12.10.2021

(13) Der Galaterbrief - Sich des Kreuzes rühmen

 



Wir lesen Galater Kapitel 6 und beginnen in Vers 11. In Galater 6:11 sagt der Apostel Paulus:

"Seht, mit welch großen Buchstaben ich Euch geschrieben habe mit eigener Hand!"

Wenn wir das lesen, sagt es zunächst nicht viel aus! Also wovon spricht er? Was sind das für "große Buchstaben"? Er schreibt also etwas! Prahlt er jetzt damit? Sobald wir erkennen, was hier der Hintergrund ist, dann werden wir wirklich viel über den Apostel Paulus lernen. Wir sehen, daß Paulus eine Art Herausforderung hatte, offensichtlich mit seinem Augenlicht, und wenn wir zu 2. Korinther Kapitel 12 zurückgehen, spricht Paulus davon, daß er einen "Dorn im Fleisch" hatte.

Die meisten Gelehrten glauben, daß dieser "Dorn im Fleisch" etwas mit seiner Sehschwäche zu tun hatte, nachdem er den verherrlichten Herrn Jesus auf der Straße nach Damaskus gesehen hatte. Wir greifen diesen Gedanken einmal in Galater 4:15 auf, wo er über die Gläubigen in Galatien spricht und darüber, wie sehr sie einst bereit gewesen waren sich für ihn aufzuopfern.

Galater‬ ‭4:15‬ ‭

"Was war denn Eure Glückseligkeit? Denn ich gebe Euch das Zeugnis, daß Ihr wenn möglich Eure Augen ausgerissen und mir gegeben hättet."

Der Gedanke liegt nahe, daß etwas mit seinen Augen nicht in Ordnung war. Außerdem haben wir festgestellt, daß Paulus seine Briefe oft von einem Schreiber schreiben ließ, sie dann aber mit seiner eigenen Hand unterschrieb, nur um dem Ganzen eine gewisse Glaubwürdigkeit zu verleihen. Wenn wir zum Beispiel 1. Korinther 16:21 aufschlagen, sehen wir es ganz deutlich.

"Das ist mein, des Paulus, handschriftlicher Gruß."

Mit anderen Worten, er ließ den Brief von jemand anderes schreiben und unterschrieb ihn dann. Offensichtlich war es für ihn mit seiner Sehschwäche schwieriger, er hatte keine Brille, und wenn er versuchte, diese Dinge zu schreiben, war es für ihn schwer, sich auf das zu konzentrieren, was er schrieb.

Anderes gesagt: Damit er sehen konnte, was er schrieb, mußte er ganz groß schreiben. Was er den Galatern sagen will, ist: "Ich habe diesen Brief nicht von jemand anderes schreiben lassen, ich unterschreibe ihn nicht einfach. Ich selbst habe diesen ganzen Brief geschrieben." Er teilt uns die Last mit, die er für diese Menschen trug.

Wenn wir dort in Galater‬ ‭6:12 weitermachen, geht er tiefer auf diesen Aufruf ein. Dort heißt es:

"Alle, die im Fleisch wohlangesehen sein wollen, nötigen Euch, daß Ihr Euch beschneiden laßt,...‭‭‬"

Er spricht hier wieder über diese judaisierenden Christen. Das ist das Thema im Galaterbrief.

Sie kamen mit einem verdrehten Evangelium daher, in dem sie sagten, man könne an Jesus Christus glauben, aber wenn man wirklich gerettet werden wolle, müsse man sich beschneiden lassen. Die Beschneidung wurde sozusagen zu einem Ersatz für den Glauben an Christus, zu einem Ersatz für echten Gehorsam. Dann sagt er in Galater‬ ‭6:12+13‬ ‭

"… sie nötigen Euch, daß Ihr Euch beschneiden laßt, nur damit sie nicht um des Kreuzes des Christus willen verfolgt werden. Denn nicht einmal sie selbst, die sich beschneiden lassen, halten das Gesetz, sondern sie verlangen, daß Ihr Euch beschneiden laßt, damit Ihr Euch Eures Fleisches rühmen können."

Diese judaisierenden Christen, die die Galater, die Paulus durch das Evangelium zum Glauben gebracht hatte, verführten sie nun durch ihre nicht ganz reinen Beweggründe. Sie machen eine gute Figur in der Öffentlichkeit, und das gab ihnen ein gutes Gefühl, weil sie so zu Ansehen kamen. Und so geht es für sie bei der ganzen Sache nicht so sehr um die Gläubigen selber, sondern um etwas, das sie für sich selbst tun wollten um in ihrem Ansehen zu wachsen.

Das steht völlig im Gegensatz zum Geist Christi, denn wir lernen im Philipperbrief, daß Jesus sich keinen Namen gemacht hat. Als Er auf diese Erde kam, kam Er nicht, um in einem Palast geboren zu werden. Er war zu jeder Zeit bereit, als etwas anderes angesehen zu werden, als Er war, als etwas, das falsch dargestellt wurde. Alles Mögliche, und das war so, weil der Ruf nicht das Wichtigste für Jesus war, sondern Sein Charakter, die Rettung von Seelen, das Zugehen auf Menschen.

Der Apostel Paulus sagte zu ihnen: "Seht, diese Leute haben nicht Euer Bestes im Sinn, sie tun das nur für sich selbst." Es stimmt, daß der Apostel Paulus sich selbst als gläubigen Juden betrachtete, weil er sich an die wirkliche Religion der Juden gehalten hatte. Aber die jüdische Religion seiner Zeit, die Religion selbst, war ein Ersatz für die Nachfolge Christi. Interessant war, daß sie, um der Verfolgung zu entgehen, in Wirklichkeit versuchten, ihr altes nicht geistliche Leben beizubehalten, und dann versuchten, andere in dieses alte nicht geistliche Leben hineinzuziehen.

Sie hatten sich ihre eigene Religion geschaffen, und es ist interessant, wie Menschen manchmal auf ein Steckenpferd steigen, ihre eigene Lieblingsidee, und sie mögen das Gefühl, das sie bekommen, wenn sie andere Menschen für diese Lieblingsidee gewinnen können. Das macht sie zu "Gurus über die Massen", wir sind alle in diesem "Club", und das gibt ihnen eine "Clubhaus-Mentalität". Das scheint hier der Fall gewesen zu sein. An einer anderen Stelle im Galaterbrief spricht der Apostel Paulus ausdrücklich über den Beweggrund, der hinter diesen Irrlehrern steckt.

Galater‬ ‭4:17

"Sie eifern um Euch nicht in edler Weise, sondern wollen Euch ausschließen, damit Ihr um sie eifert."

Sie haben also versucht, Anhänger zu finden. Wißt Ihr, der Grund, warum Menschen oft versuchen, jemanden zu finden, der ihnen folgt, ist, daß sie, wenn sie nicht in der richtigen Position sind und sich selbst rechtfertigen wollen, wenn sie eine ganze Reihe von anderen Menschen dazu bringen können, ihnen zuzustimmen, daß es ihnen hilft, ihre Position zu bestätigen. Es gibt ihnen auch ein größeres Gefühl von Macht und Einfluß und es gibt alle möglichen falschen Beweggründe, die entstehen können, wenn wir versuchen, Anhänger für uns zu gewinnen. Nun, ich will etwas einwerfen, ich möchte, daß Ihr den folgenden Gedanken beachtet. Hier steht, daß sie gerne Menschen ausschließen würden. Der Punkt, auf den er hinaus will, ist, daß sie versucht haben, eine Art "Clubhaus-Mentalität" aufzubauen: "Willst Du zu uns gehören, dann mußt Du Dich beschneiden lassen. Es ist so, daß man dies und das tun muß, um Teil dieses "Clubs" zu sein." 

Und was sie nun tun, ist, die Leute, die nicht mitmachen wollen, auszuschließen. Man kann nur Teil des "Clubs" sein, wenn man sich beschneiden läßt. Indem man bestimmte Leute auf diese Art ausgrenzt, wetteifert man um sie. Die Formulierung von Paulus ist: "Sie umwerben Euch emsig und dann wollen sie Euch ausschließen, damit Ihr für sie eifert". Es ist ein seltsames Phänomen, das Teil der menschlichen Natur ist: Wenn wir von etwas ausgeschlossen werden, scheint die fleischliche Natur das umso mehr zu wollen. So nach dem Motto: "Wenn ich es nicht haben kann, warum kann ich es nicht haben? Ich möchte dazugehören, ich möchte Teil dieser gehobenen Gruppe sein!" Und das ist es, was er hier über den Ausschluß von ihnen sagt, aber die Irrlehrer schließen sie letztendlich aus, weil sie wollen, daß diese Galater in ihre Denkweise und ihre Religion verliebt sind. Die andere Sache, die mir hier auffällt, ist, daß sie ihnen eifrig "den Hof machen", so daß man dieses Bild des Werbens hat, wo, obwohl sie ausschließen, sie auch, wenn man falsche Lehrer mit einbezogen hat, da ist normalerweise etwas Schmeichelei im Spiel ist.

Wenn man jemandem "den Hof macht", vermittelt man ihm das Gefühl, daß man ihn haben will, daß er große Entwicklungsmöglichkeiten hat. Sie umwerben ihn also und geben ihm das Gefühl, daß er wirklich etwas Besonderes sein könnte, wenn er beschnitten wäre. Sie versuchen, ihn dazu zu verleiten, aber das ist nicht zum Vorteil dieses Gläubigen, es ist zu ihrem eigenen Vorteil.

Eine Sache, die der Apostel Paulus hier sagt, ist interessant. In Galater‬ ‭4:18 heißt es dann:

"Das Eifern ist aber gut, wenn es für das Gute geschieht, und zwar allezeit, nicht nur, wenn ich bei Euch anwesend bin.‭‭‬"

Er sagt, daß es gut ist, eifrig zu sein. Obwohl sie also auf eine falsche Weise eifrig waren, will der Apostel Paulus darauf hinweisen, daß es gut ist, eifrig zu sein. Eines der größten Probleme, die wir in der christlichen Kirche haben, ist Selbstgefälligkeit, Faulheit. Wir scheinen zu vergessen, daß der Teufel einer der härtesten Arbeiter ist, die es gibt, und daß er seine Arbeit mit Eifer verrichtet.

Er hat seine Abgesandten, die eifrig ihre Arbeit machen, und er lehnt sich nicht zurück und legt die Beine hoch. Übrigens war Paulus einst einer dieser Abgesandten. Wenn wir uns also zurücklehnen und das einfach ignorieren und sagen: "Naja, der Herr wird sich schon um alles kümmern!" Wenn wir die offensichtlichen Probleme ignorieren, die es gibt, wenn wir unser eigenes Bedürfnis ignorieren, das Evangelium zu verbreiten, wie wir es letztes Mal besprochen haben, wenn wir diejenigen wiederherstellen, die Hilfe brauchen, wenn wir diejenigen gewinnen, die gewonnen werden müssen, dann wird der Teufel aufgrund seines Eifers Schlachten gewinnen, aber er wird nicht stets die Oberhand haben, aber er wird Kämpfe gewinnen, die wir hätten gewinnen können, wenn wir nicht auf unserem Posten geschlafen hätten.

Der Apostel Paulus hatte diesen Eifer. Jesus selber war eifrig. Die Bibel erzählt in der Geschichte von der Tempelreinigung in Johannes‬ ‭2:17‬, wo es heißt, daß David über diesen Eifer geschrieben hat.

"Seine Jünger dachten aber daran, daß geschrieben steht: »Der Eifer um Dein Haus hat mich verzehrt«."

Mit anderen Worten: Jesus war eifrig für die Sache Gottes tätig. Das Problem das Paulus ansprach war nicht der Eifer, sondern, daß diese Leute für die falsche Sache eiferten.

Nun, in Galater‬ ‭6:12 ging es um die Beschneidung. Achtet auf die Formulierung hier:

"Alle, die im Fleisch wohlangesehen sein wollen, nötigen Euch, daß Ihr Euch beschneiden laßt, nur damit sie nicht um des Kreuzes des Christus willen verfolgt werden."

Interessant ist also, daß sie diese Beschneidung erzwingen wollen, um nicht verfolgt zu werden, und das finde ich faszinierend, wenn ich mir das aus der Perspektive des heutigen Christentums anschaue. Viele Christen neigen heute dazu, sich nicht so sehr von der Welt um uns herum unterscheiden zu wollen. Und wir kommen mit verschiedenen Gründen daher. Wir sagen: "Wir würden nicht so viele Menschen erreichen, wenn wir so anders wären." Aber ich fürchte, der wahre Grund ist, daß wir diese Verfolgung nicht ertragen wollen. Wißt Ihr, die Bibel sagt uns folgendes in 2. Timotheus 3:12,

"Und alle, die gottesfürchtig leben wollen in Christus Jesus, werden Verfolgung erleiden."

Man wird verfolgt, wenn man gottesfürchtig lebt. Eine der Herausforderungen bei diesen judaisierenden Lehrern war, daß sie nicht wirklich gottgefällig leben wollten. Sie wollten eine Religion, in der sie ein paar äußerliche Dinge haben, die ihnen helfen würden um ein wahrhaft gottgefälliges Leben zu vermeiden. Wir werden noch tiefer in dieses Thema eintauchen, diese Verfolgung wegen dem Kreuz Christi zu vermeiden und wie wir als Christen es so nötig haben, Christus treu zu sein, egal was kommen mag.

Ich habe mit vielen verschiedenen Glaubensrichtungen und nicht konfessionellen Kirchen gesprochen und viele Artikel gelesen, die in den letzten Jahren eine Neigung zur zunehmenden Verweltlichung des Christentums festgestellt haben. Der Grund dafür ist, daß wir sagen: "Wir versuchen einfach, der Welt zugänglicher zu sein. Wir versuchen, die moderne Welt zu erreichen und so weiter." Aber ich fürchte, die Wirklichkeit ist genau das, wovon Paulus hier redet: "Wir wollen nicht für unseren Glauben leiden oder für unseren Glauben Verfolgung erleiden."

So ist unter anderem das Alkohol Trinken in der Gesellschaft in der christlichen Welt salonfähiger geworden, wo früher das Trinken etwas war, was Christen nicht taten, sie rauchten und tranken nicht, und jetzt sagen sie: "Das war in den alten Zeiten!" Es ist viel einfacher, wenn man mit jemandem zusammenarbeitet, einfach das zu tun, was er tut, und man kann das rechtfertigen, indem man sagt: "Ich versuche nur, mich anzupassen!" und man entgeht der Verfolgung.

Weltliche Musik, Rockkonzerte, und heute gibt es auch christlichen Rock und solche Dinge, haben viele Menschen ehrlich gesagt beunruhigt, denn früher galten diese Dinge als weltlich, und jetzt finden sie ihren Weg in die Kirche, und genau so ist es jetzt mit der modischen Kleidung, oder was auch immer es noch sein mag. Es ist der Wunsch, die Verfolgung zu vermeiden, die entsteht, wenn man anders ist als die Welt. Das ist es, was Paulus dieser falschen Lehre der Galater zuschreibt, diesen falschen Lehrern, diesen judaisierenden Lehrern, das ist es, was er ihnen zuschreibt um das "Ärgernis des Kreuzes" zu vermeiden.

Und gleich danach, in Galater‬ ‭6:13‬ steht, daß sie versuchten, sie zur Beschneidung zu zwingen, nur damit sie keine Verfolgung erleiden müssen.

"Denn nicht einmal sie selbst, die sich beschneiden lassen, halten das Gesetz, sondern sie verlangen, daß Ihr Euch beschneiden laßt, damit sie sich Eures Fleisches rühmen können."

Er versucht, ihnen zu zeigen, daß sie vorsichtig sein sollten, wem sie hier vertrauen. Damals, in den Tagen Jesu, sagte Er zu denen, die damals Seinen Dienst verfolgten und kritisch hinterfragten: "Ihr redet über das Gesetz des Mose, aber keiner von Euch hält das Gesetz. Warum versucht Ihr, mich zu töten?"

Sie waren gerade dabei in ihrem Herzen, den Sohn Gottes zu töten, und doch gaben sie sich als Gesetzeshüter aus, und das ist es, was der Apostel Paulus hier sagt. Diese Leute, denen man vertraut, drängen auf die Beschneidung, während sie selbst das Gesetz nicht halten. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das zu betrachten, aber es ist nur ein weiterer Punkt, der zeigt, daß die Beschneidung ein Ersatz für den Gehorsam war. Das war es, was mit diesen Irrlehrern wirklich geschah. Ich denke, das ist ein wichtiger Punkt, den wir verstehen müssen.

Die Vorstellung vieler ist, daß diese Galater sich dem Evangelium der Beschneidung anschließen wollten, weil sie gehorsam waren. Und immer wieder hat Paulus darauf hingewiesen, daß sie alles andere als gehorsam waren, sie haben das Gesetz nicht gehalten. Er macht diesen Punkt hier sehr deutlich, sie waren keine Gesetzeshüter. Im Gegenteil sogar, sie vertrauten lieber auf Ihr Fleisch.

Galater‬ ‭6:14‬

"Von mir aber sei es ferne, mich zu rühmen, als nur des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus, durch das mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt."

Das ist stark, und dieser Vers ist eine Anspielung auf einen alttestamentlichen Vers aus dem Buch Jeremia, und vielleicht können wir kurz Jeremia 9 aufschlagen, denn der Apostel Paulus scheint die Sprache direkt zu übernehmen. Jeremia‬ ‭9:22+23

"So spricht der Herr: Der Weise rühme sich nicht seiner Weisheit und der Starke rühme sich nicht seiner Stärke, der Reiche rühme sich nicht seines Reichtums; sondern wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, daß er Einsicht hat und Mich erkennt, daß Ich der Herr bin, der Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit übt auf Erden! Denn daran habe Ich Wohlgefallen, spricht der Herr."

‭‭‬Das ist also eine ganz klare Parallele zu dem, was der Apostel Paulus sagte: Er will sich in nichts

"rühmen, als nur des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus."

Hier bezieht er sich auf die Tatsache, daß uns im Buch Jeremia gesagt wird, daß wir uns nicht der Weisheit, der Macht oder des Reichtums rühmen sollen, sondern daß wir uns nur rühmen sollen, Jesus zu kennen. Das ist ein mächtiger Gedanke, mit anderen Worten, das Kreuz Jesu Christi ist der Weg, auf dem wir Gott kennen lernen. Durch das Kreuz erfahren wir, daß Jesus Christus eine persönliche Beziehung zu uns haben will. Daß er bereit ist, sein Leben für uns zu geben. Die Liebe Gottes wird durch das Kreuz Christi offenbart. Wenn wir also Gott ganz persönlich und vertraulich kennenlernen wollen, dann finden wir das im Kreuz, und wenn wir Gott kennen und verstehen können, dann sollten wir uns dessen rühmen.

All diese anderen Dinge sind uns von Gott gegeben. Deshalb sind es oft nicht die Weisen, die Mächtigen, die Reichen, die durch das Evangelium zu uns kommen, und es gibt einen Vers oder einen Abschnitt im Neuen Testament, der dies berührt. Ich dachte, ich könnte ihn vielleicht zusammen mit Euch lesen. In 1. Korinther 1:26-29‬ heißt es:

"Seht doch Eure Berufung an, Ihr Brüder! Da sind nicht viele Weise nach dem Fleisch, nicht viele Mächtige, nicht viele Vornehme; sondern das Törichte der Welt hat Gott erwählt, um die Weisen zuschanden zu machen, und das Schwache der Welt hat Gott erwählt, um das Starke zuschanden zu machen; und das Unedle der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt, und das, was nichts ist, damit Er zunichtemache, was etwas ist, damit sich vor Ihm kein Fleisch rühme."

Gott will, daß wir unsere Bedürftigkeit erkennen, und so werden diejenigen, die schließlich berufen werden, alle berufen, aber diejenigen, die dem Ruf folgen, sind am Ende diejenigen, die erkennen, daß sie nicht die Klügsten, nicht die Reichsten, nicht die Beliebtesten sind. In den Augen vieler Menschen mögen sie unbedeutend sein, aber sie scheinen diejenigen zu sein, die dem Ruf folgen, zum Fest des Evangeliums zu kommen, weil sie sich in der Gegenwart Gottes nicht rühmen wollen, und Gott will, daß die ganze Ehre Ihm zukommt, weil Er derjenige ist, der all diese Dinge für uns bereitgestellt hat. Wenn wir die Ehre für uns selbst nehmen, wenn wir das Gefühl haben, größer oder besser als andere zu sein, dann können wir niemals wirklich verstehen, was das Kreuz Jesu Christi für uns bedeutet.

Wenn wir davon sprechen, daß wir uns nicht mit irgendetwas rühmen sollen, das in uns steckt, fällt es uns manchmal schwer, zuzugeben, daß "in meinem Fleisch nichts Gutes wohnt". Dann neigen wir dazu, zu denken, daß wir in Gottes Augen wertlos sind, und es ist eine seltsame Zweigliedrigkeit, in der Gott uns klar machen will, daß dies unser gefallener Zustand ist. "Aber Ich liebe Dich, und Ich werde für Dich tun was Du nicht für Dich selbst tun kannst."

Ich glaube, daß der Apostel Paulus diesen Punkt in 2. Korinther 12 besonders hervorhebt. Hier teilt Paulus seine eigene Erfahrung mit, und dies ist eine der wertvollsten Abschnitte. Für mich ist es eine der ermutigendsten Stellen in der Heiligen Schrift, die für mich und wahrscheinlich für viele ein Segen war. In ‭‭2. Korinther‬ ‭12:9‬ heißt es, daß Jesus folgendes zu Paulus spricht.

"Und Er hat zu mir gesagt: »Laß Dir an Meiner Gnade genügen, denn Meine Kraft wird in der Schwachheit vollkommen!« Darum will ich mich am liebsten vielmehr meiner Schwachheiten rühmen, damit die Kraft des Christus bei mir wohne."

Der Gedanke dahinter ist, daß man sagen könnte: Manchmal sagen die Leute, ich bin nichts wert, ich bin zu nichts gut. Gelobt sei der Herr, denn jetzt kann ich mich rühmen, daß Gottes Stärke in meiner Schwäche vollkommen ist.

‭‭2. Korinther‬ ‭12:10‬ ‭

"Darum habe ich Wohlgefallen an Schwachheiten, an Mißhandlungen, an Nöten, an Verfolgungen, an Ängsten um des Christus willen; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark."

Warum? Weil ich, wenn ich schwach bin, mein Bedürfnis nach Christus erkenne und mich fester an Ihn klammere. Wenn die Kraft Christi auf uns ruht, kann man sie nicht leugnen. Die Macht eines veränderten Lebens, das einen schwachen Menschen, einen sündigen Menschen, einen Menschen, der in den Augen der Welt keine hohe Stellung hat, aufnimmt, ist der Beweis für die Macht Christi, und das Evangelium von Christus ist für uns alle Welt wert. Es ist also gerade die Schwäche, die wir haben, die dazu führt, daß Christus erhöht wird.

Ich glaube, wir sollten noch einmal kurz zu Jeremia, Kapitel 9, zurückgehen. Ihr erinnert Euch, daß wir uns eine Stelle angesehen haben, aus der der Apostel Paulus seine Aussagen bezog, und wir sprachen in den Versen 22 und 23 darüber, daß wir uns nicht der Weisheit, der Macht oder des Reichtums rühmen sollten, und in Vers 23 hieß es, wir sollten uns der Tatsache rühmen, daß wir Ihn verstehen und kennen. Aber dann beachten wir Vers 24. Ich glaube, daß der Apostel Paulus absichtlich die Sprache aus diesem Abschnitt herauszieht, weil seine Zuhörer wahrscheinlich genau wußten, worauf das hinauslief. Zumindest die Judenchristen von damals konnten erkennen genau, woher diese Formulierung stammte. Jeremia‬ ‭9:24‬ ‭

"Siehe, es kommen Tage, spricht der Herr, da werde Ich alle heimsuchen, die, obgleich beschnitten, doch unbeschnitten sind: ..."

Das bedeutet, daß der Apostel Paulus eine Sprache benutzte, die mit der Beschneidung zusammenhing. Es war genau das Thema, mit dem er sich in Galatien beschäftigte. Er sagte im Wesentlichen, daß man sich nicht mit der Beschneidung rühmen kann. Hier wurde nicht einmal in Jeremia ein Unterschied gemacht. Nun, in Jeremia‬ ‭9:25‬ sagt er weiter:

"… die Ägypter, die Juden, die Edomiter, die Ammoniter, die Moabiter und alle mit gestutztem Bart, die in der Wüste wohnen; denn alle Heiden sind unbeschnitten, das ganze Haus Israel aber hat ein unbeschnittenes Herz."

Die Beschneidung ist also nichts, die Unbeschnittenheit ist nichts, das Halten der Gebote Gottes ist das, was zählt. Es ist manchmal interessant, wenn Menschen den Galaterbrief hören. Ich habe Menschen getroffen, die mir sagten, daß man ein Christus-plus-Evangelium lehrt, wenn man über die Bedeutung des Gehorsams gegenüber Gott spricht. Wir haben bereits Galater Kapitel 3 durchgelesen, wo es heißt, daß das Evangelium der Lehrmeister ist, um uns zu Christus zu führen, wenn man das Gesetz herausnimmt, braucht man Christus nicht. Man braucht das Evangelium nicht, was ist die gute Nachricht für einen Menschen, der nicht durch das Gesetz Gottes verdammt ist? Der Gedanke ist, daß das Gesetz und das Evangelium Hand in Hand gehen. Das Evangelium ist die Antwort auf die Verurteilung, die vom Gesetz kommt. Wenn wir durch den Glauben gerechtfertigt sind, wissen wir, daß der Glaube das Gesetz aufrichtet, also gibt es keine Hinzufügung des Gesetzes zu Christus, weil das Gesetz in Christus verkörpert ist. Wenn wir Christus im Herzen haben, dann wird das Gesetz in unserem Leben gelebt werden.

Paulus trifft den Kern der Sache in Philipper‬ ‭3:3, wo er schreibt:

"Denn wir sind die Beschneidung, die wir Gott im Geist dienen und uns in Christus Jesus rühmen und nicht auf Fleisch vertrauen."

Das ist ein ausgezeichneter Vers. Wir sind am Ende unseres Studiums des Buches Galater angelangt, und ich kann mir keine bessere Schlußfolgerung für das vorstellen, was der Apostel Paulus diesen Gläubigen zu sagen versuchte: "Freut Euch in Christus Jesus!", und das ist das Herzstück des Evangeliums, und diese Gläubigen haben begonnen, Vertrauen in das Fleisch zu setzen und versucht, das christliche Leben ohne eine Verbindung mit Christus zu leben. Aber was diese Verbindung mit Christus betrifft, so kommt der Geist Gottes herein, und da wir aus dem Geist Gottes geboren sind, können wir das Gesetz leben, das sie so eifrig zu halten versuchten, es aber nie konnten. Vielen Dank, daß Ihr Euch uns angeschlossen haben, und möge Gott Euch segnen!

(13) "Sich des Kreuzes rühmen"

Übersetzung Alex Janzen, November 2021©



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