15.10.2022

Was bedeutet der Ausdruck "Gesetz Christi"?

 




Der Ausdruck, auf den wir uns beziehen steht in 1. Korinther 9:21

"Denen, die ohne Gesetz sind, bin ich geworden, als wäre ich ohne Gesetz — obwohl ich vor Gott nicht ohne Gesetz bin, sondern Christus gesetzmäßig unterworfen —, damit ich die gewinne, die ohne Gesetz sind."

und in Galater 6:2

"Einer trage des anderen Lasten, und so sollt Ihr das Gesetz des Christus erfüllen!"

und wir werden beide Bibeltexte untersuchen.

1. Das Problem

Die Rolle des Gesetzes im Leben des Christen wird nach wie vor diskutiert. Das beruht zum Teil auf der Tatsache, daß Paulus sowohl negativ als auch positiv über das Gesetz schrieb – etwas, das beendet ist, aber durch den Glauben fest steht. Die Diskussion folgt außerdem aus der protestantischen zweigliedrigen Einteilung zwischen Gesetz und Evangelium. Infolgedessen wird das "Gesetz Christi" oft als Bezeichnung für das verstanden, was in der christlichen Kirche an die Stelle des alttestamentlichen Gesetzes trat.

Für einige stellt das Gesetz Christi die ethischen und moralischen Lehren Christi dar oder das Gesetz der Liebe, das angeblich an die Stelle des jüdischen Gesetzes getreten ist. Diese Möglichkeiten sind allerdings lediglich gelehrte Vermutungen. Glücklicherweise erkennen viele Neutestamentler, daß die zweigliedrige Einteilung zwischen Glaube, Evangelium und Gesetz nicht von Paulus kommt, etwas, daß Adventisten immer geglaubt und gelehrt haben.

"Was wollen wir nun sagen? daß Heiden, die nicht nach Gerechtigkeit strebten, Gerechtigkeit erlangt haben, und zwar die Gerechtigkeit aus Glauben, daß aber Israel, das nach dem Gesetz der Gerechtigkeit strebte, das Gesetz der Gerechtigkeit nicht erreicht hat. Warum? Weil es nicht aus Glauben geschah, sondern aus Werken des Gesetzes. Denn sie haben sich gestoßen an dem Stein des Anstoßes," Römer 9:30–32

2. Galater 6:2

"Einer trage des anderen Lasten, und so sollt Ihr das Gesetz des Christus erfüllen!"

Es ist wahr, daß das "Gesetz Christi" im Zusammenhang des Abschnitts direkt mit der christlichen Liebe als Erfüllung des Gesetzes verbunden ist.

"Denn das ganze Gesetz wird in einem Wort erfüllt, in dem: »Du sollst Deinen Nächsten lieben wie Dich selbst." Galater 5:14

In Galater 6:2 wird dieser Grundsatz konkret veranschaulicht:

"Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen."

Das bedeutet nicht, daß das Gesetz der Liebe das alttestamentliche Gesetz ersetzt hat, sondern daß das Gesetz wirklich erfüllt wird, wenn der Gehorsam ein Ausdruck der christlichen Liebe ist. Ja, der Grundsatz der Liebe fäßt das Gesetz zusammen, aber es beseitigt es nicht. Dies wird durch die Tatsache bestätigt, daß die in Galater 5:22–23 aufgeführte Frucht des Geistes auf den Prinzipien des Gesetzes Gottes beruht.

"Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Selbstbeherrschung. Gegen solche Dinge gibt es kein Gesetz."

Ein weiterer wichtiger Text in diesem Zusammenhang ist Römer 13:8

"Seid niemand etwas schuldig, außer daß Ihr einander liebt; denn wer den anderen liebt, hat das Gesetz erfüllt."

wo Paulus den Gedanken wiederholt, daß die Liebe das Gesetz erfüllt, und dann einige der Zehn Gebote zitiert, um zu zeigen, daß sich die Liebe im Gehorsam ihnen gegenüber ausdrückt.

"Denn die [Gebote]: »Du sollst nicht ehebrechen, Du sollst nicht töten, Du sollst nicht stehlen, Du sollst nicht falsches Zeugnis ablegen, Du sollst nicht begehren« — und welches andere Gebot es noch gibt —, werden zusammengefaßt in diesem Wort, nämlich: »Du sollst Deinen Nächsten lieben wie Dich selbst!" Römer 13:9

Die Tatsache, daß Paulus den Gehorsam gegenüber den Zehn Geboten bekräftigt, zeigt deutlich, daß die Liebe, als Zusammenfassung des Gesetzes, das Gesetz nicht abschafft.

"Was wollen wir nun sagen? Ist das Gesetz Sünde? Das sei ferne! Aber ich hätte die Sünde nicht erkannt, außer durch das Gesetz; denn von der Begierde hätte ich nichts gewußt, wenn das Gesetz nicht gesagt hätte: Du sollst nicht begehren!" Römer 7:7

"Wer gestohlen hat, der stehle nicht mehr, sondern bemühe sich vielmehr, mit den Händen etwas Gutes zu erarbeiten, damit er dem Bedürftigen etwas zu geben habe." Epheser 4:28

"Unzucht aber und alle Unreinheit oder Habsucht soll nicht einmal bei Euch erwähnt werden, wie es Heiligen geziemt; auch nicht Schändlichkeit und albernes Geschwätz oder Witzeleien, die sich nicht gehören, sondern vielmehr Danksagung. Denn das sollt Ihr wissen, daß kein Unzüchtiger oder Unreiner oder Habsüchtiger, ein Erbteil hat im Reich Christi und Gottes." Epheser 5:3–5;

"Ihr Kinder, seid gehorsam Euren Eltern in dem Herrn; denn das ist recht. »Du sollst Deinen Vater und Deine Mutter ehren«, das ist das erste Gebot mit einer Verheißung: »damit es Dir gut geht und Du lange lebst auf Erden«." Epheser 6:1–3

"Tötet daher Eure Glieder, die auf Erden sind: Unzucht, Unreinheit, Leidenschaft, böse Lust und die Habsucht, die Götzendienst ist." Kolosser 3:5

3. 1. Korinther 9:21

In diesem Abschnitt spricht Paulus über seine Bereitschaft, sich seinen Zuhörern anzupassen, um seine Mission zu erfüllen:

"Denen, die ohne Gesetz sind, bin ich geworden, als wäre ich ohne Gesetz — obwohl ich vor Gott nicht ohne Gesetz bin, sondern Christus gesetzmäßig unterworfen —, damit ich die gewinne, die ohne Gesetz sind."

Paulus setzt Gottes Gesetz im Prinzip mit dem Gesetz Christi gleich! Was bedeutet das?

Das "Gesetz Christi" ist einfach das Gesetz, wie Christus es in Seinem Leben gelehrt und veranschaulicht hat. Siehe Matthäus 5:17–32 *

… jedoch nicht das Gesetz, wie es von jüdischen Führern gelehrt wurde. In Christus findet man die wahre Bedeutung des Gesetzes, und in diesem Sinne ist es zum "Gesetz Christi" geworden

"Da wir nun eine solche Hoffnung haben, so treten wir mit großer Freimütigkeit auf und nicht wie Mose, der eine Decke auf sein Angesicht legte, damit die Kinder Israels nicht auf das Ende dessen sähen, was weggetan werden sollte. Aber ihre Gedanken wurden verstockt; denn bis zum heutigen Tag bleibt beim Lesen des Alten Testamentes diese Decke unaufgedeckt, die in Christus weggetan wird. Doch bis zum heutigen Tag liegt die Decke auf ihrem Herzen, sooft Mose gelesen wird. Sobald es sich aber zum Herrn bekehrt, wird die Decke weggenommen." 2. Korinther 3:12–16

Dies ist das Gesetz, das durch den Glauben an seinem rechten Platz eingesetzt wurde

"Heben wir nun das Gesetz auf durch den Glauben? Das sei ferne! Vielmehr bestätigen wir das Gesetz." Römer 3:31

Der Gehorsam gegenüber dem Gesetz entspringt der Liebe, nicht dem Versuch, von Gott angenommen zu werden. Christus hat die moralischen Werte des Gesetzes Gottes, wie sie im Alten Testament zu finden sind, nicht beseitigt.

*

Die Erfüllung des Gesetzes

17 Ihr sollt nicht meinen, daß Ich gekommen sei, um das Gesetz oder die Propheten aufzulösen. Ich bin nicht gekommen, um aufzulösen, sondern um zu erfüllen!

18 Denn wahrlich, Ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergangen sind, wird nicht ein Buchstabe noch ein einziges Strichlein vom Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist.

19 Wer nun eines von diesen kleinsten Geboten auflöst und die Leute so lehrt, der wird der Kleinste genannt werden im Reich der Himmel; wer sie aber tut und lehrt, der wird groß genannt werden im Reich der Himmel.

20 Denn Ich sage euch: Wenn Eure Gerechtigkeit die der Schriftgelehrten und Pharisäer nicht weit übertrifft, so werdet Ihr gar nicht in das Reich der Himmel eingehen!

Ermahnung zu Versöhnlichkeit

21 Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt ist: »Du sollst nicht töten!« wer aber tötet, der wird dem Gericht verfallen sein.

22 Ich aber sage Euch: Jeder, der seinem Bruder ohne Ursache zürnt, wird dem Gericht verfallen sein. Wer aber zu seinem Bruder sagt: Raka!, der wird dem Hohen Rat verfallen sein. Wer aber sagt: Du Narr!, der wird dem höllischen Feuer verfallen sein.

23 Wenn Du nun Deine Gabe zum Altar bringst und Dich dort erinnerst, daß Dein Bruder etwas gegen Dich hat,

24 so laß Deine Gabe dort vor dem Altar und geh zuvor hin und versöhne Dich mit Deinem Bruder, und dann komm und opfere Deine Gabe!

25 Sei Deinem Widersacher bald geneigt, während Du noch mit ihm auf dem Weg bist, damit der Widersacher Dich nicht etwa dem Richter ausliefert und der Richter Dich dem Gerichtsdiener übergibt und Du ins Gefängnis geworfen wirst.

26 Wahrlich, ich sage Dir: Du wirst von dort nicht herauskommen, bis Du den letzten Groschen bezahlt hast!

Ehebruch und Ehescheidung

27 Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt ist: »Du sollst nicht ehebrechen!«

28 Ich aber sage Euch: Wer eine Frau ansieht, um sie zu begehren, der hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.

29 Wenn Dir aber Dein rechtes Auge ein Anstoß [zur Sünde] wird, so reiß es aus und wirf es von dir! Denn es ist besser für Dich, daß eines Deiner Glieder verlorengeht, als daß Dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.

30 Und wenn Deine rechte Hand für Dich ein Anstoß [zur Sünde] wird, so haue sie ab und wirf sie von dir! Denn es ist besser für Dich, daß eines Deiner Glieder verlorengeht, als daß Dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.

31 Es ist auch gesagt: »Wer sich von seiner Frau scheidet, der gebe ihr einen Scheidebrief«.

32 Ich aber sage Euch: Wer sich von seiner Frau scheidet, ausgenommen wegen Unzucht, der macht, daß sie die Ehe bricht. Und wer eine Geschiedene heiratet, der bricht die Ehe."

© Übersetzung - Alex Janzen - Oktober 2022


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WEITERE GEDANKEN

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Selbstverständlich hat Jesus hier den Leuten nicht zur Selbstverstümmelung geraten, was wohl auch niemand getan haben wird, sondern es war bildlich gemeint. Mit den Augen kann man sehen, mit den Händen allerlei Dinge tun. Er hatte damit gemeint, daß mein seinen Blick von allerlei Dingen abwenden soll und weggehen, damit man nicht weiter zur Sünde verführt wird und sie dann auch begeht. Das gleiche mit den Händen. Das was man beabsichtigte anzufangen, soll man wie ein heißes Eisen fallen lassen, sich sofort umdrehen und ohne zögern den Ort verlassen wo man sich befindet, damit man sich nicht selber durch die Tat der eigenen Hände in Schwierigkeiten jeglicher Art bringt.

Christi Gesetz bestand schon vor Grundlegung der Welt, ein ewiges Gesetz welches Seinen heiligen, makellosen Charakter verkörpert. Dieses Gesetz, Seine Ordnung ist nicht wandelbar, genauso wie Sein Charakter nicht wandelbar. Er ist kein Mensch so wie wir, die ihren Charakter Laufe ihres Lebens verwandeln können. Doch Gott bleibt immer gleich und beständig, im Gegensatz zu uns. Gottes Gesetz ist kein Gesetz der Willkür und Machtausübung, sondern das was so wenige Menschen verstehen, es ist ein Gesetz der Liebe und es soll und dabei helfen Gott und auch unsere Dasein und unsere Aufgaben und den Umgang mit anderen Menschen besser zu verstehen und in die Tat umzusetzen. Gottes Gesetz wird sich in einem Menschen offenbaren in Wort und Tat, dem es tief in das eigene Herz hinein gesunken ist und der es nach außen hin auslebt, nicht aus bloße Unterwürfigkeit zum Buchstaben oder aus Angst, sondern aus Liebe Gott gegenüber. Christi Gesetz ist ein Gesetz, das frei macht, nicht eines das bindet und indem man es wirklich beherzigt und zu einen ständigen Teil des eigenen Lebens macht, wird man diese Tatsache persönlich erfahren.

© - Manuela Sahm - Oktober 2022

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