Gesetzes gerettet werden, sondern durch unseren Glauben an Jesus Christus. Wir werden an dieser Stelle weitermachen und ich werde ab Vers 15 bis zum Ende des Kapitels lesen, um auf einen wichtigen Gedanken einzugehen, den er hier gegen Ende des Kapitels hat. Galater ‬2:15-21

"Wir sind [zwar] von Natur Juden und nicht Sünder aus den Heiden; [doch] weil wir erkannt haben, daß der Mensch nicht aus Werken des Gesetzes gerechtfertigt wird, sondern durch den Glauben an Jesus Christus, so sind auch wir an Christus Jesus gläubig geworden, damit wir aus dem Glauben an Christus gerechtfertigt würden und nicht aus Werken des Gesetzes, weil aus Werken des Gesetzes kein Fleisch gerechtfertigt wird. Wenn wir aber, weil wir in Christus gerechtfertigt zu werden suchen, auch selbst als Sünder erfunden würden, wäre demnach Christus ein Sündendiener? Das sei ferne! Denn wenn ich das, was ich niedergerissen habe, wieder aufbaue, so stelle ich mich selbst als Übertreter hin. Nun bin ich aber durch das Gesetz dem Gesetz gestorben, um für Gott zu leben. Ich bin mit Christus gekreuzigt; und nun lebe ich, aber nicht mehr ich [selbst], sondern Christus lebt in mir. Was ich aber jetzt im Fleisch lebe, das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und Sich selbst für mich hingegeben hat. Ich verwerfe die Gnade Gottes nicht; denn wenn durch das Gesetz Gerechtigkeit kommt, so ist Christus vergeblich gestorben."

Darauf werden wir gleich noch ausführlich eingehen. Was ich tun möchte, ist, daß ich mich auf diesen Begriff konzentrieren möchte, oder vielmehr auf diesen Satz, daß "ich dem Gesetz gestorben bin". Ich bin durch das Gesetz dem Gesetz gestorben. Viele Leute lesen das, wenn sie den Galaterbrief durchgehen und wie wir bereits erwähnt haben, wird der Galaterbrief als das Buch benutzt, mit dem die Leute zu beweisen versuchen, daß der Apostel Paulus zeigt, daß das Sittengesetz Gottes, die Zehn Gebote, etwas sind mit dem sich Christen nicht zu befassen brauchen. Dies ist eine der Schlüsselstellen, an denen es ganz klar heißt, daß "ich durch das Gesetz dem Gesetz gestorben bin". Er ist dem Gesetz gestorben, er hatte aber nicht den Eindruck, daß er das Gesetz nicht mehr halten müsse.

Das ist etwas, das die Leute hier hineinlesen, aber das ist überhaupt nicht das, was der Apostel gesagt hat. Wäre dies die einzige Schriftstelle, könnten wir vielleicht Vermutungen in die eine oder andere Richtung anstellen, aber der Apostel spricht an anderen Stellen davon, daß er für das Gesetz "tot ist". Bevor wir jedoch dazu kommen, gibt es einen wichtigen Punkt, den wir direkt in diesem Vers finden können. In Vers 19 heißt es:

"Denn ich bin durch das Gesetz dem Gesetz gestorben. "

Wer ist gestorben? War es das Gesetz? Nein, er sagt: "Ich bin dem Gesetz gestorben." Derselbe Punkt wird in Römer Kapitel 7 angesprochen, und ich würde vorschlagen, daß wir uns diesem Abschnitt zuwenden und in Römer Kapitel 7 lesen sollten.

Ein weiterer interessanter Punkt ist, daß er "durch das Gesetz dem Gesetz gestorben ist." Das Gesetz wurde also in dieses Sterben einbezogen, und wir werden noch mehr über diesen Tod sprechen.

Römer‬ 7:1-3

"Oder wißt Ihr nicht, Brüder — denn ich rede ja mit Gesetzeskundigen —, daß das Gesetz [nur] so lange über den Menschen herrscht, wie er lebt? Denn die verheiratete Frau ist durchs Gesetz an ihren Mann gebunden, solange er lebt; wenn aber der Mann stirbt, so ist sie von dem Gesetz des Mannes befreit. So wird sie nun bei Lebzeiten des Mannes eine Ehebrecherin genannt, wenn sie einem anderen Mann zu eigen wird; stirbt aber der Mann, so ist sie vom Gesetz frei, sodaß sie keine Ehebrecherin ist, wenn sie einem anderen Mann zu eigen wird."

Damit wird nur beschrieben, daß man, wenn man mit jemandem verheiratet ist, keinen anderen heiraten kann, es sei denn, der Ehepartner stirbt. Man kann nicht mit zwei Menschen gleichzeitig verheiratet sein. In Vers 4 nimmt er diese Parallele zur christlichen Erfahrung wieder auf und sagt in Römer ‬7:4

"Also seid auch Ihr, meine Brüder, dem Gesetz getötet worden durch den Leib des Christus, damit Ihr einem anderen zu eigen seid, nämlich dem, der aus den Toten auferweckt worden ist, damit wir Gott Frucht bringen."

Er sagt also, daß man als Christ dem Gesetz durch das Opfer Christi, tot geworden ist. Nicht das Gesetz selbst ist gestorben, sondern mein selbstsüchtiger Wille und meine selbstsüchtige Leidenschaft sind gestorben.

Römer‬7:5

"Denn als wir im Fleisch waren, da wirkten in unseren Gliedern die Leidenschaften der Sünden, die durch das Gesetz sind, um dem Tod Frucht zu bringen."

Meine sündigen Leidenschaften mußten also durch das Opfer Christi sterben, damit ich mit dem auferstandenen Christus verheiratet werden und ein neues Leben führen kann. Die Frau, die mit ihrem Mann durch das Gesetz verbunden war, wollte also nach dem Tod ihres Mannes einen anderen heiraten, und zwar unter demselben Gesetz, was die erneute Heirat ja bezeugte. Mit anderen Worten, das Gesetz hat sich nicht geändert, aber die Beziehung der Frau zum Gesetz hat sich geändert, und Paulus wendet diese Erfahrung auf uns an, wenn wir uns bekehren.

Die Vorstellung, daß wir dem Gesetz gestorben sind, ändert also überhaupt nichts am Gesetz, sondern nur uns. Ich bin gestorben, aber das Gesetz regelt immer noch die Situation, nur daß ich jetzt frei bin, eine "andere zu heiraten". Mein Verhältnis zum Gesetz hat sich geändert, und das sehen wir in Römer‬7:6, wo es heißt:

"Jetzt aber sind wir vom Gesetz frei geworden, da wir dem gestorben sind, worin wir fest gehalten wurden, sodaß wir im neuen Wesen des Geistes dienen und nicht im alten Wesen des Buchstabens."

Es ist also wie bei einem Mann, der zum Tode verurteilt wird. Er hat ein schreckliches Verbrechen begangen und wird zum Tode verurteilt und das Gesetz verlangt den Tod dieses Verbrechers. Aber wenn er die Strafe bezahlt, wenn er geht und stirbt, dann hat das Gesetz keinen Anspruch mehr auf ihn, weil die Strafe bezahlt wurde und er in Bezug auf das Gesetz gestorben ist, von dem er gehalten wurde. Seine Beziehung zum Gesetz hat sich durch den Tod verändert. Aber wenn jemand anderes das Gesetz bricht, ist es immer noch gültig. Wir können es auch anders formulieren: Ein Dieb könnte 15 bis 20 Jahre im Gefängnis sitzen, und nachdem er seine 20 Jahre abgesessen hat, ist er frei, und das Gesetz, das ihn einst verurteilt hat, verurteilt ihn nicht mehr, weil er dem Gesetz gestorben ist und seine Strafe verbüßt hat.

Paulus bringt die Verantwortung, die wir durch Jesus Christus erhalten haben, auf einen Nenner, und wir werden es im weiteren Verlauf sehen, denn er sagt in Römer‬ 7:6

"Jetzt aber sind wir vom Gesetz frei geworden, da wir dem gestorben sind, worin wir fest gehalten wurden, sodaß wir im neuen Wesen des Geistes dienen und nicht im alten Wesen des Buchstabens."

Der ganze Gedanke ist, daß der Tod die Gelegenheit zum Dienen und nicht zum Nicht-Dienen bringt. Und als wir im Fleisch waren, konnten wir Gott nur äußerlich dienen, wir konnten ihm nur im Buchstaben dienen, weil die Herzenseinstellung nicht wirklich in Harmonie mit Gott war. Das Fleisch, diese sündigen Verhaltensweisen mußten sterben, damit der Geist Gottes einen neuen Menschen in uns erschaffen konnte und wir nun Gott auf eine völlig andere Weise dienen können. Das Fleisch mußte sterben, damit der Geist wirklich seinen Platz in unserem Leben hat.

Es ist interessant, daß wir im selben Kapitel Beweise für das Gesetz Gottes finden, und das ist eines der wichtigen Dinge, die wir meiner Meinung nach erkennen müssen. Im Neuen Testament wird das Gesetz der Zehn Gebote immer noch als der Wille Gottes für Christen bestätigt. Ich möchte nun einen Blick auf Römer 7:12 werfen. Dort heißt es:

"So ist nun das Gesetz heilig, und das Gebot ist heilig, gerecht und gut."

Hier wird deutlich, daß er über die Zehn Gebote spricht, denn wenn man zurück zu Vers 7 schaut, sagt er:

"Was wollen wir nun sagen? Ist das Gesetz Sünde? Das sei ferne! Aber ich hätte die Sünde nicht erkannt, außer durch das Gesetz; denn von der Begierde hätte ich nichts gewußt, wenn das Gesetz nicht gesagt hätte: Du sollst nicht begehren!"

Welches Gesetz besagt, daß wir nicht begehren sollen? Das sind die Zehn Gebote. - Das ist ziemlich eindeutig. - Das ist das Gesetz, von dem er im Römerbrief ausdrücklich spricht, wenn er sagt, daß es heilig, gerecht und gut ist. In Römer‬ 7:14 sagt er dann:

"Denn wir wissen, daß das Gesetz geistlich ist; ich aber bin fleischlich, unter die Sünde verkauft."

Das Gesetz wird demnach immer noch als gültig angesehen. Es ist immer noch gut, es ist immer noch heilig und es ist immer noch gerecht. Das Faszinierende daran ist, daß das Gesetz geistlich ist, während wir fleischlich sind. Er macht diese Unterscheidung. Und dann stellt sich die Frage: Wenn man fleischlich ist, ist dann eine Veränderung nötig?

Wenn eine Sache fleischlich und eine Sache geistlich ist, muß man entweder das eine oder das andere ändern, was werden wir also ändern?

Paulus will damit sagen, daß am Gesetz nichts falsch ist. Und um das deutlich zu machen: Unser fleischlicher Verstand, die Natur, mit der wir geboren wurden, kann nicht verändert werden. In Römer 8:7 heißt es, daß sie sich Gott widersetzt und nicht geändert werden kann. Wir brauchen also eine neue Geburt, wir brauchen den Geist Gottes, der von außen in uns kommt, um uns mit diesem geistlichen Gesetz in Einklang zu bringen. Aber dieses Gesetz wird im Neuen Testament immer noch bestätigt. Ich denke an ein anderes Beispiel, das wir ansprechen wollen. In Epheser‬ 6:1-3 sagt der Apostel Paulus etwas sehr Bestätigendes über die Zehn Gebote.

"Ihr Kinder, seid gehorsam Euren Eltern in dem Herrn; denn das ist recht. »Du sollst Deinen Vater und Deine Mutter ehren«, das ist das erste Gebot mit einer Verheißung: »damit es Dir gut geht und Du lange lebst auf Erden«."

Hier ermutigt er die Epheser ganz klar, das fünfte Gebot zu halten. Zu sagen, daß das Gesetz nicht mehr gültig ist und zu behaupten daß Paulus im Galaterbrief sagt, daß das Gesetz nicht mehr gebraucht wird, würde also dem widersprechen, was er den Ephesern hier in Kapitel 6 sagt. Das läßt mich auch an einen Text aus dem Jakobusbrief denken. Jakobus spricht diesen Punkt in Jakobus 2:10+11 direkt an:

"Denn wer das ganze Gesetz hält, sich aber in einem verfehlt, der ist in allem schuldig geworden. Denn der, welcher gesagt hat: »Du sollst nicht ehebrechen!«, hat auch gesagt: »Du sollst nicht töten!« Wenn Du nun zwar nicht die Ehe brichst, aber tötest, so bist Du ein Übertreter des Gesetzes geworden."

Hier haben wir also das Gesetz, von dem er spricht, nämlich die Zehn Gebote. Jakobus weist darauf hin, wie wichtig es ist, die Zehn Gebote zu halten, aber beachtet, was er sagt, und das ist hier sehr wichtig. Er sagt, daß jeder, der in einem Punkt stolpert, an allen schuldig ist, und das scheint nicht fair zu sein. Aber beachtet auch seine Argumentation in Vers 11. Vers 11 beginnt mit dem Wort "Denn", was bedeutet, daß dies die Erklärung ist, dies ist ein erläuternder Text. Jakobus ‬2:11

"Denn der, welcher gesagt hat: »Du sollst nicht ehebrechen!«, hat auch gesagt: »Du sollst nicht töten!« Wenn Du nun zwar nicht die Ehe brichst, aber tötest, so bist Du ein Übertreter des Gesetzes geworden."

Es geht also gar nicht so sehr um das einzelne Gebot, sondern um den Gesetzgeber. Wenn Du ein Gebot brichst, wenn Du stiehlst, aber nicht lügst, verstößt Du trotzdem gegen den Gesetzgeber. Der Punkt ist also, daß das Gesetz das Produkt des Gesetzgebers ist und wenn wir dem Gesetzgeber dienen, warum sollten wir dann nicht Seinen Geboten gehorchen?

Es gibt noch einen weiteren Abschnitt, den wir uns ansehen sollten und zwar in Römer 2, der mit Vers 21 beginnt.

"Nun also, Du lehrst andere, Dich selbst aber lehrst Du nicht? Du verkündigst, man solle nicht stehlen, und stiehlst selber?"

Von welchem Gesetz reden wir hier? Von dem achten Gebot. Vers 22:

"Du sagst, man solle nicht ehebrechen, und brichst selbst die Ehe? Du verabscheust die Götzen und begehst dabei Tempelraub?"

Hier haben wir das zweite und siebente Gebot.Vers 23:

"Du rühmst Dich des Gesetzes und verunehrst doch Gott durch Übertretung des Gesetzes?"

Es scheint ziemlich klar zu sein, daß er sagt, wenn wir das Gesetz brechen, entehren wir Gott. Und er fährt fort mit Vers 24:

"Denn der Name Gottes wird um Euretwillen gelästert unter den Heiden, wie es geschrieben ‭steht.‭"

Er sagt uns also, daß wir Gott entehren und Seinen Namen unter den Ungläubigen lästern, wenn wir uns dem Gesetz Gottes widersetzen. Eine faszinierende und neutestamentliche Theologie.

Wir könnten zum Kern der Sache vordringen und sagen, daß es nicht nur diese Aussagen sind, die direkt über das Gesetz sprechen, sondern die Aussagen, die über die Sünde sprechen. Die Bibel sagt in 1. Johannes 3:4, daß Sünde mit Gesetzlosigkeit gleichzusetzen ist.

"Jeder, der die Sünde tut, der tut auch die Gesetzlosigkeit; und die Sünde ist die Gesetzlosigkeit."

Manche Leute fragen sich, warum das Wort "Sünde" die gleiche Bedeutung hat wie "Gesetzlosigkeit". Das Faszinierende ist, wenn man das in der griechischen Sprache des Neuen Testaments liest, steht dort ein bestimmtes Wort, daß mit "Sünde" übersetzt wurde, es ist: ἁμαρτία "Hamartia" -- Sünde, Versagen.

Und das Wort für Gesetzlosigkeit ist "Anomia" ἀνομία -- Gesetzlosigkeit . Aus dem griechischen Wort "Nomos" νόμος - das, was zugewiesen ist, also Gebrauch, Gesetz bedeutet. Und "A" (von Amomia) ist negativ, so daß es wörtlich "Gesetzlosigkeit" bedeutet. "Hamartia" wiederum bedeutet "buchstäblich das Ziel zu verfehlen". Das wäre so, wie wenn man mit Pfeil und Bogen auf eine Zielscheibe schießt und das Ziel verfehlt. Im Griechischen heißt es: "Das Ziel zu verfehlen, ist Gesetzlosigkeit." Was wäre also das Ziel?

- Das Gesetz. - Das Ziel wäre das Gesetz Gottes. Mit anderen Worten, er sagt in diesem Text, daß das Ziel, das Ziel für den Christen das Gesetz Gottes ist, und das wäre der Maßstab.

In diesem Vers gibt es ein Schlüsselwort, es kommt in allen Versen vor, die wir in Bezug auf die Gültigkeit des Gesetzes im Neuen Testament besprochen haben. Es ist ein kleines Wort, aber es ist ein wichtiges Wort. Das Wort "ist". Es besagt, daß Sünde Gesetzlosigkeit ist. Als der Apostel Paulus dies schrieb, oder Johannes in diesem speziellen Fall, lange nach der Kreuzigung Christi, sagte er in der Gegenwartsform, daß Sünde in diesem Moment die Übertretung des Gesetzes ist.

Wenn man sich alle Verse ansieht, die wir betrachtet haben, wird man feststellen, daß das Gesetz geistlich ist. Das Gebot ist heilig, gerecht und gut und das steht in Römer 7:12 und 14. Wir haben in Epheser 6:1 gelesen, daß das fünfte Gebot das erste Gebot mit einer Verheißung ist. Im gesamten Neuen Testament finden wir die Aussagen, die sich auf das Gesetz Gottes beziehen, in der Gegenwartsform. In Galater 5 gibt es einen weiteren Abschnitt, der mit demselben Punkt übereinstimmt, nämlich mit der Freiheit, und zwar in Galater 5:1. Paulus sagt dort:

"So steht nun fest in der Freiheit, zu der uns Christus befreit hat, und laßt Euch nicht wie in‭ ein ‭Joch‭ der‭ Knechtschaft‭ spannen!‭"

Es sind schon Leute auf mich zugekommen und haben gesagt: Nun, die Bibel ist ziemlich klar, wenn Paulus sagt: "Laßt Euch nicht mit dem Joch der Knechtschaft belasten, das sind die Zehn Gebote, Ihr seid frei davon, die Zehn Gebote halten zu müssen."

Das Problem bei dieser Aussage besteht darin, daß der Apostel das nicht sagt. Wir werden hier weiterlesen und das erklären, und er fährt in Galater‬ 5:2-4 fort:

"Siehe, ich, Paulus, sage Euch: Wenn Ihr Euch beschneiden laßt, wird Euch Christus nichts nützen. Ich bezeuge nochmals jedem Menschen, der sich beschneiden läßt, daß er verpflichtet ist, das ganze Gesetz zu halten. Ihr seid losgetrennt von Christus, die Ihr durch das Gesetz gerecht werden wollt; Ihr seid aus der Gnade gefallen!"

Das sind starke Worte.

Ohne Tiefgang betrachtet kann das für einen oberflächlichen Leser so klingen, als ob jeder, der daran denkt, das Gesetz zu halten, sich von Christus entfremdet hat - entweder Christus oder das Gesetz. Wir machen einen wichtigen Punkt im Galaterbrief aus, der meiner Meinung nach bei vielen für Verwirrung sorgt. Paulus spricht hier nicht den Gehorsam gegenüber dem Gesetz an, sondern den Versuch, durch das Gesetz gerechtfertigt zu werden. Wenn er das Gegenteil behauptet hätte, dann hätte er den Ephesern mit der Aufforderung, das fünfte Gebot zu halten, ein Joch auferlegt, das sie knechtet. Damit hätte er sich selbst widersprochen. Er spricht sich nicht gegen den Gehorsam aus. Wenn man genau hinschaut, heißt es in Galater‬ 5:4 vier ausdrücklich:

"Ihr seid losgetrennt von Christus, die Ihr durchs Gesetz gerecht werden wollt."

Er sagt, daß das solche Menschen, sich von Christus entfremdet haben. Der Grund dafür ist folgender: Wenn man versucht, durch ein äußeres Verhalten gerechtfertigt zu werden, wenn man wirklich denkt, daß es einem gut geht und daß man nur in die Kirche gehen und bestimmte Dinge tun muß, und wenn man nicht diese persönliche Hingabe an Christus und eine tiefe Verpflichtung gegenüber Christus braucht, dann sagt man im Grunde, daß man Christus nicht braucht. Man entfremdet sich von Christus. Ich kann mich ein bißchen reinwaschen, und das reicht aus. Das ist genau auf die Vorstellung der Rechtfertigung zurück auf das, was wir im Zusammenhang mit dem Pharisäer und dem Zöllner besprochen haben: Der Pharisäer war im Tempel und betete, er sagte: "Ich bin froh, daß ich nicht so schlecht bin wie die anderen. Ich bin nicht so schlimm wie diese anderen Menschen."

Wenn es nicht der Gehorsam ist, der uns unter ein Joch der Knechtschaft bringt, was bedeutet es dann, daß die Rechtfertigung durch das Gesetz uns unter ein Joch der Knechtschaft bringt? Was genau sagt uns das? Sie stellt uns unter ein Joch der Knechtschaft. Absolut, und das läßt mich an diese Vorstellung denken, denn er spricht von Freiheit, wir sind frei. Was ist Freiheit? Ist mit Freiheit gemeint, daß man Gott nicht mehr gehorchen muß? Ich denke mir, warum sollte jemand, der sich entscheidet, sein Leben Christus zu übergeben und ihm zu dienen, frei davon sein wollen, Ihm dienen zu sollen? Warum sollte ich frei davon sein wollen, den Grundsätzen von Gottes Regierung, den Grundsätzen Seines Gesetzes, den Grundsätzen Seines Charakters gehorchen zu sollen? Warum sollte ich davon frei sein wollen? Ist das die Art von Freiheit, von der das Christentum spricht? - Das kann es einfach nicht sein.

Es gibt viele Menschen, die bestimmte Dinge tun, weil sie glauben, daß Gott es verlangt, aber in ihrem Herzen haben sie kein Interesse, keinen Hunger nach geistlichen Dingen. Sie haben ihr Bedürfnis noch nicht erkannt. Ich wurde an einen Punkt gebracht, an dem ich ein Bedürfnis in meinem Leben spürte, und wenn ich meine Bibel las, war das wie Nahrung für meine Seele. Aber bevor ich auf diese Zeit vorbereitet wurde, wäre ich wahrscheinlich nicht sehr interessiert gewesen, wenn man mich in die Bibel eingeführt hätte. Es wäre keine Nahrung für die Seele gewesen, und so sind die Worte Jesu in Matthäus‬ 5:6 gemeint:

"Glückselig sind, die nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten, denn sie sollen satt werden!"

Wir sehen also diesen Gedanken von "tot für das Gesetz sein", wenn wir zu Galater 2 zurückgehen, wo Paulus davon spricht, daß er für das Gesetz "gestorben" ist, betrachten wir noch einmal, was er in Galater ‬2:19 sagt:

"Nun ‭bin ‭ich‭ aber‭ durch‭ das‭ Gesetz‭ dem‭ Gesetz‭ gestorben, ‭um‭ für ‭Gott‭ zu‭ leben.‭"

Mit anderen Worten, als das Gesetz mich überführte, sah ich meine sündige Natur, dann nahm ich Christus an und die fleischliche Natur starb. Geben wir Ach drauf, wie er es formuliert: "Ich bin durch das Gesetz dem Gesetz gestorben, damit ich mich nicht mehr darum kümmern muß, das Gesetz zu halten?" Nein, das ist nicht das, was er sagt. Das ist überhaupt nicht das, was er sagt.

Er sagt, daß wir für Gott leben sollen. Die Freiheit, die Freiheit eines christlichen Lebens ist nicht eine Freiheit vom Gehorsam, sondern eine Freiheit zum Gehorsam. Hört, ich war frei, dem Gesetz Gottes nicht zu gehorchen, als ich noch kein Christ war, ich habe dem Gesetz Gottes nie gehorcht und mich nie darum gekümmert, aber ich war nicht frei, ihm zu gehorchen, weil es einfach nicht in meinem Wesen lag, es zu tun. Aber durch die Bekehrung wurde mein Herz verändert, und die Freiheit, die ich jetzt habe, ist eine Freiheit, die ich vorher nie hatte, und das ist die Freiheit, Gott mit meinem Herzen zu dienen.

Das ist es, was Paulus sagt: Ich bin dem Gesetz gestorben, damit ich für Gott lebe, siehe Galater ‬2:20,

"Ich bin mit Christus gekreuzigt; und nun lebe ich, aber nicht mehr ich [selbst], sondern‭ Christus ‭lebt‭ in‭ mir.‭ Was ‭ich‭ aber‭ jetzt‭ im‭ Fleisch‭ lebe,‭ das‭ lebe‭ ich‭ im ‭Glauben‭ an ‭den‭ Sohn‭ Gottes,‭ der‭ mich‭ geliebt‭ und‭ Sich‭ selbst‭ für ‭mich ‭hingegeben ‭hat.‭"

Er spricht hier von einer Bekehrung, von einer neuen Erfahrung. Wenn wir in Vers 21 weiter lesen wird dieser Gedanke wunderbar abgeschlossen. Aber bevor wir dazu kommen, möchte ich noch einen Blick auf 2. Korinther 6:11 werfen, und da gibt es noch einen weiteren Punkt, den ich ansprechen möchte:

"O Korinther! Wir haben offen zu Euch gesprochen, unser Herz ist weit geöffnet. Ihr seid nicht durch uns eingeschränkt, sondern ihr seid durch eure eigenen Neigungen eingeschränkt. "

Ihr wißt, daß die Menschen auf das Problem schauen, das wir in der Menschheit haben, und sagen, daß wir nicht im Einklang mit Gott sind. Nun, wir haben zwei Möglichkeiten, entweder können wir die Anforderungen, das Gesetz Gottes, beseitigen oder wir können das beseitigen, was uns im Weg steht, nämlich unser eigenes fleischliches Herz. Und die Realität ist, daß das fleischliche Herz letztendlich verschwinden muß, damit wir in Harmonie mit Gott gebracht werden können. Es ist eine Schande, daß viele Christen das Gesetz als das Problem ansehen, weil sie behaupten, daß Jesus starb, um das Gesetz abzuschaffen. Aber nein, der Apostel Paulus sagt, es sind unsere eigenen Neigungen, die das Problem sind. Genau hier, am Ende von Vers 21 in Galater 2, heißt es:

"Ich verwerfe die Gnade Gottes nicht; denn wenn durch das Gesetz Gerechtigkeit [kommt], so ist ‭Christus‭ vergeblich‭ gestorben.‭"

Es ist der Tod Christi und unser Sterben mit Ihm, der uns in Einklang mit Gott bringt.

04) "Dem Gesetz gestorben"

Übersetzung Alex Janzen, Oktober 2021©


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