12.10.2021

(12) Der Galaterbrief - Einer trage die Last des anderen

 



Heute werden wir darüber sprechen, wie man die Last des anderen trägt. Letztes mal sprachen wir über den Wandel im Geist, das Fleisch und der Geist, den Kampf zwischen den beiden. In Galater‬ ‭5:25-26 sagt Paulus:

"Wenn wir im Geist leben, so laßt uns auch im Geist wandeln. laßt uns nicht nach leerem Ruhm streben, einander nicht herausfordern noch einander beneiden!"

Er versucht hier unter anderem, eine Verbindung zwischen dem Bekenntnis der galatischen Gläubigen und ihrem tatsächlichen Verhalten herzustellen. Es ist so wichtig für uns zu erkennen, daß unsere Werke uns zwar nicht rechtfertigen, daß aber ein Christ, der eine lebendige Verbindung mit Christus hat, die Frucht des Geistes in seinen Werken trägt. Paulus versucht, dies bei dieser Gruppe von Galatern deutlich zu machen und ihnen zu helfen, zu erkennen, daß, wenn ihr Handeln nicht mit dem Geist übereinstimmt, dies ein Hinweis darauf sein sollte, daß mit ihrer Beziehung zum Herrn etwas nicht stimmt.

Er weist darauf hin, daß man nicht überheblich werden oder einander provozieren soll und dann sagt er in Galater‬ ‭6:1

"Brüder, wenn auch ein Mensch von einer Übertretung übereilt würde, so helft Ihr, die Ihr geistlich seid, einem solchen im Geist der Sanftmut wieder zurecht; und gib dabei acht auf Dich selbst, daß Du nicht auch versucht wirst!"

Dieser besondere Vers ist voller Anweisungen. Der Gedanke, den der Apostel Paulus hier vermittelt, ist, daß er darüber spricht, wie man jemanden wieder aufrichtet, der gefallen ist. Und er gibt hier in diesem einen Vers einige sehr wichtige Anweisungen.

Als erstes sagt er:

"Brüder, wenn auch ein Mensch von einer Übertretung übereilt würde, so helft Ihr, die Ihr geistlich seid, ..."

Es ist wichtig, daß jemand, der nicht geistlich ist, nicht derjenige ist, der versucht, jemanden wiederherzustellen. Der Grund dafür ist, daß der Geist Gottes, wenn er in das Herz eines Menschen eindringt, eine gewisse Demut oder Anerkennung unserer eigenen Schwäche bewirkt, die uns befähigt, uns in einen anderen Menschen einzufühlen. Das erinnert mich daran, was der Herr Jesus im Lukasevangelium sagte, und ich dachte, wir könnten das in Lukas‬ ‭6:41+42 nachlesen.

"Was siehst Du aber den Splitter im Auge Deines Bruders, und den Balken in Deinem eigenen Auge bemerkst Du nicht? Oder wie kannst Du zu Deinem Bruder sagen: Bruder, halt, ich will den Splitter herausziehen, der in Deinem Auge ist! — während Du doch den Balken in Deinem Auge nicht siehst? Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus Deinem Auge, und dann wirst Du klar sehen, um den Splitter herauszuziehen, der im Auge Deines Bruders ist!"

Der Herr Jesus umreißt hier also die Tatsache, daß wenn wir feststellen, daß jemand anderes etwas falsch macht, wir aber unsere eigene Schwäche nicht sehen, dann werden wir uns am Ende durchmogeln und vielleicht jemanden vertreiben, anstatt ihn wiederherzustellen. Wir müssen also zuerst sehen, daß unser eigenes Haus in Ordnung ist. Wir müssen zuerst Zeit mit dem Herrn Jesus verbringen, damit wir den Geist Gottes in unserem eigenen Herzen gewinnen und die richtige Einstellung, den richtigen Geist haben, bevor wir versuchen, jemanden wieder aufzurichten.

Das ist ein wichtiger Punkt, und gerade Paulus ist qualifiziert, dieses Thema anzusprechen. Nicht, weil er ein Unfehlbarer ist, sondern weil er ein geistlicher Mensch ist. Schauen wir uns 1. Timotheus 1 an, für mich eine der unglaublichsten Abschnitte in der Bibel. Es ist wirklich ein demütigender Bibeltext, wo der Apostel Paulus in 1 Timotheus 1:15 diesem jungen Lehrling sagt:

"Glaubwürdig ist das Wort und aller Annahme wert, daß Christus Jesus in die Welt gekommen ist, um Sünder zu retten, von denen ich der größte bin.“

Dies hat er gegen Ende seines Lebens geschrieben. Er hat 30 Jahre lang für Christus gedient, die fleißigste Arbeit für Christus geleistet, und doch sagt er nicht: "Ich war einst der größte Sünder!" Nein, sondern: "Ich bin der größte Sünder!" Wir sehen, Paulus verstand, daß er in sich selber keine Gerechtigkeit besaß. Wir haben das letzte Mal in Römer Kapitel 7 gelesen, wo er sagt, daß "in meinem Fleisch nichts Gutes wohnt." Er versuchte nicht, sich selbst zu rühmen oder auf seine Güte hinzuweisen, Paulus sagte: "Ich bin elend, ich bin böse!" Er sah den Zustand seines Herzens. Er wußte, daß er nur durch die Gnade Gottes etwas anderes war, und deshalb, sollten auch wir erkennen, daß das einzig Gute in uns von Jesus kommt. Wenn wir erkennen, daß wir nicht von Natur aus gut sind, dann ändert sich die Art und Weise, wie wir unseren Bruder behandeln. Es ist unmöglich, jemandem etwas übel zu nehmen wenn ich das Gefühl habe, daß ich schlechter bin als er.

Philipper‬ ‭2:3‬

"Tut nichts aus Selbstsucht oder nichtigem Ehrgeiz, sondern in Demut achte einer den anderen höher als sich selbst."

Er zitiert das Beispiel aus dem Leben Jesu. Der Grundgedanke ist, daß, wenn wir unsere eigene Sündhaftigkeit wirklich erkennen, es uns hilft, Mitleid mit anderen zu haben. Das ist es, was es bedeutet, geistlich zu sein. Wenn der Apostel Paulus also sagt: "Ihr, die Ihr geistlich seid", dann hat das viel zu bedeuten. Es ist wichtig, daß wir geistlich sind. Das ist der erste wichtige Punkt, den wir hervorheben möchten, daß Ihr, die Ihr geistlich seid, einen solchen Menschen in einem Geist der Sanftmut aufbauen sollt. Der zweite Bestandteil bei der Wiederherstellung von jemandem ist, daß wir es in einem Geist der Sanftmut tun müssen. Das erinnert mich an den Herrn Jesus in Matthäus 12:20, wo die Bibel von Ihm spricht, daß Er das geknickte Rohr nicht zerbricht, und den glimmenden Docht nicht auslöscht.

Er war nie unnötig harsch und er sagte die Dinge auch immer mit Taktgefühl. Er sagte stets die Wahrheit, aber Er sagte sie in Liebe.

Es wird also niemand gewonnen, wenn wir Menschen kritisieren. Wenn das unser Geist ist, dann werden viele Menschen tatsächlich von Christus weggetrieben, anstatt für ihn gewonnen zu werden. Als ich das las, dachte ich: "Oh Mann, ich muß sehr vorsichtig sein, wenn ich versuche, auf etwas hinzuweisen, das in der Gemeinde geändert werden muß, oder versuche jemanden wieder aufzurichten, der von der Versuchung überwältigt wurde, daß ich dabei nicht nur geistlich bin, sondern auch sanft!"

Die Wirklichkeit ist, daß wir zwar geistlich sein müssen und daß wir sanft sein müssen, aber das Gebot hier lautet, daß wir wieder aufrichten müssen. Manchmal würden wir gerne sagen: "Weißt du was? Ich werde das dem Heiligen Geist überlassen. Diese bestimmte Person macht eine schwierige Zeit durch und ich sehe diese Schwierigkeit und ich sehe auch, daß diese Person begonnen hat, zu fallen und sich von Christus zu entfernen." Aber weil wir Angst haben oder weil es für uns unangenehm sein könnte, denken wir, daß wir damit doch nichts zu tun haben. Der Heilige Geist wird sie zurückführen müssen.

Der Heilige Geist macht uns geistlich, aber der Apostel Paulus sagt hier, daß der Heilige Geist uns gebrauchen will, um sie wiederherzustellen. Manchmal denke ich, daß das, was wir "Taktgefühl" nennen, in Wirklichkeit eine Angst ist, jemanden auf geistliche Fragen anzusprechen. Mit anderen Worten, es kann unangenehm sein. Wenn ich sehe, daß ein Bruder in einen Fehler verwickelt ist, ist das eine unangenehme Situation, also sage ich: "Ich will nicht urteilen." Im Grunde meines Herzens denke ich auch vielleicht gar nicht urteilend, sondern ich denke nur an mich. Ich mache mir nämlich nur um mich Gedanken: Was werden die anderen über mich denken, wenn ich es anspreche usw.

Ich denke, es ist wichtig für uns zu verstehen, daß wahre Liebe zu Gott mit ganzem Herzen, ganzem Verstand, ganzer Seele und ganzer Kraft geschehen muß. Und die Liebe zum Nächsten ist ebenfalls genauso wichtig. Wahre Liebe strebt zuerst nach der Ehre Gottes und das steht über allem. Was ist dann das Wertvollste, das wir in diesem Leben erhalten können? Das Heil. Wenn ich also meinen Nächsten liebe wie mich selbst, dann führt mich wahre Liebe dazu, die Ehre Gottes und das Heil der Menschen zu suchen.

Der Gedanke der Wiederherstellung bedeutet also, wenn ich sehe, daß ein Bruder durch einen Fehler überwältigt wird, daß ich mich nicht von ihm abgrenzen werde. Auch wenn es eine unangenehme Situation ist. Wenn ich ein geistlicher Mensch bin und diese Sanftmut und Liebe besitze, wird mich das durch die Gnade Gottes dazu veranlassen, im Gebet auf diese Person zuzugehen und zu helfen, sie zurückzugewinnen, weil sie sonst verloren gehen könnte. Ich glaube, das ist es, was der Apostel in Galater‬ ‭6:2‬ sagen will.

"Einer trage des anderen Lasten, und so sollt Ihr das Gesetz des Christus erfüllen!"

‭‭Und so hat er vorhin auch darüber gesprochen. Dieses Gesetz, das besagt, daß Du Deinen Nächsten lieben sollst wie Dich selbst. Das zeigte er in Vers 14 auf und das ist natürlich eine Zusammenfassung von Gottes Geboten. Er sagt: "Einer trage des anderen Last". Manchmal lesen wir das und denken, das bedeutet, ihnen zu helfen. Lebensmittel für sie einzukaufen, die Einfahrt für sie zu schaufeln und solche Sachen. Und das ist auch alles gut. Aber es ist nicht daß, worauf es ankommt.

Aber in diesem Zusammenhang geht es um eine Person, die von einer Schuld übermannt wird, und diese Last ist eine Last der Seele. Das erinnert mich an ein Interview, das ich vor nicht allzu langer Zeit gesehen habe. Darin ging es um eine Frau, die zum Christentum übergewechselt war und deren Mann eine chemische Reinigung in Salt Lake City besaß. Sie erzählte, wie sie zum ersten Mal in die Gemeinde kam und all die Leute sah, die ständig in ihrem Laden ein- und ausgegangen sind.

Und als sie dann zum ersten mal in diese Gemeinde kam, sagten die Leute zu Ihr, daß sie so frohen waren, daß sie zu ihnen in die Gemeinde gefunden hat. Daraufhin hat sie sie irgendwann angesprochen und ihnen gesagt: "Wenn Ihr so froh seid, wie kommt es dann, daß Ihr all die Jahre in unseren Laden gekommen seid und nie etwas über das Evangelium zu uns gesagt habt?" Da sagten sie zu ihr: "Ihr schient so glücklich zu sein in Eurem Leben und wir wollten Euch nicht stören." Aber sie sagte: "Ich war verloren in meinem Leben, ich war verloren." Wir müssen die gleiche Last für die Menschen empfinden, wie Jesus sie empfand. Es war diese Last, die Ihn dazu brachte, sich selbst hinzugeben, um die Verlorenen zu suchen und zu retten.

Genau, das steht tatsächlich in dem Vers. Am Ende des Verses heißt es:

"… und so sollt Ihr das Gesetz des Christus erfüllen!"

Wir haben vorhin die goldene Regel erwähnt: "Was Du nicht willst, daß man Dir tu', das füg' auch keinem andern zu." Was würden wir uns von jemandem wünschen, außer daß er uns hilft, wenn wir gefallen sind? Wenn die Ewigkeit auf dem Spiel steht, würden wir uns sicherlich wünschen, daß uns jemand hilft. Wir denken immer: "Ich wünschte, sie würden mich anlächeln und im Gegenzug würde ich sie auch anlächeln. Ich wünschte, sie würden mir den Vorzug geben und mich auf dem Vordersitz sitzen lassen." Ihr wißt schon, diese kleinen Dinge, anstatt in Begriffen der Erlösung zu denken. Das ganze Bild, das er hier zeichnet, ist das Tragen von Lasten, und wenn man an die Erfüllung des Gesetzes in der Nachfolge Christi denkt, kommt mir immer wieder der Gedanke, daß Christus ein Lastenträger ist. Es gibt eine Stelle in Jesaja 53, die diesen Punkt sehr schön aufgreift. Es heißt dort i Vers 4:

"Fürwahr, Er hat unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen;..."

Wir sehen hier, daß Jesus unsere Lasten trägt.

"… und doch hielten wir Ihn für geschlagen, von Gott geschlagen und betrübt. Aber Er ist um unserer Übertretungen willen verwundet und um unserer Missetaten willen gequält worden; die Strafe unseres Friedens lag auf Ihm, und durch Seine Striemen sind wir geheilt. Wir sind alle wie Schafe in die Irre gegangen, ein jeder auf seinen eigenen Weg; und der Herr hat unser aller Schuld auf Ihn gelegt".

Der Herr Jesus ist derjenige, der unsere Lasten trägt, Er ist derjenige, der uns letztlich lehrt, was wir tun sollen, wenn jemand anderes in Sündennot geraten ist. Er ist unser Vorbild und das sollten wir anstreben, und im Übrigen ist diese Art von Herzensreligion für jemanden der nur äußerlich religiös ist? Unmöglich. Paulus sagt, daß die Bestrebung der Errettung durch Beschneidung nicht die Früchte der Gerechtigkeit einbringt.

Wir springen zu Galater 6:3 und hier heißt es:

"Denn wenn jemand meint, etwas zu sein, da er doch nichts ist, so betrügt er sich selbst. Jeder aber prüfe sein eigenes Werk, und dann wird er für sich selbst den Ruhm haben und nicht für einen anderen; denn jeder Einzelne wird seine eigene Bürde zu tragen haben." 

Es ist interessant, daß er diesen Punkt noch einmal ausführlicher darlegt. Im Wesentlichen sagt er, daß wir vorsichtig sein müssen, es ist ein, wie soll ich sagen, ein Merkmal des gefallenen menschlichen Zustands, uns mit anderen zu vergleichen. In 2. Korinther 10:12 gibt Paulus uns sogar einen Ratschlag.

"Denn wir wagen es nicht, uns denen zuzurechnen oder gleichzustellen, die sich selbst empfehlen; sie aber sind unverständig, indem sie sich an sich selbst messen und sich mit sich selbst vergleichen."

Man merkt, daß sie sich selbst loben, warum? Wenn man sich vergleicht, kann man immer jemanden finden, dem man überlegen zu sein scheint. Tatsache ist aber, daß unser Maßstab Christus ist. Wenn wir immer auf Christus schauen, ergibt sich eine ganz andere Erkenntnis darüber, wer wir sind. Wir sollten uns mit Christus vergleichen anstatt mit Menschen. In Galater 6:4 sagt Paulus nämlich folgendes.

"Jeder aber prüfe sein eigenes Werk, und dann wird er für sich selbst den Ruhm haben und nicht für einen anderen."

In 2. Korinther 13:5 spricht er auch davon, daß wir uns selbst prüfen sollen, ob wir im Glauben sind. Nun, wir wollen sicher nicht unsere ganze Zeit damit verbringen, uns selbst zu prüfen, unsere eigenen Fehler zu betrachten. Wenn wir das ständig tun, werden wir entmutigt und vergessen, daß Christus da ist, um uns in Zeiten der Not zu helfen. Hier geht es darum, sich auf Christus zu konzentrieren. Wenn wir Christus nahe kommen, durchdringt Seine Güte unsere Seele, und wir sind dann in der Lage, unser Leben im Licht des Beispiels Christi zu bewerten.

Wenn wir also Christus nahe kommen, werden wir unsere eigene Bedürftigkeit erkennen und uns nicht für etwas Besonderes halten. Wir werden uns nicht über andere erheben, sondern uns so sehen können, wie wir wirklich sind. Ohne den Heiligen Geist könnten wir unseren wahren Zustand nicht erkennen. Wenn wir anfangen, unsere Sündhaftigkeit zu sehen, sollten wir den Mut haben, daß wir genug vom Heiligen Geist haben, um dieses Ausmaß an Sündhaftigkeit zu sehen, und das muß für uns ein Beweis dafür sein, daß der Geist willens und bereit ist, ein Werk in unseren Herzen zu tun, das wir selbst nicht tun können. 

‭‭Wenn wir anfangen, den Heiligen Geist zu spüren, der uns auf die Bereiche hinweist, in denen wir Hilfe brauchen, dann ist das nichts anderes als die Stimme Jesu Christi selbst, die zu unserer Seele spricht. Die Tatsache ist, daß es am gefährlichsten in meinem Leben ist, wenn ich mich wohl fühle und ein gutes Gefühl habe, wie die Dinge in meinem Leben laufen. Wenn ich mich jedoch unwohl fühle, dann weiß ich, daß ich nicht unbedingt dort bin, wo ich sein sollte. Ich befinde mich auf einer gewissen Ebene des Unbehagens, und doch weiß ich, daß die Stimme Jesu in meinem Herzen diejenige ist, die mich das spüren läßt. Das bedeutet das Gott an mir arbeitet.

Ein christliches Leben ist ein Leben des Wachstums. Eltern wären sehr beunruhigt, wenn sie ein Kind hätten, das auf die Welt käme und im Alter von einem Jahr aufhören würde zu wachsen. Ein halbes Jahr später ist das Kind anderthalb Jahre alt und ist immer noch nicht gewachsen, und wenn es dann zwei Jahre alt ist und immer noch nicht gewachsen ist, würden die Eltern zu jedem Arzt in der Stadt gehen und nach Hilfe suchen. Allzu oft sind wir als Christen zufrieden, wenn wir an demselben Ort sind, an dem wir seit 5, 10, 20 Jahren sind. Der Herr will also, daß wir unsere Schwächen sehen und unsere eigene Arbeit prüfen, nicht damit wir entmutigt herumlaufen, sondern um uns zu veranlassen, uns weiter nach Ihm auszustrecken, damit wir weiter in die Ähnlichkeit mit Christus wachsen können. Und wir werden nicht in der Lage sein, mit anderen in der richtigen Weise umzugehen, denn anstatt uns über sie zu stellen, werden wir mit ihnen mitfühlen, weil wir wirklich nicht besser sind als sie.

Außerdem ist dies nicht nur ein guter Ratschlag, sondern für uns unerläßlich. Das ist es, worauf Paulus in Galater‬ ‭6:5‬ hinweist, wenn er sagt:

"Denn jeder Einzelne wird seine eigene Bürde zu tragen haben." 

Im Wesentlichen will er damit sagen, daß es hier einen Faktor der Verantwortlichkeit gibt und wenn wir die Last des anderen tragen, versuchen wir letztlich, anderen zu helfen. Wir können niemandem eine christliche Erfahrung vermitteln, so sehr wir auch versuchen können, seine Last zu tragen, aber wir müssen für unsere eigenen Entscheidungen eingestehen. Wir müssen unsere eigenen Entscheidungen und für unsere eigene Erfahrung verantworten, oder das Fehlen einer solchen. Er sagt also, daß jeder im Grunde genommen seine eigene Last tragen muß. Während er das sagt, leitet er zu ein paar sehr herausfordernden Versen über, in denen er versucht, ihnen die Schwierigkeiten zu beschreiben, die sie haben werden, wenn sie dieses Evangelium der Beschneidung oder die Werke des Gesetzes annehmen, das ihnen von diesen judaisierenden Christen präsentiert wird.

Wir wollen nun mit Galater‬ ‭6:6‬ weitermachen und nur noch ein paar Verse lesen.

"Wer im Wort unterrichtet wird, der gebe dem, der ihn unterrichtet, Anteil an allen Gütern!"

Es geht hier um den Apostel Paulus, der selbst hilft, die Last dieser Galater zu tragen, und versucht, die zu erreichen, die selbst gefallen sind, nämlich diese Gemeinde. Viele dieser heidnischen Gläubigen haben begonnen, den Weg dieser judaisierenden Lehrer zu gehen. Er will damit sagen: "Ich versuche, Eure Lasten zu tragen und mit Euch zu teilen. Wir müssen die Lasten der anderen tragen."

Galater‬ ‭6:7‬.8

"Irrt Euch nicht: Gott läßt sich nicht spotten! Denn was der Mensch sät, das wird er auch ernten. Denn wer auf sein Fleisch sät, der wird vom Fleisch Verderben ernten; wer aber auf den Geist sät, der wird vom Geist ewiges Leben ernten."

Der Apostel Paulus will damit sagen: "Ihr kennt das Evangelium der Beschneidung, der Werke des Gesetzes, es befördert Euch in den Zustand des Fleisches. Wenn Ihr nicht an die Rechtfertigung durch den Glauben an Christus glaubt, wenn Ihr die Notwendigkeit der Vereinigung mit Christus nicht erkennt, dann empfangt Ihr den Geist nicht und alles, was bleibt, ist das Fleisch. Wenn Ihr auf Euer Fleisch sät, werdet Ihr Verderben ernten." Dies ist eine sehr deutliche Warnung, die er ausspricht.

Ich möchte noch etwas hinzufügen, was hier sehr wichtig ist: Wer auf sein Fleisch sät, wird von seinem Fleisch Verderben ernten. Das ist kein willkürlicher Akt eines Gottes, der zornig ist, weil wir uns für etwas anderes entschieden haben als das, was Er von uns verlangt hat. Gott versucht uns mitzuteilen, daß das Fleisch Verderben bringt und die Sünde ihre eigene Strafe mit sich bringt. Gott versucht nicht, uns von den schönen Dingen des Lebens abzuhalten. Gott versucht, uns vor Dingen zu schützen, die uns zerstören würden. Deshalb sagt Er: "Laßt Euch nicht täuschen!" Doch solche Menschen versuchen, uns zu täuschen. 

Es gibt noch ein paar andere Stellen in der Heiligen Schrift, die diese Worte "Laßt Euch nicht täuschen!" verwenden. Eine davon ist in 1. Johannes 3:7

"Kinder, laßt Euch von niemand verführen! Wer die Gerechtigkeit übt, der ist gerecht, gleichwie Er gerecht ist."

Niemand kann behaupten, durch die Beschneidung gerecht zu werden. Er sagt, wenn sie das tun, sind sie nicht gerecht. Derjenige, der Gerechtigkeit übt, ist gerecht. Laßt Euch davon nicht täuschen. Und an anderer Stelle sagt Jakobus:

"Wer aber hineinschaut in das vollkommene Gesetz der Freiheit und darin bleibt, dieser Mensch, der kein vergeßlicher Hörer, sondern ein wirklicher Täter ist, er wird glückselig sein in seinem Tun." (Jakobus‬ ‭1:25‬)

‭‭Dann sagt er, daß Ihr Euch selbst betrügt, wenn Ihr nur auf das Gesetz hört. Laßt Euch also nicht von der Vorstellung täuschen, daß Ihr nur auf das Gesetz zu hören braucht, Gerechtigkeit durch Beschneidung oder irgendetwas anderes beanspruchen könnt und dennoch ein Leben führt, das kein gerechtes Leben ist. Wenn Ihr auf das Fleisch sät, werdet Ihr Verderben ernten. Ihr werdet ernten, was Ihr sät, das sagt er ganz klar. Aber gleich danach sagt er, wenn Ihr auf den Geist sät, werdet Ihr ewiges Leben ernten.

Galater‬ ‭6:9‬ ‭

"Laßt uns aber im Gutestun nicht müde werden; denn zu seiner Zeit werden wir auch ernten, wenn wir nicht ermatten."

Hier hilft er den Galatern zu verstehen, was sie getan haben: Sie sind müde geworden, Gutes zu tun. Bereits in Galater‬ ‭5:7‬ sagte er: 

"Ihr lieft gut; wer hat Euch aufgehalten, daß Ihr der Wahrheit nicht gehorcht?"

Das ist genau das, was er hier sagt: Laßt uns nicht müde werden, Gutes zu tun, wir sind auf dem richtigen Weg. Werdet nicht müde und geht nicht den leichten Weg mit diesen falschen Täuschungen. Der Gedanke ist: Wenn Ihr bei dem Herrn Jesus bleibt, werdet Ihr ewiges Leben ernten. Es gibt einen Vers in Hebräer 10, der dies sehr anschaulich illustriert, nämlich Vers 23.

"Laßt uns festhalten am Bekenntnis der Hoffnung, ohne zu wanken — denn Er ist treu, der die Verheißung gegeben hat, ..."

Das ist dasselbe, was er im Galaterbrief sagt: Wir werden ernten, wenn wir nicht den Mut verlieren. Er, der es versprochen hat, ist treu. Wenn wir bei dem Herrn Jesus bleiben und nicht aufgeben wegen der Versuchungen des Fleisches, können wir sicher sein, daß wir ewiges Leben ernten werden.

Das ist interessant, denn gleich im nächsten Vers des Hebräerbriefes heißt es:

" … und laßt uns aufeinander achtgeben, damit wir uns gegenseitig anspornen zur Liebe und zu guten Werken,"

Auch hier geht es darum, die Last des anderen zu tragen, und das führt uns zu Vers 10 in Galater 6:10, wo es heißt:

"So laßt uns nun, wo wir Gelegenheit haben, an allen Gutes tun, besonders aber an den Hausgenossen des Glaubens.‭"

Eine Sache, die mir sehr am Herzen liegt, ist die Tatsache, daß Christen zu Christen am gemeinsten sein können. Wir hacken gerne aufeinander herum. Ich höre immer wieder, daß Christen sich über die schlechten Christen lustig machen, indem sie ihnen den Vorteil des Zweifels einräumen. Wenn man versucht, den Ruf des anderen zu schützen, kann man eine Person auf der Straße sehen und für sie Zeugnis ablegen. Wir werden mit ihnen teilen, wir werden mit ihnen über Jesus sprechen. Wir sehen jemanden in der Kirche und hegen seit 30 Jahren einen Groll gegen ihn - woher kommt das? Sicherlich nicht vom Geist, sondern von unserem Fleisch. Der Apostel fordert uns hier auf, allen Gutes zu tun, vor allem denen, die zum Haus des Glaubens gehören. Sogar Jesus hat gesagt: "Wenn Du zum Altar kommst und Dich daran erinnerst, daß jemand etwas gegen Dich hat, dann geh hin und bring es in Ordnung." Bemüht Euch um die Versöhnung mit den anderen. Jesus sagte: "Man wird Euch an Eurer Liebe zueinander als Meine Jünger erkennen." Laßt uns also danach trachten, die Last des anderen zu tragen, andere im Geist der Sanftmut wiederherzustellen, andere zu lieben, wie Christus uns geliebt hat. 

Übersetzung Alex Janzen, Oktober 2021©


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