12.10.2021

(10) Das Ärgernis des Kreuzes

 



Wir lesen Galater, Kapitel 5, und heute beginnen wir mit Vers 7, wo wir uns mit dem auseinandersetzen, was der Apostel Paulus "Das Ärgernis des Kreuzes" nennt. So heißt es in Galater 5:7-11,

"Ihr lieft gut; wer hat Euch aufgehalten, daß Ihr der Wahrheit nicht gehorcht? Die Überredung kommt nicht von dem, der Euch berufen hat! Ein wenig Sauerteig durchsäuert den ganzen Teig. Ich traue Euch zu in dem Herrn, daß Ihr nicht anders gesinnt sein werdet; wer Euch aber verwirrt, der wird das Urteil tragen, wer er auch sei. Ich aber, Ihr Brüder, wenn ich noch die Beschneidung verkündigte, warum würde ich dann noch verfolgt? Dann hätte das Ärgernis des Kreuzes aufgehört!"

Hier steckt eine Menge drin, aber wir wollen uns heute auf den Gedanken des Ärgernisses des Kreuzes konzentrieren. Hier sind die Dinge, die ich in diesem Zusammenhang aufgreife. Es gibt etwas an diesem Kreuz, das für diejenigen, die die Beschneidung predigten, anstößig war. Außerdem führt die Verkündigung des Kreuzes zu Verfolgung, im Gegensatz zur Verkündigung der Beschneidung. Wie Paulus sagt, wenn ich anfangen würde, die Beschneidung zu predigen würde ich nicht verfolgt werden.

Das Predigen der Beschneidung macht die Kreuzigung irgendwie unanstößig, und wir wollen der Sache auf den Grund gehen und herausfinden, was es mit dem Kreuz auf sich hat, das es für diejenigen, die die Beschneidung gepredigt haben, abstoßend macht, und warum. Und was ist es an der Beschneidung, das es dem Kreuz diese Anstößigkeit nimmt?

Das ist wichtig, und ich denke, um das zu verstehen, müssen wir auf die wahre Bedeutung der Beschneidung zurückblicken. Wir haben darüber in früheren Beiträgen gesprochen, aber es gibt eine bestimmte Stelle, die wirklich gut zu diesem Abschnitt in Galater 5 paßt. Sie befindet sich in Römer 4:9-12

"Gilt nun diese Seligpreisung den Beschnittenen oder auch den Unbeschnittenen? Wir sagen ja, daß dem Abraham der Glaube als Gerechtigkeit angerechnet worden ist. Wie wurde er ihm nun angerechnet? Als er beschnitten oder als er noch unbeschnitten war? Nicht als er beschnitten, sondern als er noch unbeschnitten war! Und er empfing das Zeichen der Beschneidung als Siegel der Gerechtigkeit des Glaubens, den er schon im unbeschnittenen Zustand hatte, damit er ein Vater aller unbeschnittenen Gläubigen sei, damit auch ihnen die Gerechtigkeit angerechnet werde; und auch ein Vater der Beschnittenen, die nicht nur aus der Beschneidung sind, sondern die auch wandeln in den Fußstapfen des Glaubens, den unser Vater Abraham hatte, als er noch unbeschnitten war."

Er will damit sagen, daß Abraham die Gerechtigkeit erhielt, die ihm schon vor seiner Beschneidung zugesprochen worden war. Die Beschneidung hat die Gerechtigkeit also nicht hervorgebracht, sie ist nicht der Grund, warum er sie erhalten hat. Er erhielt sie durch den Glauben an Christus, das verheißene Opfer und den Glauben an Gottes Verheißung. Als er diesen Glauben zum Ausdruck brachte, rechnete Gott ihm das als Gerechtigkeit an. Was also in den Tagen der Galater geschah, war, daß sie den Gedanken der Beschneidung als Zeichen der Gerechtigkeit, die durch den Glauben erlangt wird, verdreht hatten.

Anstatt zu versuchen, Gerechtigkeit durch den Glauben an Christus zu erlangen, waren sie tatsächlich nicht gerecht durch den Glauben, sondern gerecht durch die Beschneidung. Ich denke, unsere Zuschauer denken vielleicht, daß das heute in unserer Gemeinde kein Thema mehr ist. Das ist kein Thema unter Gläubigen. Interessant ist, daß sie in Wirklichkeit etwas sahen, das sie tun konnten und das im Grunde den Platz der Gerechtigkeit Christi einnahm. Mit anderen Worten, sie brauchten die Gerechtigkeit Christi nicht, weil sie die Beschneidung hatten. Zwar würde kein Christ aus dem Stegreif sagen: "Oh ja, ich glaube nicht, daß ich die Gerechtigkeit Christi nicht brauche", aber in unserem Verhalten, in der Art und Weise, wie wir über die Dinge sprechen, können wir manchmal genau das erkennen, was wir denken.

In meiner Arbeit mit dem Emmanuel-Institut gehen wir hinaus und teilen unseren Glauben oft von Haus zu Haus, wir gehen von Tür zu Tür. Dabei befrage ich die Menschen unter anderem nach Ihren eigenen religiösen Überzeugungen. Was auch immer das sein mag. Es ist interessant, daß nicht nur Christen, sondern viele verschiedene Religionen, auch Christen, sagen, wenn man sie nach einem zukünftigen Leben, einem Leben nach dem Tod fragt, daß sie glauben, daß sie an einem Leben nach dem Tod teilhaben werden. Woher nehmen sie diese Zuversicht? Die meisten Menschen antworten: "Weil ich ein guter Mensch bin, weil ich Gutes tue, weil ich dies und jenes tue." Und in Wirklichkeit geben sie nicht die Antwort, die sie geben sollten, sogar, wie ich sagte, einige Christen.

Die Antwort sollte lauten: "Ich habe Jesus Christus als meinen Retter angenommen und Er hat mir Seine Gerechtigkeit durch den Glauben geschenkt." Aber wenn wir sagen: "Weil ich ein guter Mensch bin und gute Dinge tue." Dann sagen wir eigentlich, daß die Grundlage meiner Errettung meine eigenen Taten sind.

Wenn mich jemand für einen guten Menschen hält, weil ich dem Nachbarn den Weg schaufle oder bei der Arbeit etwas Gutes tue, weil ich immer freundlich bin, dann bekommt er ein Gefühl von Moral, das nur damit zu tun hat, daß ich kein wirklich schlechter Mensch bin. Für sie ist das Schaufeln des Weges eine "Beschneidung". Das ist ihr Ding und vielleicht ist es auch nur der Gang zur Kirche. Was auch immer es ist, bestimmte Dinge geben ihnen das Vertrauen, daß sie in Ordnung sind, das ist ihre "Beschneidung". Nicht, daß etwas falsch daran wäre, in die Kirche zu gehen oder einen Weg zu schaufeln, wie wir bereits besprochen haben. An sich ist an der "Beschneidung" nichts auszusetzen, aber die Einstellung und der Glaube, daß es das Schaufeln der Einfahrt, das Helfen in einer Suppenküche oder was auch immer ist, was sie zu einem guten Menschen macht.

Wir haben also darüber gesprochen, und wir sollten uns diesen Abschnitt aus Römer 2 ansehen, den wir bereits angesprochen haben. In Römer 2,25 stellt der Apostel einen Punkt heraus, indem er sagt:

"Die Beschneidung nämlich hat nur Wert, wenn du das Gesetz hältst; bist Du aber ein Übertreter des Gesetzes, so ist Deine Beschneidung zur Unbeschnittenheit geworden."

Hier ist ein weiterer Schritt dazu. Manchmal hege ich zum Beispiel eine gewisse Bitterkeit, einen Groll gegen jemanden in der Kirche oder gegen einen Nachbar und ich gehe zu einem anderen Nachbarn und schaufle seinen Weg. Dann gehe ich in die Suppenküche und helfe dort. Und dann sage ich, daß ich ein guter Mensch bin, und weil ich diese Dinge tue, verzichte ich auf das, was ich weiß, daß Gott es von mir verlangt, oder entschuldige mich dafür. Das ist es, worüber wir sprechen, wenn wir hier von der "Beschneidung" sprechen, dieses ganze Thema im Galaterbrief. Sie nahmen die Beschneidung als Ersatz für den Gehorsam gegenüber dem, was Gott gesagt hatte. Ich halte einige von Gottes Geboten, aber ich fühle mich nicht wirklich wohl dabei, alle zu halten, also werde ich viel in der Gemeinde helfen. Diese Art von Dingen. Die "Beschneidung" wird zu einem bedeutungslosen Spott, weil sie keine Substanz hat. Wir sprachen gerade über diesen unfruchtbaren Feigenbaum, der das wirklich verdeutlicht.

Vielleicht können wir einen Kommentar dazu abgeben. Die Geschichte vom Feigenbaum, in der Jesus an diesen Baum vorbeikommt und all diese Blätter sieht, und Er geht hin und sucht nach Früchten, denn normalerweise, wenn man zu einem Feigenbaum kommt und er voller Blätter ist, bedeutet daß, da0 die Früchte bereits gewachsen sind. Wenn man also einen Feigenbaum voller Blätter sieht, ist das eine Werbung: "Hey, ich habe Früchte an mir, komm und iß welche." Jesus war also hungrig, Er sah die Blätter und ging hinüber und es waren keine Früchte daran.

Wenn ich also sage, daß ich ein Christ bin, sollten die Menschen auch "Früchte vom Baum" erwarten können. Die Menschen sollten erwarten können, daß ich wie ein Christ lebe und den Grundsätzen des Gesetzes Gottes gehorche. Aber wenn ich dieses Bekenntnis ablege, dann ist es wie das Zeichen der Beschneidung, es ist nützlich, wenn man die Gebote hält, aber wenn man die Gebote nicht hält und das Herz Gott nicht gehorsam ist, dann wirbt man mit etwas, das man nicht hat. Das Herz ist genau der Punkt, um den es geht, denn hier in Galatien ging es darum, daß die Beschneidung etwas war, das man äußerlich tun konnte, ohne daß das Herz verändert werden mußte, und denkt daran, daß das Herz der Ort ist, an dem die wertvollsten Dinge aufbewahrt werden.

Wenn wir also von der Notwendigkeit einer Herzensreligion sprechen, dann geht es nicht nur um die Liebe zu anderen und die Wärme der Zuneigung. Es geht auch um das, was die sündigen Praktiken schützt, von denen wir nicht loslassen wollen. Sie betrachteten also die Beschneidung als einen Weg, die Religion des Herzens zu vermeiden. Das Problem war, daß sie keine innere Gerechtigkeit besaßen, weil die Beschneidung keine Gerechtigkeit bringen kann. Gerechtigkeit ist etwas, mit dem wir uns auseinandersetzen müssen, und sie ist so wichtig, daß Paulus sie hier immer wieder anspricht. In der Bibel gibt es eine Geschichte über den reichen Jüngling. Dieser junge Mann kommt zu Jesus und sagt in Matthäus 19:16

"Guter Meister, was soll ich Gutes tun, um das ewige Leben zu erlangen?"

Wir findendiese Geschichte in Matthäus, Kapitel 19, und in Markus 10. Was muß ich Gutes tun, damit ich das ewige Leben erbe? Und Jesus sagt zu ihm in Vers 17:

"Er aber sprach zu ihm: Was nennst Du Mich gut? Niemand ist gut als Gott allein!"

Mit dieser Aussage wollte Jesus diesem jungen Mann vermitteln, daß es so etwas wie Gerechtigkeit ohne Gott nicht gibt, daß der Mensch aus sich selbst heraus nicht gerecht ist. Paulus weist in Römer 3 darauf hin, und dieser Abschnitt trifft das menschliche Herz hart. Es fällt uns schwer, das zu verstehen. Wir sagen gerne: "Ich bin vielleicht nicht der beste Mensch, aber sagt mir nicht, daß ich überhaupt kein guter Mensch bin!" Aber das ist es, was die Heilige Schrift sagt, das ist die Verfassung in der wir uns befinden. Römer 3:10-12

"Wie geschrieben steht: »Es ist keiner gerecht, auch nicht einer; es ist keiner, der verständig ist, der nach Gott fragt. Sie sind alle abgewichen, sie taugen alle zusammen nichts; da ist keiner, der Gutes tut, da ist auch nicht einer!"

Der Punkt, der hier gemacht wird, ist, daß der Mensch in sich selber keine Gerechtigkeit hat, der einzige Ort, um Gerechtigkeit zu erlangen, ist nicht im Hinduismus, in einem Hindu-Gott oder in Buddha oder in irgendetwas anderem oder in einer atheistischen Philosophie. Der einzige Ort, an dem man rettende Gerechtigkeit finden kann, ist Gott, der Gott des Himmels und Sein Sohn Jesus Christus, der auch der ewige Gott ist. Der Gedanke dahinter ist, daß der Herr uns zu verstehen geben möchte, daß unsere Gerechtigkeit nicht etwas ist, das wir selbst herstellen können. Der einzige Weg, wie wir sie bekommen können, ist, zu Ihm zu gehen und sie durch den Glauben zu empfangen. Wir müssen diese Verbindung mit Christus haben. Er ist der Weinstock, über den wir schon einmal gesprochen haben.

Es gibt eine Stelle im Galaterbrief, an der dies deutlich wird. Schauen wir uns doch diese Stelle an. In Galater 5:5 sagt der Apostel:

"Wir aber erwarten im Geist aus Glauben die Hoffnung der Gerechtigkeit."

Mir gefällt, wie er das formuliert. Er wartet sehnsüchtig auf die Hoffnung der Gerechtigkeit. Warum wartet er so sehnsüchtig? Eifriges Warten gibt einem das Gefühl, hungrig und durstig zu sein. Denkt daran, daß die Bibel sagt, daß diejenigen, die nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten, satt werden. Er sagt, wir warten sehnsüchtig auf die Hoffnung der Gerechtigkeit und wie das? Durch den Glauben an Jesus Christus. Der Grund dafür, daß er so sehnsüchtig wartet, ist, daß es keine andere Möglichkeit gibt, diese Gerechtigkeit zu erlangen. Er wird nicht woanders hingehen, er wird weitermachen, den Herrn drängen, weil er nur durch den Herrn Jesus Christus Hoffnung haben kann Rechtschaffenheit zu erlangen.

Die Neigung, besonders in unserer heutigen Kultur, ist, sich erniedrigt zu fühlen, wenn das passiert. Es fällt uns schwer zu sagen: "Was meinst Du, wenn niemand gerecht ist, wenn niemand gut ist, dann bedeutet das, daß ich kein guter Mensch bin. "Das ist genau derjenige, dem Gott Rechtschaffenheit anbietet. Die Kernaussage die dahinter steckt ist, daß alle gesündigt haben, daß es keinen Gerechten gibt, daß wir also alle auf dem gleichen Spielfeld stehen. Gott sagt uns: "Wenn Ihr das erkennt, dann habe Ich Gerechtigkeit für Euch. Die einzige Gerechtigkeit, die Ihr finden könnt, kommt von Mir und Ich habe sie für Euch."

Hier heißt es, daß wir sehnlichst auf diese Gerechtigkeit warten. Mit anderen Worten, sie wird zum alles verzehrenden Verlangen der Person, die ihre Not erkennt, weil sie der einzige Ausweg ist. Und nur weil wir keine Gerechtigkeit haben, heißt das nicht, daß wir für Gott nicht wertvoll sind. Er hat alles, den ganzen Himmel für uns gegeben, also hilft Er uns hier zu erkennen, daß wir bankrott sind in dem, was wir brauchen, und er versucht, uns zu retten, indem Er uns genau das gibt, was wir brauchen. Ich denke an die Geschichte, die möchte sie kurz einwerfen, ich denke an ein Kätzchen, das sich im Baum verfangen hat, und man versucht, das Kätzchen aus dem Baum zu befreien. Das arme Kätzchen merkt nicht unbedingt, daß man versucht ihm zu helfen, oder? Genauso ist es mit dem Bild, das Gott uns gibt. Er möchte, daß wir einen Zustand sehen, er hat den Zustand nicht geschaffen, der Zustand ist gegenwärtig.

Das ist der Zustand, in dem wir uns befinden, wir sind ungerecht. Wir haben nicht die Gerechtigkeit, die wir brauchen, um weiterzumachen, und deshalb versucht Gott, uns diesen Zustand bewußt zu machen. Wir erkennen nicht notwendigerweise Seine Güte, wenn Er uns dies mitteilt, so wie ein Kätzchen nicht verinnerlicht, daß man ihm helfen will. Gott versucht, uns zu verstehen zu geben, daß dies zu unserem Besten ist. Gott sagt quasi zu uns: "Ich sage Euch nur, daß dieser Zustand bereits besteht, wenn Ihr Ihn akzeptiert und annehmt, dann könnt Ihr meine Gerechtigkeit empfangen." Ihr wißt, daß Er während Seines irdischen Lebens damit umgehen mußte. Ich erinnere mich an die Geschichte in Johannes 6, als Er den Menschen sagte, daß sie Ihn brauchen. Johannes 6:53

"Darum sprach Jesus zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, Ich sage Euch: Wenn Ihr nicht das Fleisch des Menschensohnes eßt und Sein Blut trinkt, so habt Ihr kein Leben in Euch."

Keine Gerechtigkeit, und viele von ihnen gingen weg, weil es für sie zu anstößig war. Es gab eine interessante Geschichte, die sich mit Petrus ereignete, denn Jesus hatte Seine Jünger in Johannes 6:67+68 gefragt:

"Wollt Ihr nicht auch weggehen? Da antwortete Ihm Simon Petrus: Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens."

Petrus sagte im Wesentlichen, daß es keinen anderen Ort gibt, zu dem wir gehen können, daß es keinen anderen Ort gibt, an dem wir Gerechtigkeit finden können, daß es keinen anderen Ort gibt, an dem die Ewigkeit gefunden oder entdeckt oder erlangt werden kann. Petrus erkannte also, daß Jesus der einzige Weg des Lebens war.

Diese Beleidigung durch das Kreuz, diese Anstößigkeit des Kreuzes, das griechische Wort dafür ist "skandalon" (σκάνδαλον). Daher kommt auch unser deutsches Wort Skandal. Ein Skandal ist etwas, das eine Schande ist. Es ist etwas Schändliches, und dieses Wort taucht an anderen Stellen in der Heiligen Schrift auf.

Als erstes sei hier 1. Korinther 1:20 genannt. Der Apostel Paulus sagt in 1. Korinther 1:20-23,

"Wo ist der Weise, wo der Schriftgelehrte, wo der Wortgewaltige dieser Weltzeit? Hat nicht Gott die Weisheit dieser Welt zur Torheit gemacht? Denn weil die Welt durch [ihre] Weisheit Gott in Seiner Weisheit nicht erkannte, gefiel es Gott, durch die Torheit der Verkündigung diejenigen zu retten, die glauben. Während nämlich die Juden ein Zeichen fordern und die Griechen Weisheit verlangen, verkündigen wir Christus den Gekreuzigten, den Juden ein Ärgernis, den Griechen eine Torheit;..."

Hier haben wir also das Kreuz, den gekreuzigten Christus, der ein Ärgernis ist, es ist das gleiche Wort. Es ist ein Ärgernis, ein Skandal, ein Stein des Anstoßes. So heißt es in 1. Korinther 1:23+24

"...den Juden ein Ärgernis, den Griechen eine Torheit; denen aber, die berufen sind, sowohl Juden als auch Griechen, [verkündigen wir] Christus, Gottes Kraft und Gottes Weisheit."

Wir haben hier also die Vorstellung, daß der Skandal etwas Schändliches ist. Wie kommt es, daß die Juden das Kreuz als so anstößig empfinden? Nun, wenn man bedenkt, daß die Juden sehr stolz auf Ihre Stellung als Gottes auserwähltes Volk waren. Die Vorstellung, daß Jesus den Anspruch erhebt, der König der Juden zu sein, daß er der Messias, ihr Führer, ihr Herrscher, ihr Repräsentant ist und daß Er jemand ist, der an einem Kreuz gestorben ist.

Der beschämendste, der schändlichste aller möglichen Tode, die jemandem auferlegt werden konnte. Das war für sie so unwirklich, daß sie nicht begreifen konnten, warum wir an jemanden glauben wollen, der nur Schande und Schmach über sie gebracht hatte. Absolut, und genau das finden wir in Römer 9:30, wo dasselbe Wort noch einmal auftaucht.

"Was wollen wir nun sagen? Daß Heiden, die nicht nach Gerechtigkeit strebten, Gerechtigkeit erlangt haben, und zwar die Gerechtigkeit aus Glauben, ..."

Wir sehen hier in Galatien, daß sie nach Gerechtigkeit strebten. Das einzige Problem ist, daß sie sie an den falschen Orten suchten, anstatt an dem einzigen Ort, an dem Gerechtigkeit entstehen kann, den Paulus hier gleich erläutern wird. Sie suchten die Gerechtigkeit mit anderen Mitteln zu erreichen, sie wollten auf andere Weise gerecht werden. Ich möchte das noch einmal wiederholen. Römer 9:30-32

"Was wollen wir nun sagen? Daß Heiden, die nicht nach Gerechtigkeit strebten, Gerechtigkeit erlangt haben, und zwar die Gerechtigkeit aus Glauben, daß aber Israel, das nach dem Gesetz der Gerechtigkeit strebte, das Gesetz der Gerechtigkeit nicht erreicht hat. Warum? Weil es nicht aus Glauben geschah, sondern aus Werken des Gesetzes."

Wurden sie nicht gerecht, weil sie versucht haben, das Gesetz zu halten? Das ist nicht das, was hier steht oder? Ihr ganzes Problem war nicht der Versuch, gerecht zu werden. Nein, Ihr ganzes Problem lag darin, daß sie es nicht durch den Glauben an Christus taten.

Es ist nichts falsch, es ist sogar alles richtig, wenn wir versuchen, den Anforderungen Gottes zu gehorchen, aber wir müssen erkennen, daß wir Christus brauchen, um das zu tun. Wir brauchen diese Verwandlung, deshalb sagt er in Römer 9:32,

"Warum? Weil es nicht aus Glauben geschah, ..."

Warum geschah es nicht aus Glauben? Woraus geschah es dann?

"… sondern aus Werken des Gesetzes."

Denn sie stießen sich an diesem "Skandalon", sie nahmen Anstoß an diesem "Stolperstein". Wie in Römer 9:32-33 geschrieben steht:

"Denn sie haben sich gestoßen an dem Stein des Anstoßes, wie geschrieben steht: »Siehe, Ich lege in Zion einen Stein des Anstoßes und einen Fels des Ärgernisses; und jeder, der an Ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden!«"

Das ist interessant, das Wort bedeutet "Schande", und wer an Ihn glaubt, wird genau das Gegenteil tun, er wird nicht zuschanden werden. Wir kommen also zu Kapitel 10, es ist fast eine Ermutigung für diejenigen, die meinen, es sei eine Schande, an Ihn zu glauben. Jesus sagt: "Wenn Ihr an Mich glaubt, werdet Ihr nicht zuschanden werden!" Beachten wir noch einmal Römer 10:33, wo es heißt:

"Denn weil sie die Gerechtigkeit Gottes nicht erkennen und Ihre eigene Gerechtigkeit aufzurichten trachten, haben sie sich der Gerechtigkeit Gottes nicht unterworfen. ..."

Tatsache ist, daß Gottes Gerechtigkeit nur von Gott kommen kann. Die Leute denken, daß die Juden das Gesetz befolgten, aber sie befolgten ihre eigene Vorstellung vom Gesetz. Die Bibel nennt es nicht "Gottes Gerechtigkeit". Hier oben haben wir gelesen, daß es das "Gesetz der Gerechtigkeit" genannt wird. Die Zehn Gebote, sind das"Gesetz der Gerechtigkeit". Es ist ein gerechtes Gesetz, aber:

"… sie wollten eine Gerechtigkeit aufrichten, die sie sich der Gerechtigkeit Gottes nicht unterwerfen wollte."

Lesen wir auch noch Römer 10:34,

"Denn Christus ist das Ende des Gesetzes zur Gerechtigkeit für jeden, der glaubt."

Das Wort "Ende" bedeutet auch "Ziel". Mit anderen Worten: Wenn man nach Gerechtigkeit sucht, ist der letzte Ort an dem es wirkliche Gerechtigkeit gibt, Christus. Das "Ende oder Ziel des Gesetzes", mit anderen Worten, die "Summe des Gesetzes", ist ein Bild der Gerechtigkeit Gottes, aber es ist nicht die eigentliche Gerechtigkeit. Wo findet man diese? Allein in der Person Jesu Christi.

Ich glaube, wir sollten noch einmal kurz in den Galaterbrief zurückgehen, denn dort wird eine Frage angesprochen, die wir noch nicht vollständig beantwortet haben. In Galater 5:1 heißt es:

"Ich aber, Ihr Brüder, wenn ich noch die Beschneidung verkündigte, warum würde ich dann noch verfolgt? Dann hätte das Ärgernis des Kreuzes aufgehört!"

Irgendetwas an der Verkündigung der Beschneidung würde das Ärgernis des Kreuzes aufhören lassen. Was war das? Die Antwort liegt in dem, worüber wir gerade gesprochen haben. Christus ist der einzige Weg.

Jesus selbst sagt, daß Er der Weg, die Wahrheit und das Leben ist. Es gibt keinen anderen Weg zum Vater als durch Jesus. Und so macht Jesus sehr deutlich, daß es nur einen Weg gibt, und das ist durch Ihn. Wenn man jetzt die Beschneidung predigt, dann predigt man, daß man nicht durch Christus gehen muß, daß man nicht den Vorgang des Bekenntnisses und der Reue des Herzens braucht und all das, was dazu gehört, um zu Gott zu kommen. Stattdessen kann man ganz sauber etwas anderes tun, vielleicht ist es ein äußeres Verhalten, in diesem Fall die Beschneidung, und das ersetzt das Kreuz und wird zu einem anderen Weg, man kann immer noch an das Kreuz glauben, aber es ist nicht mehr so anstößig, wenn es einen anderen Weg gibt.

Christen glauben an die Schöpfung und sie haben einen großen Gott. Aber sie sind engstirnig, denn sie rühmen sich des menschlichen Stolzes und der menschlichen Gerechtigkeit. Ich habe das Gefühl, daß ich Christus nicht brauche, weil ich besser bin als er, und das mag ein Punkt des äußeren Christentums sein.

Wenn das Wort Gottes uns etwas sagt, dann sagen wir oft: "Ja, das ist Deine Auslegung und nicht unbedingt meine!" Und wir fangen an, Spielraum zu schaffen, um bloß nicht das zu tun, was Gott sagt. Was wir tun, ist, einen anderen Weg zu finden. "Ich weiß, was Gott sagt, aber ich glaube nicht, daß es auf mich zutrifft."

Wir gehen einen anderen Weg, und das ist nichts anderes als unsere "Beschneidung". Plötzlich ist die Anstößigkeit des Christentums nicht mehr so anstößig: "Hey, ich kann Christ werden, wenn ich nicht völlig christlich sein muß." Das ist richtig, und die Bibel sagt, daß wir nur einem Herrn dienen können, wir können nicht zwei Herren dienen. Wenn man ihnen erlaubt, viele Herren zu haben, dann halten sie sich viel mehr an das Christentum. Der Gedanke der Anstößigkeit des Kreuzes hat wirklich mit der Tatsache zu tun, daß es beim Kreuz darum geht, daß ich mit Christus gekreuzigt bin, und es gibt eine Aussage aus einem Buch, die ich gerne teilen möchte. Der Titel lautet "Der große Kampf" von Seite 568. Ich dachte, ich lese es zum Abschluß vor.

"Eine Religion der Äußerlichkeiten ist für ein nicht erneuertes Herz sehr anziehend. Tausende, die keine lebendige Erfahrung mit Christus haben, werden dazu verleitet, die Formen der Frömmigkeit ohne die Kraft anzunehmen. Eine solche Religion ist genau das, was die Massen begehren. Für den, der den Selbstgenuß liebt, ist es angenehmer, einem anderen Sterblichen zu beichten, als seine Seele Gott zu öffnen. Es ist für die menschliche Natur angenehmer, Buße zu tun, als der Sünde abzuschwören. Es ist leichter, das Fleisch durch Sackleinen, Nesseln und schmerzhafte Ketten abzutöten, als die fleischlichen Begierden zu kreuzigen. Schwer ist das Joch, welches das fleischliche Herz lieber trägt, als daß es sich unter das Joch Christi beugen würde."

Sie waren bereit, sich beschneiden zu lassen, auch wenn das eine schwierige Sache war, sie waren bereit, alles zu tun, solange sie nicht ihr Herz aufgeben und die fleischlichen Begierden kreuzigen mußten, die gehegten Sünden, die ihnen vielleicht wertvoller waren als Christus. Ich glaube, daß jeder etwas von dem, was Gott sagt, befolgt. Aber es gibt Bereiche, die besonders dazu neigen, Bereiche zu sein, in denen wir sagen: "Gut, ich habe die meisten der großen Sünden aufgegeben und ich habe nur noch ein paar kleine." Ich würde sagen, daß diese kleinen Sünden die großen sind und daß man sie deshalb nicht aufgeben kann. Das sind die Bereiche, in denen uns das Fleisch immer noch in seinem Griff hat. Wo die gefallene Natur, unsere sündige Natur immer noch die Herrschaft über uns hat und wir Sklaven der Sünde sind. Was der Herr hier zu tun versucht, was Paulus mit den Galatern zu tun versucht und was der Herr für uns zu tun versucht, ist, dieses Bedürfnis einer gründlichen Unterwerfung unter den Willen Gottes anzusprechen, die Annahme von Gottes Willen über meinen eigenen Willen. Eine totale Übergabe an Christus.

Ich möchte an Euer Herz appellieren, legt diese Dinge beiseite, legt sie Jesus zu Füßen und nehmt Ihn ganz in Euer Herz auf.

(10) "Der Anstoß des Kreuzes"

Übersetzung Alex Janzen, November 2021©



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