12.10.2021

(09) Der Galaterbrief - Die zwei Bündnisse

 


Das Buch Galater ist ein komprimierter Römerbrief, der so viele kraftvolle Wahrheiten des Evangeliums aus verschiedenen Blickwinkeln anspricht, daß wir das Wesen der Rechtfertigung durch den Glauben, den Gehorsam des Glaubens, wirklich erfassen können. Heute geht es um die Bündnisse, und wir werden uns in diesem Studium mit den beiden Bündnissen befassen. Wir fangen gleich mit Galater 4 an und ich möchte Euch ermutigen, Eure Bibeln zu nehmen und mit uns das Buch Galater im Neuen Testament aufzuschlagen. Wir sind in Galater 4 und ich lese ab Vers 21-24

"Sagt mir, die Ihr unter dem Gesetz sein wollt: Hört Ihr das Gesetz nicht? Es steht doch geschrieben, daß Abraham zwei Söhne hatte, einen von der [leibeigenen] Magd, den anderen von der Freien. Der von der Magd war gemäß dem Fleisch geboren, der von der Freien aber kraft der Verheißung. Das hat einen bildlichen Sinn: Dies sind nämlich die zwei Bündnisse; das eine vom Berg Sinai, das zur Knechtschaft gebiert, das ist Hagar."

Wir werden uns jetzt auf den Vers 21 konzentrieren, wo er davon spricht, daß sie unter dem Gesetz stehen. Es gibt Leute, die mit dem Begriff "unter dem Gesetz" nicht zurechtkommen und zunächst annehmen, daß "unter dem Gesetz" bedeutet, daß man das Gesetz halten muß. Wenn Paulus also in "abwertender Weise" davon spricht, "unter dem Gesetz zu stehen", sagen die Leute, er sei gegen das Halten des Gesetzes. Der häufigste Text, der auf diese Weise gelesen wird, steht im Römerbrief, und wir werden uns Römer 6:14 ansehen. Dort heißt es:

"Denn die Sünde wird nicht herrschen über Euch, weil Ihr nicht unter dem Gesetz seid, sondern unter der Gnade."

Hier lesen die Leute also, daß wir nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade stehen. Sie legen also dort in den Text hinein, daß die Einhaltung des Gesetzes Gottes, der Zehn Gebote, im Widerspruch zur Gnade steht. Wenn man durch Gnade gerettet wird, braucht man das Gesetz nicht zu halten. Wenn man liest, was er hier in diesem Vers sagt, dann muß man auch Acht drauf geben, was er genau sagt.

"Denn die Sünde wird nicht herrschen über Euch,..."

Wir wollen nun zunächst über die Sünde sprechen. In 1. Johannes 3:4 steht:

"Jeder, der die Sünde tut, der tut auch die Gesetzlosigkeit; und die Sünde ist die Gesetzlosigkeit."

Der Apostel Paulus sagt in Römer 7:7

"Ich hätte die Sünde nicht erkannt, außer durch das Gesetz; denn von der Begierde hätte ich nichts gewußt, wenn das Gesetz nicht gesagt hätte: Du sollst nicht begehren!"

Römer 3:20

"Durch das Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde."

Römer 4:15

"Denn wo kein Gesetz ist, da ist auch keine Übertretung."

Oder keine Sünde.

Der Grundgedanke ist also, daß Sünde ein Verstoß gegen das Gesetz ist. Wir wissen, daß wir sündigen, wenn wir das Gesetz Gottes brechen, das ist das Anzeichen dafür, was Sünde ist. Nun sagt er, daß die Sünde oder das Brechen des Gesetzes keine Herrschaft über Euch haben soll. Was bedeutet nun "Herrschaft"? Es bedeutet, über Dich Macht auszuüben. Und einen Menschen, der unter der Herrschaft eines anderen steht, nennen wir einen Sklaven, nicht wahr? Und das wäre in diesem Fall ein Sklave der Sünde, denn die Sünde ist der Besitzer, die Sünde ist derjenige, der die Herrschaft ausübt. Er sagt hier, daß "die Sünde nicht über Euch herrschen wird, weil Ihr nicht unter dem Gesetz seid, sondern unter der Gnade." Wenn wir das jetzt so lesen, wie wir die Begriffe auslegen, wird Gesetzesbruch Dein Leben nicht mehr beherrschen, wenn Du unter der Gnade stehst.

Das ist es, was er sagt, denn die Gnade bringt uns in eine Stellung, in der wir aufgrund der Gnade Christi in den Gehorsam gegenüber dem Willen Gottes gebracht werden. Wenn man sich den nächsten Vers anseht, wird das sehr deutlich. Römer 6:15,

"Wie nun? Sollen wir sündigen, weil wir nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade sind? Das sei ferne!"

Gott bewahre uns davor, daß wir so etwas denken könnten. Die ganze Idee hinter der Formulierung "unter dem Gesetz" zu sein, bedeutet also, daß man nach Rechtfertigung durch das Gesetz sucht. Deshalb sagt Paulus zu diesen Galatern in Galater 4:21,

"Sagt mir, die Ihr unter dem Gesetz sein wollt:..."

Das ist es, was die Menschen in Galatien taten. Anstatt Christus und Seine Verdienste anzunehmen, entschieden sie sich für die Beschneidung und dachten, wenn sie diesen Ritus einhielten, würden sie in die Erfahrung der Erlösung eintreten. Er sagt jedoch:

"Sagt mir, die Ihr unter dem Gesetz sein wollt:..."

Das heißt also, die Ihr versucht habt, durch die Einhaltung des Gesetzes gerechtfertigt zu werden.

"...Hört Ihr das Gesetz nicht?"

"Versteht Ihr nicht, daß das Gesetz Euch weit mehr abverlangt, als Ihr in eurer eigenen Kraft zu tun imstande seid? Das ist die Art von Argument, die er vorbringt."

In diesem Abschnitt gibt es einen Hinweis, der unser heutiges Thema deutlich macht: Wir sprechen über die beiden Bündnisse. In Galater 4:23+24 heißt es:

"Der von der Magd war gemäß dem Fleisch geboren, der von der Freien aber kraft der Verheißung. Das hat einen bildlichen Sinn:"

Bevor wir diese Veranschaulichung wirklich verstehen können, müssen wir ein wenig Hintergrundwissen über die beiden Bündnisse haben. Beginnen wir also mit dem Alten Testament und werfen wir einen Blick auf das, was allgemein als "der alte Bund" bezeichnet wird. Ich möchte einen Vers aus 5. Mose 4 ansehen, der in diesem Zusammenhang häufig verwendet wird. In 5. Mose 4:13 geht es um die Erfahrung der Israeliten und die Begegnung mit Gott auf dem Berg Sinai. Dort heißt es:

"Und Er verkündigte Euch Seinen Bund, den Er Euch zu halten gebot, nämlich die zehn Worte; und Er schrieb sie auf zwei steinerne Tafeln."

Ein Bund ist einfach eine Vereinbarung, ein Vertrag, den man mit jemandem schließt. Die Zehn Gebote waren also die Bedingung Gottes. Und der Bund mußte eine Vereinbarung zwischen diesen beiden Parteien voraussetzen. Das sehen wir, als die Zehn Gebote in 2. Mose 20 gegeben wurden. Doch bevor wir uns 2. Mose 20 anschauen, werden wir vorher noch kurz zu 2. Mose 19 gehen. Dort möchte ich die Verse 3-7 lesen, wo es heißt:

"Mose aber stieg hinauf zu Gott; denn der Herr rief ihm vom Berg aus zu und sprach: »So sollst Du zum Haus Jakobs sagen und den Kindern Israels verkündigen: Ihr habt gesehen, was Ich an den Ägyptern getan habe und wie Ich Euch auf Adlersflügeln getragen und Euch zu Mir gebracht habe. Wenn Ihr nun wirklich Meiner Stimme Gehör schenken und gehorchen werdet und Meinen Bund bewahrt, so sollt Ihr vor allen Völkern Mein besonderes Eigentum sein; denn die ganze Erde gehört Mir, Ihr aber sollt Mir ein Königreich von Priestern und ein heiliges Volk sein! Das sind die Worte, die Du den Kindern Israels sagen sollst.« Und Mose kam und rief die Ältesten des Volkes zu sich und legte ihnen alle diese Worte vor, die der Herr ihm geboten hatte."

An und für sich war das keine schlechte Sache. Ich hoffe, daß wir alle auf den Herrn reagieren. Und wenn er uns bittet, etwas zu tun, daß wir sagen: "Alles, was der Herr gesagt hat, das werden wir tun." Das Problem Israels bestand in ihrer Reaktion. Diese wird in 2. Mose 20:18-20 beschrieben.

"Und das ganze Volk nahm das Donnern und die Flammen wahr und den Schall der Schopharhörner und den rauchenden Berg. Als nun das Volk dies wahrnahm, zitterte es und stand von ferne, und es sprach zu Mose: »Rede Du mit uns, und wir wollen hören; aber Gott soll nicht mit uns reden, sonst müssen wir sterben!« Mose aber sprach zum Volk: »Fürchtet Euch nicht, denn Gott ist gekommen, um Euch zu prüfen, und damit die Furcht vor Ihm Euch vor Augen sei, damit Ihr nicht sündigt!«"


Dies ist eine sehr aussagekräftiger Textabschnitt, der uns hilft zu verstehen, daß die Kinder Israels eine Verpflichtung eingegangen waren, sie hatten den Bedingungen des Bundes zugestimmt. Sie wollten alles befolgen, was Gott gesagt hatte. Das Problem war nur, daß sie es aus der Ferne tun wollten. Sie wollten sich nicht, wie Mose, Gott nähern. Stattdessen sagten sie zu Mose: "Sag uns, was wir tun sollen, und wir tun es." Was war es denn, das sie nicht erkannten? Sie erkannten ihr Bedürfnis nicht, sie erkannten nicht, daß sie ohne Gott nicht fähig waren, das zu tun, was Gott von ihnen verlangte. Sie dachten, ihr Bedürfnis sei eine Liste, eine Liste von Anforderungen, die uns sagt was wir tun sollen und wir werden dann diese Anforderungen erfüllen. *(1) Das ist es, was wir als den "alten Bund" bezeichnen. Der neue Bund kommt an verschiedenen Stellen zum Ausdruck, aber eine der besten Stellen ist Hebräer 8.

Der Begriff "neuer Bund" befindet sich an zwei Stellen. Die eine ist in Hebräer 8 und die andere ist die Stelle, aus Jeremia 31, die Paulus hier zitiert. Es ist also interessant, daß Paulus, wenn er über den "neuen Bund" spricht, einfach aus dem Alten Testament zitiert. Wir finden also den "neuen Bund" schon im Alten Testament. In Hebräer 8:6-8 sagt die Bibel folgendes über Jesus:

"Nun aber hat Er einen umso erhabeneren Dienst erlangt, als Er auch der Mittler eines besseren Bundes ist, der aufgrund von besseren Verheißungen festgesetzt wurde. Denn wenn jener erste [Bund] tadellos gewesen wäre, so wäre nicht Raum für einen zweiten gesucht worden. ..."

Wenn es mit dem ersten kein Problem gegeben hätte, dann hätten wir den zweiten nicht gebraucht, aber es gab ein Problem mit dem alten Bund. Es gab ein Problem mit dem "alten Vertrag". Was war das Problem? Das wollen wir herausfinden. Hebräer 8:8

"… Denn Er tadelt doch, ..."

Das Gesetz? Das ist nicht das was das bedeutet, oder? Nein.

"… indem Er zu ihnen spricht: »Siehe, es kommen Tage, spricht der Herr, da Ich mit dem Haus Israel und mit dem Haus Juda einen neuen Bund schließen werde;..."

Viele Christen wissen nicht, daß es in der Heiligen Schrift keinen Bund mit den Heiden gibt, sondern immer nur mit Israel, und darüber haben wir gesprochen. Um an diesem Bund teilhaben zu können, mußte man Teil der Nachkommenschaft Abrahams werden.

Viele Menschen sehen sich die Zehn Gebote an und sagen, daß sie nur für die Juden bestimmt waren, weil sie davon sprechen, wie Gott sie aus dem Haus der Knechtschaft gerettet hat. Dieselben Christen glauben aber auch, daß ihr Leben durch den "neuen Bund" bestimmt wird. Er ist auch den Juden gegeben. Übrigens, wenn wir hier weiterlesen, dann heißt es:

"...nicht wie der Bund, den Ich mit ihren Vätern gemacht habe an dem Tag, als Ich sie bei der Hand nahm, um sie aus dem Land Ägypten zu führen — denn sie sind nicht in Meinem Bund geblieben,..."

Denkt daran, die Schuld lag beim Volk und nicht beim Gesetz. Hebräer 8:9+10

"...und Ich ließ sie gehen, spricht der Herr:..."

Und jetzt beachtet was Gott sagt:

"...sondern das ist der Bund, den Ich mit dem Haus Israel schließen werde nach jenen Tagen, spricht der Herr: Ich will ihnen Meine Gesetze in den Sinn geben und sie in ihre Herzen schreiben; und Ich will ihr Gott sein, und sie sollen Mein Volk sein..."

Der Grundgedanke ist also, daß Gott einen Bund mit Seinem Volk schließen wollte, und daß Er ihnen das Gesetz nicht mehr auf steinernen Tafeln geben wollte, wo sie auf die Liste schauen und sagen konnten, wir erfüllen diese Liste. Er sagt: "Ich werde es in Euer Inneres schreiben, Ich werde dieses Gesetz in Euer Herz schreiben, damit es ein Teil von Euch wird." Das ist der Unterschied zwischen dem alten und dem neuen Bund.

In dem ersten Fall macht das Volk Gott gegenüber besondere Versprechen, aber in dem zweiten Fall macht Gott Seinem Volk besondere Versprechen. In Hebräer 8:11 heißt es:

"...Und es wird keiner mehr seinen Nächsten und keiner mehr seinen Bruder lehren und sagen: Erkenne den Herrn! Denn es werden Mich alle kennen, vom Kleinsten bis zum Größten unter ihnen."

Der Gedanke dahinter ist, daß man im neuen Bund, wenn der Geist in das Herz eindringt, die Menschen nicht mehr drängen muß zu Gott zu kommen. Man muß die Menschen nicht mehr zu religiösen Erfahrungen drängen, denn der neue Bund legt das Verlangen und den Hunger nach diesen geistlichen Erfahrungen in das Herz.

Wir sehen also, daß das Problem des alten Bundes bei den Menschen lag. Die Menschen haben Versprechungen gemacht, die sie nicht einhalten konnten. Das Problem lag nie am Gesetz, das Gott gegeben hatte, denn das Gesetz ist auch das Herzstück des neuen Bundes.

Es ist interessant, daß einige Leute behaupten, der Fehler liege darin, daß diese Leute sagten: "Alles, was der Herr gesagt hat, werden wir tun!" Das hätten sie nie sagen dürfen. Das war das Problem! Doch das ist nicht das eigentliche Problem. Das eigentliche Problem war, daß sie sich von Gott entfernten. Wir werden uns das gleich genauer ansehen. Um uns auf den nächsten Abschnitt einzustimmen, möchte ich kurz auf 5. Mose 5:28 einen Blick werfen, um Gottes Absicht besser zu verstehen. Hier erzählt Mose von den Erfahrungen, die die Kinder Israels gemacht haben. Er beginnt mit den Zehn Geboten und dem alten Bund. Dort heißt es:

"Als aber der Herr den Wortlaut Eurer Rede hörte, die Ihr mit Mir redetet, da sprach der Herr zu mir: Ich habe den Wortlaut der Rede dieses Volkes gehört, die sie mit Dir geredet haben. Es ist alles gut, was sie geredet haben."

Und sie sagten: "Alles, was der Herr gesagt hat, werden wir tun." Und Gott antwortet darauf mit folgenden Worten: "Es ist alles gut!" Doch genau davor sagte das Volk folgendes und das steht in 5. Mose 5:27-29

"Tritt Du hinzu und höre alles, was der Herr, unser Gott, reden wird; und Du sollst uns alles sagen, was der Herr, unser Gott, zu Dir reden wird; und wir wollen darauf hören und es tun!"

Der Herr hat das alles gehört, und in Vers 28 sagt Gott dann:

"Es ist alles gut, was sie geredet haben."

Und jetzt kommt der Schlüsselvers.

"O wenn sie doch immer ein solches Herz hätten, Mich zu fürchten und alle Meine Gebote allezeit zu halten, damit es ihnen gut ginge und ihren Kindern ewiglich!"

Gott wollte sie segnen. Er wußte, daß sie es nicht vom Herzen taten, was sie zu tun versprachen. Nur wenn sie sich Ihm näherten und den Geist Gottes in ihre Erfahrung einfließen ließen, würden sie dieses Herz bekommen. Und so kommen wir zurück zu Galater 4:22+23. Wir lesen das noch einmal und wiederholen es:

"Es steht doch geschrieben, daß Abraham zwei Söhne hatte, einen von der [leibeigenen] Magd, den anderen von der Freien. Der von der Magd..."

das war Ismael,

"...und gemäß dem Fleisch geboren wurde ...."

Erinnert Ihr Euch an den Plan von Abraham, Hagar und Sara? Sie haben die Dinge selber in die Hand genommen, obwohl Gott verheißen hatte, daß Sara von Abraham ein Kind bekommen sollte, weil Gott wollte, daß Sara die Mutter dieses Kindes wird.

Sie dachten: "Vielleicht will Gott, daß wir es aus uns heraus schaffen." und sie machten ihren eigenen Plan, aDann heißt es in Galater 4:23-25, daß das Kind Ismael

"… von der Magd war und gemäß dem Fleisch geboren wurde, der von der Freien aber kraft der Verheißung. Das hat einen bildlichen Sinn: Dies sind nämlich die zwei Bündnisse; der eine vom Berg Sinai, der zur Knechtschaft gebiert, das ist Hagar. Denn »Hagar« bedeutet den Berg Sinai in Arabien und entspricht dem jetzigen Jerusalem, und es ist in Knechtschaft samt seinen Kindern."

Das ist eine mächtige Aussage, und viele Menschen empfinden sie tatsächlich als beleidigend. Dann heißt es weiter in Galater 4:26-27

"Das obere Jerusalem aber ist frei, und dieses ist die Mutter von uns allen. Denn es steht geschrieben: »Freue Dich, Du Unfruchtbare, die Du nicht gebierst; brich in Jubel aus und jauchze, die Du nicht in Wehen liegst, denn die Vereinsamte hat mehr Kinder als die, welche den Mann hat«."

Der Gedanke, der uns hier vermittelt wird, ist, daß es diese beiden Bündnisse gibt und daß er sie mit diesen Erfahrungen gleichsetzt. Da ist Hagar, die Sklavin Abrahams, die einen Sohn, Ismael hat und das entspricht dem alten Bund, der am Sinai gegeben wurde.

Sarah, der das Kind Isaak versprochen wurde, befand sich in einer schwierigen Situation, in der sie auf die Verheißungen Gottes vertrauen mußte. Isaaks Geburt ist gleichbedeutend mit einem neuen Bund und dem Jerusalem von oben, das die Mutter von uns allen ist. Und Ihr könnt sehen, daß der Apostel Paulus hier einfach ein anderes Beispiel verwendet, um die gleichen Wahrheiten zu verdeutlichen, wie er es bereits getan hat. Er sprach über den Sklaven und den Sohn, und jetzt spricht er über diese beiden Bündnisse. Sie berühren dasselbe Thema des Fleisches und des Geistes, und wir werden in einer späteren Folge mehr darüber sprechen.

Wir wollen jetzt kurz auf den Gedanken eingehen, daß Ismael aus dem Fleisch geboren wurde. Das ist ein Sinnbild für die Tatsache, daß wir ohne Wiedergeburt, ohne Vereinigung mit Christus, nichts Gutes hervorbringen können. Selbst das, was wir nach außen hin gut machen, hat falsche Beweggründe. So viele Menschen denken, daß sie ein guter Mensch sind, und das ist der natürliche Gedanke der meisten Menschen, aber die Tatsache ist, daß die Beweggründe uns verraten. Das erinnert mich an die Worte Jesu an Nikodemus in Johannes 3:6

"Was aus dem Fleisch geboren ist, das ist Fleisch, und was aus dem Geist geboren ist, das ist Geist."

In Jesaja 64:5 heißt es:

"Wir sind ja allesamt geworden wie Unreine und alle unsere Gerechtigkeit wie ein beflecktes Kleid. Wir sind alle verwelkt wie die Blätter, und unsere Sünden trugen uns fort wie der Wind."

Das Beste, was wir tun können, selbst wenn wir unser Bestes tun, ohne dieses veränderte Herz der Demut, der Liebe und der Selbstlosigkeit, das Beste, was wir tun können, ist soviel Wert wie schmutzige Lumpen. Der Gedanke des alten Bundes, der hier beschrieben wird, hat also mit der Erfahrung am Sinai zu tun, wo sie versuchten, Gottes Anforderungen ohne die Vereinigung mit Christus zu erfüllen, was völlig vergeblich ist.

Jesus betonte diesen Punkt in Johannes 15:5 und ich denke, wir sollten uns das kurz ansehen. Jesus sprach zu Seinen Jüngern und sagte:

"Ich bin der Weinstock, Ihr seid die Reben. Wer in Mr bleibt und Ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn getrennt von Mir könnt Ihr nichts tun."

Er ist also der Weinstock, und die einzige Möglichkeit für uns, etwas wirklich Gutes aus uns hervorzubringen, besteht darin, eine innige Verbindung mit Jesus einzugehen. Denkt an einen Weinstock und die Reben, die miteinander verbunden sind. Das Leben des einen fließt in das des anderen. Mehr als das, das Leben der Rebe fließt nicht in den Weinstock, es ist der Weinstock, der der Rebe Leben gibt, sonst kann die Rebe nicht existieren. Das war Sein Punkt: "Wenn Du nicht mit Mir verbunden bist, wie viel kannst Du dann tun?" Nichts, absolut nichts.

Hier haben wir also dieses Bild des alten Bundes, wo ein erfolgloser Versuch unternommen worden ist, Gottes Anforderungen zu erfüllen, weil man nicht mit Christus verbunden gewesen ist. Es gibt viele Menschen, die in die Kirche gehen, die ein gutes sittliches Leben führen, die aber keine Zeit für persönliche Andachten haben.

Sie verbringen keine Zeit mit Gebet und Flehen und bitten nicht um die Reinheit ihrer Seele. Sie verbringen keine Zeit damit, das Wort zu lesen und dem Herrn Jesus zu erlauben, zu ihrem Herzen zu sprechen und sie auf die rauen Stellen hinzuweisen, um sie in die Einheit mit Ihm zu ziehen.

Sie mögen sich vielleicht an die Regeln halten, andere mögen sie als aufrichtige Christen bezeichnen, aber die Tatsache ist, daß der Mangel an lebendiger Lebenskraft aus Christus dazu führt, daß sie nur "schmutzige Kleider" haben. Die Tatsache ist, daß ich dort war, daß Du dort warst, daß Du dachtest, Du wärest ein guter Mensch und daß ich dachte, ich sei ein guter Mensch, bevor ich zu Christus kam. Die Tatsache ist, daß unser Gerechtigkeitsmaßstab sehr niedrig ist und wir uns vielleicht aufspielen und denken, daß wir gute Menschen sind, aber Tatsache ist, daß wir Probleme haben, die Gott in unser Leben kommen läßt, um unseren Charakter zu prüfen und uns zu beweisen und zu zeigen, daß wir nicht so sind, wie wir sein sollten.

Es kann sein, daß uns etwas zustößt, daß wir die Beherrschung verlieren und Dinge sagen, die wir bereuen, und dann sagen wir: "Ich weiß nicht, was passiert ist, ich bin normalerweise ein ziemlich geduldiger Mensch!" Aber Tatsache ist, daß mein Herz verdorben ist, und das zeigt sich jetzt. Wißt Ihr, wenn man darüber nachdenkt, geschieht das oft aus einem Gefühl des Selbstvertrauens heraus. Wir fangen an, das Richtige zu tun und gute Entscheidungen zu treffen, und wir sind Christus nahe, und dann lassen wir es sein, Zeit mit ihm zu verbringen, und allmählich, so habe ich es in meiner eigenen Erfahrung erlebt, kommen diese alten Charaktereigenschaften, "das Fleisch", zum Vorschein, und ich fange an, mich so zu verhalten, wie ich mich früher verhalten habe, was ich aber inzwischen hinter mir gelassen habe, weil ich eine Verbindung mit Christus habe. Das ist also der entscheidende Grundsatz, von dem hier gesprochen wird. Schauen wir uns einen Moment weiter Galater 4:28+29 an, wo es heißt:

"Wir aber, Brüder, sind nach der Weise des Isaak Kinder der Verheißung. Doch gleichwie damals der gemäß dem Fleisch Geborene den gemäß dem Geist [Geborenen] verfolgte, so auch jetzt."

Wenn man sich die verschiedenen Beispiele in der Bibel anschaut, dann findet man z.B. Jesus und die Pharisäer. Jesus war aus dem Geist geboren und die Pharisäer verfolgten Ihn, sie konnten es nicht ertragen, daß Jesus grundsatztreu und liebevoll war. Er deckte ihre Ungerechtigkeit auf. Wenn sie Ihn nicht vom Lehren abhalten konnten, mußten sie Ihn schließlich kreuzigen oder auf Seine Kreuzigung drängen. Sie mußten Ihn loswerden, damit sie nicht mehr verurteilt werden konnten.

Das Gleiche geschah in der Geschichte von Kain und Abel, die wir in einer früheren Folge erwähnt haben. Abel tat nur das, was richtig war, aber allein die Tatsache, daß er in seiner Nähe war, störte Kain und er verfolgte ihn, weil das Verhanlten von Abel auf seinen eigenen Mangel, seine Schwäche hinwies.

Ich weiß aus eigener Erfahrung, daß es manchmal vorkommt, daß man in der Gegenwart von Menschen, die keine Christen sind, ein wenig unangenehm auffällt. Man versucht nicht, irgendetwas zu tun, was zu einer Verurteilung führt, aber man fühlt sich unbehaglich und vielleicht auch ein bißchen beschämt, weil man weiß, daß man nicht unbedingt an dem Punkt ist, an dem der Herr uns haben möchte.

Sie sagen sich ständig, daß sie gute Menschen sind, bis sie mit jemandem in Kontakt kommen, der wirklich gut ist, nicht aufgrund ihrer eigenen Güte, sondern weil sie von Christus verwandelt worden sind, und das ist offensichtlich. Wir wollen in Vers 30 weitermachen, und es ist mir wirklich ein Bedürfnis, dort weiterzumachen. Es heißt also in Galater 4:30,

"Was aber sagt die Schrift? »Treibe die Magd hinaus und ihren Sohn! Denn der Sohn der Magd soll nicht erben mit dem Sohn der Freien«."

Der Grundgedanke ist, daß Hagar ein Sklavenkind zur Welt brachte und deshalb nichts anderes gebären konnte, weil sie eine Sklavin war. Das Fleisch gebiert also fleischliche Überzeugungen. Was die Bibel hier sagt, ist, daß "das Fleisch" keinen Anteil an der Erlösungserfahrung haben kann, daß "das Fleisch" entfernt werden muß. Die Sklavin ist also wie "das Fleisch", der Sohn verfügt daher auch nur über die Erfahrungen "des Fleisches", über all die menschlichen Ausreden, die wir machen. Ich denke zum Beispiel an die Dinge, die Menschen tun, wenn die Heilige Schrift sie auffordert, jemandem zu vergeben, und sie sagen: "Ich weiß, daß ich ihnen vergeben sollte, aber Du weißt nicht, was sie mir angetan haben!"

Oder wenn jemand außerhalb des Glaubens heiratet: "Ich weiß, daß ich nicht außerhalb des Glaubens heiraten sollte, ich weiß, daß Gott das sagt, aber die Person scheint wirklich interessiert zu sein und sie könnte bereit sein, zu lernen." Wir erfinden Ausreden, und obwohl Gott klar sagt, was Sein Wille ist, entscheiden wir uns dafür, es auf unsere eigene Weise zu tun, und behaupten dennoch, Ihm zu folgen. Wir stellen unsere Überlegungen über Seine Überlegungen. Der Herr sagt also: "Wirf die Sklavin hinaus, wirf diese Argumente und Ausreden hinaus, die wir so oft vorbringen!" Ich möchte noch einmal zurückgehen und mit diesem Abschnitt hier in Vers 26 und 27 schließen, denn er ist kraftvoll. Galater 4:26+27

"Das obere Jerusalem aber ist frei, und dieses ist die Mutter von uns allen. Denn es steht geschrieben: »Freue Dich, Du Unfruchtbare, die Du nicht gebierst; brich in Jubel aus und jauchze, die Du nicht in Wehen liegst, denn die Vereinsamte hat mehr Kinder als die, welche den Mann hat«."

Hier zitiert Paulus aus Jesaja 54:1-3.

"Freue Dich, Du Unfruchtbare,..."

Wie Sarah die Unfruchtbar war.

"...die Du nicht geboren hast! Brich in Jubel aus und jauchze, die Du nicht in Wehen lagst! Denn die Vereinsamte wird mehr Kinder haben als die Vermählte!, spricht der Herr. Erweitere den Raum Deines Zeltes und dehne die Zeltdecken deiner Wohnungen aus; spare nicht, spanne Deine Seile weit aus und befestige deine Pflöcke; denn zur Rechten und zur Linken wirst Du durchbrechen, und Dein Same wird die Heidenvölker besitzen, und sie werden verlassene Städte bevölkern."

Als Sarah also immer noch kein Kind gebar, war sie verzweifelt, aber durch Gottes Verheißung wurde Isaak geboren und durch Isaaks Linie kam Christus, und durch diese kamen nicht nur die Juden, sondern auch die Heiden, die an Christus glaubten, so daß es an der Zeit war, das "Zelt" zu vergrößern, denn alle sind in der Familie Gottes willkommen. Dies ist eine kraftvolle Wahrheit, und wir hoffen, daß auch Ihr bereit seid, Christus anzunehmen und in die die Familie Gottes einzutreten.

(09) "Die zwei Bündnisse"

Übersetzung Alex Janzen, Oktober 2021©

http://www.3abn.com/Series/GBOTB/GBOTB00009B.html

*(1)

Dazu möchte ich gerne bemerken, daß sie ja so lange in Knechtschaft in Ägypten gewesen sind und Tag aus, Tag ein nichts anders gewohnt waren als Befehlen zu gehorchen, wenn sie das nicht taten wurden sie gleich körperlich hart dafür bestraft. Ich denke mal, daß sie den Ägyptern sehr aus Furcht gedient hatten, weil sie Angst hatten gepeitscht zu werden, wovor die Aufseher keineswegs zurückgeschreckt sind und diese Methode der "Erziehung" schnell angewandt haben. Nun war das Volk das einst so lange in Knechtschaft und Unterdrückung war am Berg Sinai und sah diese gewaltige Darstellung Gottes und ich kann mir gut vorstellen, daß sie sehr viel Angst bekamen und aus dieser Angst heraus sagten, um nur nicht bestraft zu werden und ich kann mir vorstellen, daß sie sich eine schreckliche Bestrafung vorstellten, daß sie ausriefen: "Alles, was der Herr gesagt hat, das werden wir tun."

Das war meines Erachtens nicht etwas, das sie aus dem Herzen heraus sagten, sondern aus Angst und hinter dem was sie sagten keineswegs aufrecht standen. Der "Herr" war für sie nach einem Verständnis ein furchterregendes Wesen, genauso wie es der Pharao in Ägypten gewesen ist. Sie kannten ja nur seine Herrschaft und Unterdrückung. 400 Jahre lang lebten sie in diesem Zustand und waren nicht frei zu tun und lassen was sie wollten, sondern ihnen wurde von oben her diktiert was sie tun sollten, auch wen sie anzubeten hatten. So verlor sich die Spur des wahren Gottes langsam aber sicher in ihrem Leben, nicht bei allen, aber im großen Teil des Volkes. Sie mußten den Gott ihrer Vorväter erst einmal wieder kennenlernen, den Gott auf den Abraham, Isaak und Jakob und ich möchte auch Josef mit einschließen, denn er war ein sehr frommer und gottesfürchtiger Mann, vertraut und an den sie geglaubt haben. Das konnte nicht auf einmal und plötzlich geschehen, das braucht Zeit und dieser Glaube und Vertrauen war am Berg Sinai in dieser Stunde noch nicht vorhanden und daher sprachen sie aus Angst: "Alles, was der Herr gesagt hat, das werden wir tun."


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